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Sport: „Beim Sparen sind wir am Ende“

Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning spricht vor dem heutigen Spiel im Handball-Pokal gegen Kiel über die knappen Finanzen, die Suche nach einem Ersatz für Petersson und seine Zukunft in Berlin.

Herr Hanning, Ihre Füchse treffen heute im DHB-Pokal-Achtelfinale auf den THW Kiel. Wenn Sie an den THW denken, derzeit verlustpunktfrei Erster in der Bundesliga, was hätten Sie gern von ihm?

Die Hälfte der sechs Etat-Millionen, die Kiel im Vergleich zu den Füchsen mehr zur Verfügung hat, und das Meer. Das würde mir genügen.

Ihre rund fünf Millionen Euro Etat reichen immerhin für ein Champions-League-Team.

Wenn man diese Summe ins Verhältnis zu den erreichten Punkten setzt, sind wir im Vergleich zu den finanziell viel potenteren Mannschaften schon lange Deutscher Meister.

In der Bundesliga stehen die Füchse derzeit auf Rang zwei und sind damit erster Jäger der Kieler. Wie können die Füchse den THW heute im Pokal bezwingen?

Indem wir für den Fall hundertprozentig bereit sind, wenn der Gegner unerwartete Schwächen zeigt. Auch die Fans müssen uns tragen, deshalb hoffe ich auf eine volle Halle.

Der THW Kiel hat in seiner Vereinsgeschichte bisher 36 Titel geholt, die Füchse haben noch keinen. Wann wird sich das ändern?

Am schnellsten kann das im Pokal passieren, wenn man das Final Four erreicht. Aber dazu gehört auch Losglück. Das hatten wir mit dem THW Kiel erneut nicht.

Die Mannschaft spielt derzeit in der Champions League, der Bundesliga und dem Pokal. Das kostet Kraft. Wie sieht es mit Verstärkungen aus?

Dazu fehlt uns schlichtweg das Geld. Unser größter Sponsor ist die Einsparung, aber auch da sind wir am Ende. Aus Spaß gesagt, jetzt würde nur noch helfen, wenn die vielen Ehrenamtlichen noch etwas mitbringen würden. Aber dieses Modell ist noch nicht erfunden worden.

Muss man sich Sorgen für die nächste Saison machen? Mit Alexander Petersson wird ein sehr wertvoller Spieler zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln und Ersatz ist teuer.

Nein, wir schaffen schon die schwarze Null erneut. Was Petersson anbelangt, da hat man uns wirklich erstmals sehr hart getroffen. Das tut richtig weh.

Wie sieht es mit einem Nachfolger für den Isländer aus?

Wir sind dicht dran an dem Thema, werden aber auch weiterhin keine Traumgehälter zahlen können.

Stimmt es, dass Sie auch wieder in Richtung Spanien schauen?

Über Iker Romero haben wir die Möglichkeit, zumindest auch diesen Markt zu sondieren.

Wovon hängt ab, wer als Füchse-Spieler verpflichtet wird?

Vom Trainerwunsch und meinen Vorstellungen. Wenn ich in der Vergangenheit auf alle anderen gehört hätte, wären wir nicht in der Ersten Liga. Was habe ich da gehört: Torsten Laen sei nicht Weltklasse, Denis Spoljaric zu langsam, Iker Romero nur ein Werbegag und Sven-Sören Christophersen kein erster Mann auf Halblinks. Alles Quatsch.

Was passiert, wenn die Füchse wegen des Kräfteverschleißes noch so richtig einbrechen?

So krass wird das nicht passieren. Es ist jedoch richtig, dass wir viel zu schnell viel zu weit nach oben gekommen sind. Die Erfahrungen aus der Champions League sind dennoch unbezahlbar. Sie werden uns in den kommenden Jahren sehr helfen.

Wie sieht Ihre Vision für diese Zeit aus?

Mein Motto ist: Es kommt nicht darauf an, wirklich hell zu brennen, sondern lange. Ich träume davon, dann mal mit fünf, sechs Spielern international dabei zu sein, die aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Wir haben da große Talente, die nicht mehr lange brauchen.

Sie sagen immer, dass Sie alles auch für Berlin initiieren. War der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit schon mal bei einem Füchse-Spiel?

Nein, sein Besuch würde uns aber sehr freuen. Unabhängig davon habe ich mich sehr an Berlin gewöhnt und ich glaube, Berlin auch an mich. Ich bin in der Stadt angekommen.

Wann läuft eigentlich Ihr Vertrag aus?

Weiß ich nicht genau, vielleicht 2012.

Können sich die Füchse einen Bob Hanning danach überhaupt noch leisten?

Ich bekomme ja nicht das, was ich verdiene. Ich bin aber hier trotzdem glücklich.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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