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Enges Duell. Herthas Mattéo Guendouzi (l.) im Zweikampf mit Leverkusens Baumgartlinger.

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Update

Beim 0:0 gegen Bayer 04 hält die Defensive: Hertha BSC feiert Achtungserfolg in Leverkusen

Hertha BSC beendet die Siegesserie von Bayer Leverkusen. In der Defensive stehen die Berliner diesmal sicher, zu mehr reicht es aber nicht.

In der 88. Minute hielt das wirklich nicht allzu prickelnde Spiel immerhin noch eine echte Neuigkeit bereit. Es gab den ersten Eckball für Hertha BSC. Marvin Plattenhardt trat an, zirkelte den Ball in die Mitte und fand einen ziemlich freistehenden Leverkusener. Das wiederum wirkte an diesem Nachmittag dann doch wieder altbekannt. Offensive Gefahr strahlten weder Bayer Leverkusen noch Hertha BSC aus. Das 0:0 in einem von beiden Seiten recht fahrigen Spiel war daher auch das einzig logische Ergebnis. Und für die Gäste aus Berlin alles in allem ein durchaus ehrenwertes Resultat. „Das 0:0 nehmen wir gerne mit“, sagte Sportdirektor Arne Friedrich.

Herthas Trainer Bruno Labbadia hatte in Leverkusen nicht nur dieselbe Startelf aufgeboten wie eine Woche zuvor bei der 2:5-Niederlage gegen Borussia Dortmund. Er formierte seine Mannschaft auch wieder in einem 4-4-2-System mit den vier Mittelfeldspielern auf einer Linie, wobei Matheus Cunha naturgemäß nicht sklavisch an der linken Seitenlinie klebte, sondern immer wieder den Weg in die Mitte suchte.

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Wichtiger als die Aufstellung war Herthas Trainer vermutlich die Einstellung. Unter der Woche hatte er die Defizite in der Defensivarbeit beklagt. Dazu gab es in der ersten Halbzeit keinen Grund. „Genau so!“, rief er nach einer knappen Viertelstunde von der Seitenlinie aus ins Feld. Alle machten mit beim Spiel gegen den Ball und verhinderten auf diese Weise wirkungsvoll, dass die Leverkusener in den Fluss kamen. „Vor allem nach dem Spiel letzte Woche haben wir uns deutlich stabiler und konsequenter gezeigt“, sagte Herthas Torhüter Alexander Schwolow. „In Leverkusen gegen die Mannschaft der Stunde einen Punkt mitzunehmen ist ein sehr gute Sache. Damit können wir zufrieden sein.“

Weil beide Teams intensiv zu Werke gingen und dem Gegner wenig Raum und Zeit ließen, entwickelte sich ein eher zerfahrenes Spiel mit wenigen Chancen auf beiden Seiten. Die Berliner, die in der vergangenen Saison beide Begegnungen mit Leverkusen gewonnen hatten, hatten sogar die ersten Torannäherungen.

Dodi Lukebakio vergab die ersten beiden Chancen

Nachdem Dedryck Boyata mit einem langen Pass Bayers komplette Defensive überspielt hatte, fand sich Dodi Lukebakio plötzlich frei vor dem Tor wieder. Er nahm den Ball aus der Luft an, brachte allerdings nicht genügend Druck hinter seinen Abschluss, so dass Lukas Hradecky im Tor der Leverkusener keine Mühe hatte. Wenige Minuten später war es ähnlich. Wieder kam Lukebakio zum Abschluss, wieder geriet sein Schuss ein wenig zu zärtlich, wieder hatte Hradecky keine Probleme.

In der Defensive ging Hertha jedenfalls deutlich energischer und entschlossener zur Sache. Omar Alderete wackelte zwar in der einen oder anderen Situation ein wenig oder ließ es an der letzten Präzision vermissen. Aber anders als in einigen Spielen in der jüngeren Vergangenheit wurde nicht gleich jeder Fehler böse bestraft.

Es dauerte eine halbe Stunde, ehe Schwolow im Tor der Berliner erstmals eingreifen musste. Erst wischte er den Ball nach einem Distanzschuss von Kerem Demirbay über die Latte. Kurz darauf versuchte es Leon Bailey, ebenfalls aus der Distanz - wieder war Herthas Torhüter zur Stelle.

Bayer Leverkusen verpasste den Sprung auf Platz zwei

Fünf Mal hintereinander hatten die Leverkusener vor dem Spiel gewonnen, neben dem VfL Wolfsburg sind sie die einzige Mannschaft, die in dieser Saison noch nicht verloren hat, und mit einem Sieg hätte Bayer in der Tabelle auf Platz zwei hinter den Bayern springen können. Doch ein eklatanter Qualitätsunterschied zu den Berliner war nicht auszumachen - vielleicht auch weil sich bei den Leverkusenern langsam die Belastungen der vergangenen Wochen und Monate bemerkbar machen. Noch am Donnerstag hatten sie in der Europa League gespielt.

Und viele Optionen, von außen neue Impulse zu setzen, hatte Trainer Peter Bosz nicht. Auf der Ersatzbank saßen nur noch vier Feldspieler, als einziger Offensiver der erst 17 Jahre alte Emrehan Gedikli, der am Donnerstag in der Europa League sein Profidebüt gefeiert hatte.

Bruno Labbadia hingegen konnte zwanzig Minuten vor dem Ende zwei frische Offensivspieler bringen. Jessic Ngankam und Mathew Leckie ersetzen Krzystof Piatek und Dodi Lukebakio. Beide hatten sich fleißig an der Defensive beteiligt, waren in der Offensive allerdings kaum einmal aufgefallen. Kurz darauf musste Alderete angeschlagen vom Platz. Für ihn kam der 18 Jahre alte Marton Dardai.

Insgesamt tat Hertha in der zweiten Hälfte zu wenig, um die Leverkusener vor ernstere Probleme zu stellen. Wenn die Gäste mal den Ball gewannen und hätten umschalten können, verschluderten sie ihre Konterchancen meist schon im Ansatz. „Was ein bisschen gefehlt hat, war die letzte Durchschlagskraft im vorderen Bereich, auch die Sauberkeit“, klagte Labbadia. Bis in die Nachspielzeit, bis zu einem Kopfball des eingewechselten Ngankam, gab seine Mannschaft keinen einzigen Torschuss mehr ab. Ihre Prioritäten waren an diesem Nachmittag eindeutig andere. (Tsp)

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