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Sport: Benefiz für Stürmer

Von Oliver Trust Freiburg. Ob Al Khaledi der deutschen Sprache mächtig ist, ist nicht überliefert.

Von Oliver Trust

Freiburg. Ob Al Khaledi der deutschen Sprache mächtig ist, ist nicht überliefert. Tatsache ist, dass der Torwart der kuwaitischen Fußballnationalmannschaft eine Aufforderung umzusetzen half, die seine deutschen Gegenspieler auf ihren Trikots vor ihm über den Platz trugen. „Fußball“, stand auf der Brust Bierhoffs, Janckers oder Deislers lesen, „ist mehr als ein 1:0.“ Schon nach 23 Minuten des Benefizspiels zwischen Deutschland und Kuwait in Freiburg hatte Al Khaledi mit zwei Torwartfehlern dafür gesorgt, dass Fußball zumindest ein 2:0 ist. Am Ende war es vor 20 000 Zuschauern gar ein 7:0 (5:0).

Nach zehn Minuten profitierte der Bremer Torsten Frings vom ersten groben Fehler des Schlussmanns, der einen Freistoß von Rückkehrer Sebastian Deisler nicht festhalten konnte. Kurz danach bescherte er nach einem Schuss von Jens Jeremies auch Oliver Bierhoff ein inzwischen seltenes Erfolgserlebnis. Der ehemalige Kapitän traf auch völlig freistehend zum 4:0, nachdem Sebastian Deisler bei seinem sonst recht unspektakulären Comeback nach einer Kopfballvorlage von Bierhoff zum 3:0 getroffen hatte. Der künftige Bayern-Spieler wurde nach einer Stunde aus dem Spiel genommen, um ihn für die WM zu schonen. Aus diesem Grund war Marko Rehmer, der andere Berliner und Rekonvaleszent, erst gar nicht ins Aufgebot berufen worden. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Rehmers Berater Jörg Neubauer. „Die Sprunggelenksverletzung ist noch nicht so weit ausgeheilt, dass dieses Risiko Sinn macht.“

Die Rolle des torgefährlichen Abwehrspielers übernahm Dortmunds Sebastian Kehl, der in seiner ehemaligen Heimat auf wenig Gegenliebe stieß und seinen Treffer zum 5:0 entsprechend emotionslos zur Kenntnis nahm. Auch Carsten Jancker hatte nach seiner torlosen Bundesligasaison bei den Fans keinen leichten Stand. Zwar traf der Münchner nach einem Alleingang zum 7:0-Endstand und wurde danach sogar vom eigens über die Mittellinie geeilten Oliver Kahn dafür geherzt. Davor hatte Jancker mehrere gute Chancen ungenutzt gelassen und deswegen kamen vom Publikum Rufe nach Martin Max, der in dieser Saison 18 Tore schoss und im Gegensatz zu Jancker nicht mit zur WM fahren wird. Trotzdem sangen einige Fans: „Ohne Jancker fahr’n wir zur WM.“ Der einzige wirkliche Gewinner war Oliver Bierhoff, der nach seinen drei Treffern bei seiner Auswechslung anständig verabschiedet wurde. Zuletzt waren ihm drei Tore vor drei Jahren gegen Moldawien gelungen.

Trotz der Erfolgserlebnisse für die deutschen Stürmer stellt sich die Frage nach dem Sinn eines solchen Spiels. Viele Nationalspieler fehlten, weil sie noch mit ihren Vereinen in Pokalwettbewerben stehen. Die Antwort gibt die Egidius-Braun-Stiftung, die dieses Spiel organisierte und rund zwei Millionen Euro einnahm. Die Organisation, die den n des ehemaligen DFB-Präsidenten trägt, verwendet das Geld vor allem für die Mexiko-Hilfe und die Sportförderung. Das ist die andere Bedeutung des Slogans auf den Trikots der deutschen Spieler.

Die sportliche Antwort auf die Sinnfrage gab im Vorfeld Berti Vogts. Der ehemalige Bundestrainer und kuwaitische Nationaltrainer hatte sein früheres Team wegen der seiner Meinung nach ähnlichen Spielweise wie WM-Gruppengegner Saudi Arabien vorgeschlagen. Saudi Arabien wartet in Japan am 1. Juni als erster auf die DFB-Elf.

Eine echte Vorbereitung auf die WM war dieser Abend aber nicht. Denn die deutsche Elf wird wohl so nicht wieder antreten. Schon gar nicht bei der WM. Mit Christian Rahn vom FC St. Pauli stand zwar nur ein Debütant in der Anfangsformation. Auf der Ersatzbank nahmen aber noch sechs weitere Spieler ohne Länderspielerfahrung Platz – mit den Bochumern Paul Freier und Sebastian Schindzielorz sogar zwei aus der Zweiten Liga. Das sah auch der Teamchef so. „Man kann die Mannschaft nicht einspielen“, meint Rudi Völler, „weil es einfach nicht geht.“ Selbst am 14. Mai gegen Wales und womöglich auch noch vier Tage später gegen Österreich werden die Leverkusener fehlen. Am 22. Mai fliegt das Team nach Osaka. Was also bleibt vom Benefiz-Spiel? „Wir haben Geld gesammelt und sieben Tore geschossen“, sagt Oliver Bierhoff.

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