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Sport: „Bei Bayern ist immer ausverkauft“ Stadion-Chef Rauch

über Kosten und Nutzen

Herr Rauch, das Münchner Stadion kann blau leuchten, wenn 1860 darin spielt, oder rot, wenn der FC Bayern antritt. Welche Farbe mögen Sie mehr?

Ich finde ja, ehrlich gesagt, SchwarzRot sehr schön.

Das müssen Sie jetzt erklären.

Ich bin alter Hesse und habe als kleiner Bub die Spiele der Frankfurter Eintracht gesehen. 1960, Europapokal, 6:1 im Halbfinale gegen die Glasgow Rangers, es war ein unglaublicher Abend.

Haben Sie vor einer Woche gejubelt, als die Frankfurter aufgestiegen sind - und die Sechziger nicht?

Bitte, natürlich nicht. Es wäre schöner, wir hätten zwei Erstligamannschaften im Stadion. Jetzt spielen die Sechziger eben ein Jahr in der Zweiten Liga und steigen dann auf.

Der verpasste Aufstieg bringt die Finanzierung durcheinander, oder?

Wir wären keine guten Geschäftsleute, wenn wir das Szenario nicht berücksichtigt hätten. Schauen Sie, wir werden pro Jahr 40 Fußballspiele im Stadion haben, und wir gehen von je 40 000 Zuschauern im Schnitt aus. Und weil bei den Bayern ja eh immer ausverkauft ist, reichen den Sechzigern 20 000 Fans.

Das Stadion wird aber leer wirken.

Wir haben drei Ränge, wir können den obersten einfach abdecken oder leer lassen. Die Spieler und die Fans haben dann das Gefühl, in einem vollen Stadion zu sitzen. Außerdem spielen die Sechziger ja nicht so schlecht, dass die Fans dauernd in den Himmel starren müssen.

Herr Rauch, schauen wir auf die Stadionlandschaft in Deutschland. Alle WM-Stadien sind neu, und doch bejubeln die Feuilletons vor allem die Allianz-Arena.

Weil wir kein normales Stadion gebaut haben nach dem Prinzip: viereckig, Dach drauf, fertig. Fahren Sie einmal von Berlin nach München über die Autobahn A9. Niemand wird unser Stadion übersehen oder ignorieren können. Wir haben das neue Tor zu München erschaffen, ein leuchtendes. Wir müssen nur den Lichtschalter anknipsen.

Das ist eine Sache von Sekunden.

Ja, aber wir dürfen das Licht nur zwölf Mal in einer Stunde wechseln, das hat die Autobahndirektion genehmigt. Die Fahrer wären auf der Autobahn sonst abgelenkt und das Unfallrisiko würde steigen. Aber die Arena ist ja keine Diskothek.

Eingebettet zwischen Autobahnkreuz und Niemandsland liegt das Stadion nicht sehr attraktiv für die Fans.

Der ganze Münchner Norden profitiert von unseren Investitionen. Häuser entstehen, neue Straßen, ein Kunstpark, und im Stadion bieten wir auch viel Unterhaltung. Die Arena ist wie eine kleine Vorstadt. Und wer will, kann in die neue U-Bahn steigen. Pro Stunde bewegen wir 20 000 Fans in die City.

Auf den Straßen wird dennoch mit schlimmen Staus gerechnet.

Die Autobahn wurde schon um viele Spuren erweitert, wir haben neulich mit künstlich erzeugten Staus auch Schwachstellen gefunden. Aber es sind nun einmal 66 000 Menschen im Stadion.

Und denen haben Sie eine Arena neben der Arena gebaut.

Sie meinen das Parkhaus? Mit 11 000 Stellplätzen ist es das größte in Europa. Aber es ist kein Betonklotz in der Landschaft. Über dem Parkhaus befindet sich eine lange Promenade mit Bäumen und Wiesen, gestaltet von Landschaftsarchitekten, die das gesamte Gelände mit der Fröttmaninger Heide verwoben haben.

Eine Nummer kleiner ging es nicht?

Es ging billiger, das ja. Allein das Parkhaus hat 60 Millionen Euro gekostet. Aber schauen Sie auf die Landschaft, wir haben auf Stil geachtet.Und wenn ich etwas anmerken darf: Im Gegensatz zu so manch anderer Großstadt haben wir nicht einen Cent vom Land oder vom Bund bekommen.

Sie meinen Berlin.

Nicht nur.

Das Gespräch führte André Görke.

Bernd Rauch, 62,

ist Vizepräsident des FC Bayern München und neuer Geschäftsführer der „Allianz- Arena“.

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