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Sport: Belohnung bar auf die Hand

Warum die Biathleten gleich ausbezahlt werden

Oberhof - Schnell steckte Kati Wilhelm das prall gefüllte Kuvert in ihre Jackentasche. Es ist nichts Ungewöhnliches für die Doppel-Olympiasiegerin aus Oberhof, mal eben schnell 11 800 Euro zu kassieren: 9000 für den Sieg im Sprint-Weltcup, 2500 für den Erfolg bei den „Golden Classics“ und 300 als Weltcupführende. 28 850 Euro werden pro Disziplin verteilt. Bei Wilhelm hatte Michael Herbach auch keine Probleme, das Geld zu überreichen. Sie kommt immer mit Begleitschutz, unterschreibt die Steuererklärung und kündigt nicht selten mit einem Gag ihren erneuten Besuch für den nächsten Tag an. „Die Sportler auf den ersten drei Plätzen kommen meist selbst zu mir, aber vielen auf den Rängen vier bis sechs muss ich oft hinterherlaufen“, sagt der 27 Jahre alte Sparkassen-Angestellte aus Meiningen, der seit 2003 beim Biathlon-Weltcup auch als Schatzmeister tätig ist. Damit ist er Herr über knapp 200 000 Euro, die während eines Weltcups verteilt werden müssen. „Immer in bar“, wie er ergänzt, denn das senkt den bürokratischen Aufwand, und außerdem verteilen die Athleten das Geld meist anteilig weiter.

Michael Herbach mögen sie natürlich alle sehr gern, die Sieger und die Platzierten bis zu Rang acht, der noch mit 250 Euro honoriert wird, besonders. „Da gibt es schon regelrechte Rituale“, erzählt er. „Wenn mir Michael Greis begegnet, dann grüßt er jedesmal mit einem ganz tiefen Hallo. Was bedeuten soll, halt dich bereit, wir sehen uns heute noch nach dem Wettkampf.“ Kati Wilhelm hat für den in dieser Funktion noch jungen Mann immer einen Scherz übrig. Unfreundliche Gesichter kennt Herbach höchstens von denen, für die außer Spesen nichts gewesen ist. Ihn freut es am meisten, wenn er einmal einem Außenseiter ein Kuvert überreichen kann. „Die kriegen sich auch schon mal bei 250 Euro kaum ein.“

Nicht anders wird es seinen Kollegen am kommenden Wochenende in Ruhpolding und sieben Tage darauf in Antholz gehen. An den beiden verbleibenden Stationen der „Golden Classics“ werden ebenfalls Bar-Summen verteilt. Wer dann zum Abschluss die meisten Weltcuppunkte während der Drei-Stationen-Tournee erkämpft hat, dem werden dann noch einmal zusätzlich 15 000 Euro überreicht. Kati Wilhelm hat nach Oberhof die besten Chancen, auch diese Summe zu gewinnen. Übrig geblieben ist von der veranschlagten Geldmenge noch nie etwas. Zur Not wird das Geld jedem hinterhergetragen.

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