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Sport: Befleckte Saubermänner

Bei der Zahl der Dopingkontrollen ist Deutschland aus gutem Grund weltweit führend: Die Betrugsfälle nehmen zu

Die Deutschen sind bei den Olympischen Spielen in Athen ungerecht behandelt worden. Viel zu gut nämlich, findet Roland Augustin. Der Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) las während der Spiele in Zeitungen viel von ausländischen Bösewichten und deutschen Gutmenschen. Der Gipfel könnte die Aussage von Karlheinz Steinmetz gewesen sein, Trainer von Diskuswerfer Lars Riedel. „Wir kämpfen mit Müsli gegen Atombomben“, hatte Steinmetz gesagt und sich beklagt, dass die deutschen Athleten ständig kontrolliert würden, ausländische dagegen selten.

Dem Bild von der unschuldigen Sportgemeinschaft widerspricht Augustin jedoch. „Deutschland ist nicht das Land der Ahnungslosen“, sagte er nach einer Sitzung von Vorstand und Kuratorium der Nada in Bonn. Das zeigen schon die Testergebnisse der Nada. In diesem Jahr gab es bei Trainings- und Wettkampfkontrollen bisher 80 positive Fälle, 2003 waren es noch 50 gewesen.

Es ist nicht nur diese Zahl allein, die Augustin beunruhigt, denn nach den Olympischen Spielen musste der deutsche Sport auch noch einen prominenten Dopingfall verkraften: Der Triathletin Nina Kraft war nach ihrem Sieg beim Ironman auf Hawaii das Dopingmittel Epo nachgewiesen worden. „Es gibt jemanden, der das Material besorgt haben muss. Wir haben Netzwerke mit Abhängigkeiten, die weltweit arbeiten. Dahinter stecken hochkriminelle Machenschaften“, sagte Augustin. Der Fall Kraft habe für das Triathlon weitreichende Konsequenzen: „Davon wird sich die Szene nicht so schnell erholen.“

Dass die Zahl der deutschen Dopingfälle gestiegen ist, habe aber auch sein Gutes, sagte der Nada-Vorsitzende Peter Busse: „Es zeigt, dass unsere Arbeit greift.“ Bei der Zahl der Dopingkontrollen – da lag Riedels Trainer Steinmetz richtig – ist Deutschland weltweit führend. Die Zahl der Trainingskontrollen wird sich bis zum Jahresende auf etwa 4300 belaufen, die der Wettkampfkontrollen auf bis zu 4000. Ein Unterschied zu anderen Ländern sei zudem, dass die Nada schon Nachwuchssportler teste. „Andere Länder kontrollieren nur ihre Spitzenathleten“, sagte Augustin.

Früh dopt sich – genau das möchte die Nada verhindern. Im kommenden Jahr stehen der Agentur 400 000 Euro aus dem Bundeshaushalt für die Dopingprävention zur Verfügung. Vor allem aber hofft die Nada auf die Unterstützung der Wirtschaft. Bisher geben allerdings nur drei Firmen der Nada jährlich insgesamt 50 000 Euro für den Kampf gegen den Sportbetrug: Adidas, die Telekom und die Deutsche Bank. Der Nada-Kuratoriumsvorsitzende Hans-Ludwig Grüschow sagte: „Wir wollen mindestens zehn Unternehmen haben. Der Sport und die Wirtschaft haben bisher noch nicht verstanden, was die Dopingbekämpfung eigentlich bringt.“

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