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Sport: Bei den Eisbären kocht die Volksseele

Mit Gottvertrauen allein sind die Probleme der Eisbären wohl nicht zu lösen. Am Sonntag gegen die Mannheimer Adler kassierten die Berliner bereits die vierte Niederlage in Folge, die Volksseele kochte danach, es war allenthalben von Glauben die Rede.

Mit Gottvertrauen allein sind die Probleme der Eisbären wohl nicht zu lösen. Am Sonntag gegen die Mannheimer Adler kassierten die Berliner bereits die vierte Niederlage in Folge, die Volksseele kochte danach, es war allenthalben von Glauben die Rede. So attestierte eine 20köpfige Fanschar nach Spielschluss draußen vor dem Presseraum lautstark Manager Lorenz Funk mangelnden Realitätssinn: "Und Lorenz glaubt an den Weihnachtsmann." Drinnen stellte unterdessen Trainer Peter John Lee fest, dass er an seine Mannschaft "glaubt".

Doch wie lange darf Lee noch glauben? Und überhaupt, glaubt die Mannschaft noch an Lee oder an sich selbst? Ruhe ist weiterhin erste Bürgerpflicht, meint Funk. "Dass in den bunten Blättern nun die Trainerdiskussion losgeht, ist doch völlig normal", sagt der Eisbären-Manager, "aber davon lassen wir uns bestimmt nicht verrückt machen. Wir müssen den Karren aus dem Dreck ziehen, und alle müssen mit anschieben". Auch Peter John Lee. Der Trainer, unter dem die Eisbären in den letzten beiden Jahren die größten Erfolge ihrer Vereinsgeschichte feiern konnten, bleibt im Amt. Nach Alternativen haben sich die Berliner wohl auch nicht umgeschaut. "Es kann nicht alles schlecht sein, was vorher gut war", sagt Funk.

Nicht alles, aber einiges. Unübersehbar ist etwa, dass die Verteidiger Derek Mayer und Rob Cowie derzeit meilenweit von ihrer Bestform entfernt sind. Mayer leitete am Sonntag mit einem groben Schnitzer den Mannheimer Führungstreffer ein. Cowie war gleich bei vier von den fünf Gegentreffern auf dem Eis, seine aus den letzten Jahren gewohnte Gefährlichkeit an der blauen Linie ist dem Kanadier abhanden gekommen. Auffällig ist zudem, dass beide Eisbären-Torhüter noch nicht ihre Form gefunden haben. Der zu Saisonbeginn gekommene Jaroslav Kames scheint durch den Machtkampf mit Udo Döhler verunsichert. Als etatmäßige Nummer eins wurde der Tscheche geholt, am Sonntag durfte er wieder nur zuschauen, wie sein Stellvertreter keinen glücklichen Tag erwischt hatte. Allerdings kann man von Döhler angesichts der allgemeinen Verunsicherung in der Mannschaft der Eisbären nicht erwarten, dass er die Ruhe in Person ist. In Zeiten des Erfolges zusammenhalten, sei keine Kunst, meint Döhler, im Mißerfolg enger zusammenzurücken dagegen schon. Die Frage ist freilich, ob dies den Eisbären gelingt, und falls es nicht gelingt, wie lange die Geduld der Vereinsführung anhält. Denn dass bei anhaltendem Mißerfolg nicht nur der Abstand zu den Play-off-Rängen, sondern auch der Wunsch nach einer Veränderung im personellen Bereich - insbesondere auf dem Trainerposten - wachsen dürfte, ist wahrscheinlich.

Bereits heute haben die Eisbären Gelegenheit, Boden gutzumachen. Die Berliner müssen in einer vorgezogenen Partie in Hannover antreten. Ausgerechnet dort, wo am ersten Spieltag das Unheil mit einer Berliner Niederlage seinen Anfang nahm. Die Hannoveraner haben sich seitdem hervorragend geschlagen, sind Tabellenzweiter. Die Favoritenrolle ist somit vergeben, beim Außenseiter flüchtet man sich trotzdem in den Glauben an eine Überraschung. "Die Scorpions haben am Sonntag gewonnen, vielleicht ist das gut für uns", sagt Lorenz Funk.

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