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Sport: Bedrückend optimistisch

Dem Handball-Nationalteam droht ein frühes Aus bei der EM – gegen Tschechien muss es gewinnen

Ljubljana. Was denn nun? Als Heiner Brand am Montag nach dem Umzug vom Küstenort Koper ins Grand Hotel der slowenischen Hauptstadt Ljubljana gefragt wurde, wie die Stimmung in der Mannschaft sei, strich er sich kurz über den gewaltigen Schnauzer und sprach dann fast in einem Atemzug von „bedrückt“, „Galgenhumor“ und „gestärkter Moral“. Der verschenkte Sieg über Frankreich beim 29:29 hatte offensichtlich Spuren hinterlassen, das Spiel machte aber auch Mut, bei der Handball-EM vielleicht doch noch jene dominierende Rolle spielen zu können, die vom WM- und EM-Zweiten erwartet wird. „Es ist nichts verloren“, glaubt der Bundestrainer.

Es wird aber sehr schwer, etwas zu gewinnen. Denn in der Hauptrunden-Gruppe zwei nimmt Deutschland mit dem gegen Frankreich gewonnenen Punkt lediglich den fünften und damit vorletzten Platz ein. Nur die Tschechen sind schlechter. Und gegen die geht es am heutigen Dienstag zum Auftakt in der Tivoli-Halle (18.30 Uhr, live im DSF). Am Mittwoch (20.30 Uhr) ist Gastgeber Slowenien der Kontrahent, am Donnerstag (18.30) Ungarn. Spätestens danach werden die Deutschen wissen, ob sie um die Medaillen spielen können. „Wir müssen eben alle Spiele gewinnen“, sagt Brand fast trotzig. Selbst das könnte zu wenig sein. Die unglückliche Vorrunde ist eine schwere Hypothek.

Der Blick in die Statistik hilft da nicht viel weiter. Da sind Markus Baur (18 Treffer) und Florian Kehrmann (17) zwar unter den besten zehn Torschützen. Und da nimmt Christian Ramota mit 46 Prozent gehaltenen Würfen Platz eins unter den Torhütern ein. Der eigentlich erste deutsche Torwart, Henning Fritz, kommt auf 33 Prozent. Er hat dagegen schon 114 Würfe auf sein Tor bekommen, Ramota nur 24, was wiederum nicht für Konstanz in der deutschen Abwehr spricht. So ist das also mit der Statistik, Spiele gewinnt das DHB-Team damit nicht.

Heute erwartet Brand beim Turnier der 16 besten Teams Europas übrigens „afrikanische Verhältnisse“. Die Tschechen, weiß er nach dem Studium des Spiels gegen Ungarn, haben eine kuriose, ungewöhnliche 3:3-Deckung, „also so eine, wie wir sie von afrikanischen Mannschaften kennen“. Da könne es sehr hektisch werden. Dabei ist Hektik das Letzte, was sich Brand derzeit wünscht. „Wir müssen in Ruhe unser Spiel aufziehen“, sagt er. Vielleicht erinnert er sich noch daran, wie sein VfL Gummersbach einst im Europapokalfinale gegen Dukla Prag spielte. Damals behielt Gummersbach die Oberhand. Gingen diesmal die Tschechen als Sieger hervor, könnten die Deutschen diese Europameisterschaft abhaken.

Klaus Rocca

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