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Der DFB ist das Feindbild für viele organisierte Fans - inzwischen sogar noch mehr als das schon zuletzt der Fall war.

© dpa

Beleidigungen von Dietmar Hopp: Die Fans drohen, sich selbst aus dem Spiel zu nehmen

Die aktive Fanszene betreibt ein riskantes Spiel. Dreht sich die Eskalationsstufe weiter, gibt es womöglich bald mehr als nur Kollektivstrafen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Protest ist legitim. Deshalb haben die aktiven Fußball-Fans der Republik auch jedes Recht dazu, ihn zu äußern. Allerdings haben sie mit ihren Beleidigungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp über das Ziel hinausgeschossen.

Denn über das eigentliche Anliegen ihrer Kritik – die Wiedereinführung von Kollektivstrafen seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) – redet zwei Tage nach den Vorfällen im Spiel Hoffenheim gegen Bayern München in der breiten Öffentlichkeit eigentlich niemand mehr.

Das eigentliche Thema Kollektivstrafen spielt in der Öffentlichkeit kaum ein Rolle mehr

Natürlich geht es bei diesem Thema um Aufmerksamkeit. Womöglich hätten Spruchbänder, auf denen ausschließlich der DFB für seinen Wortbruch bezüglich der 2017 zunächst ausgesetzten Kollektivstrafen kritisiert wird, kein großes Echo gefunden.

Jetzt allerdings sieht es so aus, als könnte auf die organisierten Fanszene noch viel größerer Ärger zukommen. Letztlich liegt die Macht auch im Fußball da, wo das Geld sitzt. Und durch die Aktionen vom Wochenende könnte es nun passieren, dass einige besonders eifrige Entscheider versucht sind, ihre Kurven im Sinne des Profits auf Linie zu bringen.

„Amerikanische Verhältnisse“ – also ein besseres Theaterpublikum in riesigen Arenen – schienen im deutschen Fußball lange undenkbar. Jetzt droht sich diesbezüglich eine Tür zu öffnen. Der Gedanke liegt nahe, dass sich die Verantwortlichen in den Vereinen der Störer ihrer schönen Hochglanzwelt einfach entledigen, der FC Bayern prüft angeblich bereits, der Gruppierung "Schickeria" den Fanclub-Status zu entziehen.

Ein sachlicher Dialog ist auch im Sinne der Fans

In England gibt es schon seit drei Jahrzehnten in den Stadien (zumindest in den oberen Ligen) keine Stehplätze mehr – damals sollte auf diesem Wege der Hooligan-Problematik entgegengewirkt werden – und damit auch keine wirkliche Stimmung. Trotzdem sind die Arenen voll und auch dank überteuerter Tickets wird in der Premier League viel Geld umgesetzt.

Sollten die aktiven Fanszenen in Deutschland die Eskalationsspirale in dieser Woche beispielsweise im DFB-Pokal weiterdrehen, sollte es tatsächlich zu Abbrüchen kommen, nehmen sie sich womöglich selbst aus dem Spiel.

Deshalb ist der Weg des sachlichen Dialogs – so schwer er auch erscheinen mag – wohl der einzige, um die Lage langfristig zu befrieden. Sonst droht der Fanszene bald noch mehr als nur kollektive Strafen: Es könnte ihr Ende im deutschen Profifußball bedeuten.

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