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Sport: Berlin Capitals: Die Untermieter mucken auf

Ein Fan der Capitals will "auf keinen Fall mit Eisbären eine Klobrille teilen", ein Anhänger der Gegenseite wittert gar Verrat von oberster Stelle: "Anschutz macht den EHC kaputt". Zwei Zitate, entnommen den Fan-Foren auf den Internetseiten der Berliner Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Ein Fan der Capitals will "auf keinen Fall mit Eisbären eine Klobrille teilen", ein Anhänger der Gegenseite wittert gar Verrat von oberster Stelle: "Anschutz macht den EHC kaputt". Zwei Zitate, entnommen den Fan-Foren auf den Internetseiten der Berliner Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Zwei Beispiele, die verdeutlichen, wie groß die Verunsicherung bei den Fans im Osten und im Westen Berlins ist, nachdem ihre Klubs bekannt gegeben haben, dass sie sich in rund vier Jahren in der geplanten Arena am Ostbahnhof eine Spielstätte teilen wollen.

Finanziert wird der Bau der Multifunktionshalle von der Anschutz-Gruppe, dem Eigner der Eisbären. Egon Banghard, Hauptgesellschafter der Capitals, übernimmt mit seinem Unternehmen den Vertrieb für das Gelände am Ostbahnhof und hilft bei der Vermarktung der Arena, die bei Eishockey-Spielen 15 000 Zuschauer fassen soll. Bis vor wenigen Wochen noch war Banghard an der Errichtung einer Halle in Siemensstadt interessiert.

Zwei Klubs in einem Stadion, damit hätte der Betreiber doppelt soviel Termine belegt wie mit nur einem Team. Was auf den ersten Blick nach einer vernünftigen Lösung aussieht, stößt bei den Fans auf Ablehnung. "Der größte Teil von denen begreift nicht, worum es geht", sagt Peter Harbig, der Pressesprecher der Capitals. "Nostalgie kann man sich einfach nicht mehr leisten. Wir brauchen eine große Arena mit hohem Niveau und Komfort, um die teure Sportart Eishockey finanzieren zu können. Sonst können wir in ein paar Jahren zweit- oder drittklassig im Eisstadion Wedding spielen." Harbig glaubt, dass sich die Fans beruhigen werden: "Alba hat vor ein paar Jahren auch kein Problem mit dem Umzug in den Osten gehabt. Vielleicht wird es einige Fans geben, die abspringen, aber die meisten werden den Umzug mitmachen."

Die Fans sehen das anders. "Viele wollen, dass die Capitals im Raum Charlottenburg/Wilmersdorf bleiben, die kommen aus der Umgebung und fahren doch nicht noch eine Stunde länger zum Stadion", sagt der Fan-Beauftragte der Capitals, Andreas Pahl. "Außerdem haben wir doch in der nächsten Saison die Deutschlandhalle, warum sollen wir dann noch einmal umziehen?"

Bei der Weltmeisterschaft in Hannover mussten sich Capitals-Fans schon von den Eisbären-Fans am vergangenen Wochenende als Untermieter verspotten lassen. Doch es ist nicht nur der Umzug in den Osten, der ihnen Sorgen macht. Es geht das Gerücht um, dass Anschutz 20 Prozent an der Capitals GmbH erwerben will. "Wenn der Banghard irgendwann keine Lust mehr hat", sagt Pahl, "dann gibt es in Berlin nur noch einen Verein."

Ähnliche Ängste gibt es auch in Hohenschönhausen. Dort hat Detlef Kornett, Geschäftsführer bei den Eisbären und Chef der europäischen Filiale der Anschutz Entertainment Group, am Dienstag erst mal den Fan-Beirat beruhigt. Eine Minderheitsbeteiligung an den Capitals erfolge nur, um dem in finanziellen Nöten steckenden Klub für eine Übergangszeit zu helfen. "Aber das sind im Augenblick nur Überlegungen", sagt Kornett.

Dass zwei Klubs in einer Halle in friedlicher Koexistenz leben, damit hat die Anschutz-Gruppe Erfahrung: Eishockey-Klub LA Kings und die Basketballer der LA Lakers teilen sich das von Anschutz betriebene Staples Center in Los Angeles. "Wenn die Lakers spielen, sind die Sitze grün, wenn die Kings spielen, sind sie schwarz", sagt Eisbären-Sprecher Moritz Hillebrand. Ähnliches könnte man sich auch bei der Arena am Ostbahnhof vorstellen, "um so dem Fan des jeweiligen Vereins das Gefühl zu vermitteln, dass er in seiner Halle ist".

Vielleicht sollte man bei den Klobrillen anfangen.

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