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Sport: Beflügelt

Hertha spielt endlich über die Außenpositionen – und schon treffen die Stürmer

Berlin. Luizao ist ein Fighter. Das behauptet jedenfalls Dieter Hoeneß, und der Manager von Hertha BSC will damit sagen, dass dieser Luizao so schnell nicht aufgibt im Kampf um einen Stammplatz. Spätestens seit Samstag weiß der Brasilianer, wie schwer es für ihn bei Hertha BSC noch werden könnte. Da bot der für ihn aufgebotene Michael Preetz eine starke Leistung und köpfte zudem noch ein Tor. Auf so ein Erfolgserlebnis wartet Luizao seit Beginn der laufenden Bundesliga-Saison. Am vergangenen Wochenende beim 1:3 in Stuttgart schoss er nicht ein einziges Mal aufs Tor, das 4:2 am Samstag gegen Schalke 04 durfte er von der Ersatzbank aus verfolgen. Und was seine Situation noch prekärer macht: Neben Preetz traf auch noch dessen Nebenmann Alex Alves. Herthas Stürmer haben sich zurückgemeldet – und Luizao, der Weltmeister, hat ganz schlechte Karten.

Zuvor hatten Alves und Preetz in 19 Spielen zusammen gerademal drei Tore zu Stande gebracht – genauso viele wie der Abwehrspieler Arne Friedrich. Das letzte Stürmertor datierte vom 10. November, erzielt von Alves beim 3:1-Sieg über Hansa Rostock. Danach waren vorrangig die offensiven Mittelfeldkräfte Marcelinho und Bart Goor eingesprungen. Über die eigentlichen Stürmer wurde nur am Rande gesprochen.

Seit Samstag ist alles ganz anders. Gewiss, wieder traf Marcelinho, dazu gab es ein Eigentor – aber eben auch zwei Stürmertore. Alves hat nun drei erzielt. Und er hat gegen Schalke sehr gut gespielt, obwohl sein Einsatz bis zuletzt wegen muskulärer Probleme lange Zeit fraglich war. Alves wurde in der Statistik (neben Marcelinho) mit den meisten Torschüssen und den meisten Torschuss-Vorlagen registriert. „Das ist sein Maßstab“, sagt Manager Hoeneß.

„Es hat Spaß gemacht“, sagten Alves und Preetz am Samstagabend unisono. Auch den Zuschauern, selbst wenn in vielen Situationen nicht nur nach Ansicht von Hoeneß mit den Torchancen „fahrlässig“ umgegangen wurde. Michael Preetz war das noch am wenigsten anzulasten. Zwei Treffer hat der einst erfolgreichste Bundesliga-Torschütze in dieser Saison erzielt. Zwischen dem Tor am Samstag und dem ersten lagen immerhin fast fünf Monate. Doch der 35-Jährige war zuletzt, wie Luizao, ohnehin meist nur noch Ersatzmann.

Mit seiner Körpergröße von 1,92 m profitiert der Kopfballspezialist Preetz am meisten davon, dass nun endlich auch über die Außenpositionen öfter gespielt und vor allem geflankt wird. Nach dem Spiel wurde Preetz gefragt, ob er sich mit seinem Tor gegen Schalke für eine Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages empfohlen habe. Preetz hat kurz gelacht. „Warum denn? Kaum einer bei Hertha hat so einen langen Vertrag wie ich.“ Das ist richtig und irreführend zugeich, denn Preetz bleibt zwar bei Hertha, wechselt aber vom Fußballplatz ins Management. Als seinen Nachfolger im Angriffszentrum hatte Manager Hoeneß eigentlich Luizao eingeplant. Den Weltmeister aus Brasilien, der sich so schwer tut im kalten Berlin.

Klaus Rocca

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