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Sport: Berlin Capitals: Glückliche und unglückliche Wesen

Greg Johnston lacht. "Ich komme mir vor wie jemand, der auf dem Zaun sitzt, und nicht weiß, auf welche Seite er fällt", sagt der Verteidiger der Berlin Capitals.

Greg Johnston lacht. "Ich komme mir vor wie jemand, der auf dem Zaun sitzt, und nicht weiß, auf welche Seite er fällt", sagt der Verteidiger der Berlin Capitals. Seitdem heraus kam, dass sein Klub in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) Schulden von mindestens sechs Millionen Mark mit sich herumschleppt, ist manches zur Nebensache geraten. Auch die Personalakte Johnston. "Mit mir haben die Capitals noch nicht über eine Vertragsverlängerung gesprochen", sagt Johnston.

Ans Aufhören mag der 36-jährige Kanadier noch nicht denken, auch wenn er den Höhepunkt seiner Karriere lange hinter sich hat. In den 80er Jahren spielte er in der nordamerikanischen Profiliga NHL bei den Boston Bruins. Magic nennen sie ihn, seit er in der DEL zaubert. Im vergangenen Jahr hat Johnston kein einziges Spiel der Capitals verpasst. Ein Jahr will er noch spielen, am liebsten in Berlin. "Eine Weltklassestadt", sagt er. Und eine Stadt mit zwei Teams in der DEL. "Richtig", sagt Johnston. "In Berlin gibt es einen zweiten Eishockey-Klub."

Noch hat der EHC Eisbären keinen Kontakt mit dem Verteidiger aufgenommen, aber das kann ja noch kommen. Momentan konzentriert sich Johnston ohnehin nur auf seinen derzeitigen Arbeitgeber, auch wenn der es mit der Entlohnung des Personals nicht so genau nimmt. Es ärgert Johnston, dass die Capitals zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde nur Achter sind. "Warum wir nicht besser dastehen? Da habe ich meine Erklärungen, aber die werde ich nicht verraten. Da kann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen." Immerhin, noch haben die Berliner die Chance, das Tabellenbild zu ihren Gunsten zu korrigieren, um so dem Meisterschaftsfavoriten Adler Mannheim in der ersten Play-off-Runde aus dem Wege zu gehen. Dazu sind Siege am Freitag gegen die Iserlohn Roosters (19.30 Uhr, Eishalle Jafféstraße) und am Sonntag bei den Kassel Huskies Pflicht. "Das ist zu schaffen", sagt Johnston. "Und ich glaube auch, dass wir uns in den Play-offs besser verkaufen werden, als wir das zurzeit tun."

Was am Freitag auf dem Eis passiert, könnte angesichts der Verhandlungen hinter den Kulissen bei den Capitals zur Nebensache geraten. Hauptgesellschafter Egon Banghard wird das Spiel gegen Iserlohn verfolgen - gemeinsam mit Harry Harkimo. Der Finne kommt nach Berlin, um über seinen Einstieg als Gesellschafter bei den Capitals zu verhandeln. Harkimo ist an Banghards Plänen, in Siemensstadt eine Multifunktionsarena zu errichten, beteiligt. Doch hier zieht für die Capitals Ärger herauf: Während das Projekt in Berlin noch ein Luftschloss ist, rollen in Hamburg schon die Bagger an. Vorige Woche hat sich Harkimo mit dem Hamburger Senat über die Finanzierung einer Großarena geeinigt. Dort soll in zwei Jahren ein DEL-Team mit dem Namen Hamburger SV spielen. Vorteil für Harkimo: Die Eishockeyabteilung des HSV ist nicht verschuldet.

Das ist bei den Capitals anders. Dort warten die warten die Spieler immer noch auf ihr Februar-Gehalt, auch Greg Johnston. Auf dem Eis ist der Kanadier für brachiale Schlagschüsse zuständig, abseits der Eisfläche gibt er sich eher vorsichtig. "Eishockey-Spieler sind ganz einfache Wesen", sagt der Kanadier, "die haben das Glück, dass sie fürs Eishockeyspielen bezahlt werden. Und wenn du sie bezahlst, dann sind sie glücklich." Schon verstanden.

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