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Behindertensport: Blindenfußball-Liga startet

Rasselball und viel Gefühl: Die deutsche Blindenfußball-Bundesliga geht an diesem Samstag in ihre erste Saison. Acht deutsche Mannschaften sind dabei, Schirmherr ist Uwe Seeler.

Zum Auftakt trifft in der Hauptstadt die Spielgemeinschaft aus Würzburg und Berlin auf die Auswahl des FC St. Pauli. Außerdem messen sich Dortmund und Chemnitz in Berlin. Zeitgleich wollen in Stuttgart neben dem Gastgeber die Teams aus Mainz, Essen und Marburg den Ball ins Tor kicken. "Ich wünsche mir, dass der Blindenfußball mit der Einführung der Liga mehr öffentliche Aufmerksamkeit erfährt. Die Spieler und Initiatoren hätten es verdient", sagt Seeler.

An drei Spieltagen treten die aus vier blinden Spielern und einem sehenden Keeper bestehenden Teams gegeneinander an. Der Spielball ist innen mit Schellen versehen, damit die Spieler ihn durch ihr Gehör orten können.

"Als Breitensport etablieren"

"Es gibt ganz wenige Sportarten für Sehbehinderte. Deshalb wollen wir den Blindenfußball als Breitensport etablieren", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), Andreas Bethke. Die Bundesliga ist das Ergebnis einer Kooperation des DBSV, des Deutschen Behinderten-Sportverbandes (DBS) und der Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Neu ist die Sportart allerdings nicht. Seit rund 20 Jahren gibt es beispielsweise spanische Teams. Die besten Mannschaften kommen aber aus Argentinien und Brasilien. "Deutschland ist im internationalen Vergleich ganz weit hinten", räumt auch Reiner Delgado ein. Der 37-Jährige läuft am Samstag für Würzburg-Berlin auf.

Hoffen auf den Durchbruch

Dennoch glaubt Delgado an den Durchbruch für die exotische Sportart. Anfangs habe er sie zwar nicht so ernst genommen. "Es ist aber das einzige Spiel für Blinde, bei dem man frei laufen kann", betont er. Viel Gefühl, das im wahrsten Sinne blinde Verständnis mit den Mitspielern und Dribbelkünste seien entscheidend, sagt Delgado.

Eine Halbzeit dauert beim Blindenfußball 25 Minuten, gespielt wird auf einem kleineren Feld, dass mit Banden wie beim Hallenfußball umgeben ist. Um unterschiedliches Sehvermögen auszugleichen, tragen alle Spieler schwarze Augenbinden. Zwei Rufer, die sogenannten Guides, helfen den Blinden, sich auf dem Platz zu orientieren.

"Noch nicht gut genug"

Wer den ballführenden Spieler attackieren will, muss das spanische Wort "voy" ("Ich komme!") schreien. Denn sonst passiert es schon mal, dass sich die Spieler gegenseitig umrennen. "Blindenfußball ist aber nicht gefährlich", sagt Delgado. Tore fallen allerdings nicht so oft. "Dazu sind wir in Deutschland noch nicht gut genug", fügt er bedauernd hinzu.

Stefan Engelbrecht[dpa]

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