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Sport: Beim 3:2-Sieg in Hannover steckt das Team alle Nackenschläge weg

Die Kritik prasselte auf ihn herab wie ein Regenguss. Nach dem 0:1 beim 1.

Von Karsten Doneck, dpa

Die Kritik prasselte auf ihn herab wie ein Regenguss. Nach dem 0:1 beim 1. FC Köln am 16. Mai zürnte zum Beispiel Torwart Goran Curko ganz unverblümt mit Winfried Schäfers Taktik. Viel zu risikolos, solche Defensive müsse ja wohl nicht sein, schimpfte Curko drauflos. Und der Trainer? Der spielte verbal Konterfußball. "Natürlich würde ich viel lieber auf Offensive setzen", meinte Schäfer, "aber dazu habe ich nun mal nicht die Leute." Manche unterstellten, das sei nur eine faule Ausrede.

Diese Kritiker belehrte Winfried Schäfer gleich zum Auftakt der neuen Saison eines Besseren. Ausgestattet mit dem von ihm persönlich als Verstärkung ausgesuchten Offensivpersonal verblüffte Zweitligist Tennis Borussia selbst im Auswärtsspiel bei Hannover 96 mit einer couragierten Sturm-und-Drang-Taktik. Nach dem verdienten 3:2-Sieg im Niedersachsenstadion stellte TeBe-Manager Jan Schindelmeiser fest: "Sogar aus dem Mittelfeld heraus sind wir jetzt sehr torgefährlich." Der schlagende Beweis: Francisco Copado und Abderrahim Ouakili, zwei Mittelfeldakteure mit Spielgestalterqualitäten, zählten zu den Torschützen.

Exakt 77 Tage zuvor hatten die Borussen, durch zwei Feldverweisen dezimiert, bei Hannover 96 ein torloses Unentschieden erkämpft. Von der TeBe-Elf, die seinerzeit im Niedersachsenstadion begann, standen diesmal nur noch vier Spieler in der Anfangsformation: Copado, Tredup, Akrapovic und Walker. Doch der Unterschied zwischen damals und heute reduziert sich nicht nur auf ein paar Namen. 77 Tage - und ein bisschen weiser. Schindelmeiser: "Es herrscht jetzt auch innerhalb der Mannschaft eine ganz andere Atmosphäre. Die Spieler untereinander respektieren sich mit allen ihren Stärken und Schwächen."

Und sie raufen sich in kritischen Situationen auch mal mannhaft zusammen. Es gab am Sonntag in Hannover eine kurze Phase, in der eine in sich wenig gefestigte Mannschaft möglicherweise völlig den Faden und dann wahrscheinlich auch das Spiel verloren hätte. Erst führte ein fragwürdiger Foulelfmeter für "96" zum 1:1 durch Markus Kreuz, nur fünf Minuten später folgte nach dem ersten Eckball für die Gastgeber Carsten Linkes Kopfball zum 2:1. TeBe am Boden? Gewiss, aber nur kurzzeitig. Schnell rappelte sich die Mannschaft wieder auf. Dabei hätte gerade die Elfmeter-Entscheidung von Schiedsrichter Jürgen Jansen aus Essen stark demoralisierende Wirkung haben können. Schindelmeiser fand sogar noch Verständnis für den Pfiff des Schiedsrichters: "Halten, Schieben, Schubsen - das soll von den Schiedsrichtern in dieser Saison viel restriktiver behandelt werden." Auch Marko Walker, der vermeintliche Übeltäter, der Hannovers Milovanovic bei einem Flugkopfball-Duell irgendwie behindert haben soll, wollte über die Berechtigung des Strafstoßes hinterher nicht lange streiten. "Wir haben das Ding noch umgebogen, lassen wir es dabei", sagte der Schweizer konziliant.

Für Marko Walker zählte nach dem Schlusspfiff ohnehin eher das große Gemeinsame. Und diesbezüglich konnte der Verteidiger eine Bilanz ziehen, die in der Schule unweigerlich zu einer Benotung in der Kategorie "3 plus" oder besser geführt hätte: "Wir haben keine Torchancen zugelassen - bis auf den Elfer und die Ecke. Nach vorne haben wir auch ganz gute Aktionen gehabt, nur oftmals hat der letzte Pass noch gefehlt. Die Abstimmung muss noch besser werden."

Und auch TeBe-Torwart Andreas Hilfiker verfiel keineswegs in hemmungslosen Jubel über den gelungenen Saisonauftakt. "Das Beste für die Mannschaft ist der Punktestand", bilanzierte Hilfiker mit der Sachlichkeit eines Mathematikers, verspürt allerdings auch Lust auf mehr: "Wir müssen zusehen, dass wir möglichst schnell zu vielen Punkten kommen, dann kehrt auch Ruhe und Sicherheit ein. Dass jetzt noch nicht alles wie am Schnürchen klappt, ist doch nur logisch - bei sieben neuen Spielern."

Derlei Selbstkritik registrierte der Trainer mit Genugtuung. Und gab sich generös. "Man muss", sagte Schäfer, "auch mal Fehler machen." So können nur Sieger reden.

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