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Sport: Berlin Capitals: Reisende will man nicht aufhalten

Ein Spieler ist schon weg, ein anderer möchte weg: Zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kriegen die Capitals so richtig die Krise. Die Spieler sind angesichts der öffentlich gewordenen Finanzmisere - die Berliner stehen mit sechs Millionen Mark beim Finanzamt in der Kreide - offenbar verunsichert.

Ein Spieler ist schon weg, ein anderer möchte weg: Zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kriegen die Capitals so richtig die Krise. Die Spieler sind angesichts der öffentlich gewordenen Finanzmisere - die Berliner stehen mit sechs Millionen Mark beim Finanzamt in der Kreide - offenbar verunsichert. Am Donnerstag hat Hauptgesellschafter Egon Banghard in der Kabine mit der Mannschaft gesprochen und dabei einerseits beschwichtigt, aber andererseits auch betont, dass man Reisende nicht aufhalten wolle. "Alles wird gut", soll Banghard gesagt haben, "aber wer gehen will, kann gehen."

Einer ist schon weg, Verteidiger Mike Pellegrims hat sich mit den Berlinern am Mittwoch darauf geeinigt, dass sein bis 2002 laufender Vertrag schon nach dieser Saison endet. Der Belgier wird aber wohl nicht der Einzige bleiben, der den Capitals früher als geplant den Rücken kehrt: Torhüter Andrej Mezin, dessen Vertrag eigentlich bis zum Jahre 2004 läuft, wird von seinem Spielervermittler bereits bei der DEL-Konkurrenz der Capitals angepriesen. Bei den Nürnberg Ice Tigers und sogar bei den Eisbären ist der Weißrusse im Gespräch. Angeblich ist Mezin beim Lokalkonkurrenten der Capitals einer von fünf Kandidaten für die Torhüterposition. Bestätigen wollen dies die Eisbären - den Gesetzen der Branche folgend - natürlich nicht. Bei den Capitals zeigt man sich indes irritiert. Sprecher Peter Harbig: "Der Mezin kann eigentlich nur weg, wenn er in die NHL wechseln möchte" - also in die USA und die dortige finanzstarke Profiliga.

Dies ist nicht ganz richtig. Denn Mezin darf den Klub trotz laufenden Vertrages verlassen, wenn ihn sein Arbeitgeber nicht pünktlich entlohnt. Und dies ist ja bei den Capitals bekanntermaßen der Fall. Die Spieler haben in diesem Jahr erst das Gehalt vom Januar bekommen. Damit stehen sie allerdings noch recht gut da, denn andere Angestellte der Capitals haben in diesem Jahr noch keinen Pfennig gesehen. Auch der vor zwei Wochen geschasste Trainer Chris Valentine wartet immer noch auf sein Gehalt vom Januar. "Man hat mir gesagt, dass das Geld überwiesen wird", sagte Valentine gestern, "aber bis jetzt ist nichts passiert." Er denke nun in der Angelegenheit über rechtliche Schritte nach: "Langsam muss man was tun. Ich habe schon mit meinem Anwalt gesprochen."

Wie könnte es weitergehen bei den Capitals? Gestern wurde der Finne Harry Harkimo beim Heimspiel der Capitals gegen die Iserlohn Roosters (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet) erwartet. Harkimo, auf dessen Initiative in Helsinki eine Großarena - die "Hartwall Arena" - errichtet wurde und der Präsident des Eishockey-Klubs Jokerit Helsinki ist, soll fünfzig Prozent der Anteile an der Capitals GmbH übernehmen. Allerdings wird Harkimo dies wohl kaum wollen, wenn die Berliner nicht schuldenfrei sind.

Harkimo ist in Finnland zwar als Finanzgenie, aber nicht als finanzkräftig bekannt. Der Bau der Hartwall Arena gelang ihm vor allem dank guter Beziehungen zur Politik. Sollte Harkimo nicht bei den Capitals einsteigen, dann blieben den Berlinern noch zwei Varianten. Entweder der Gang zum Konkursrichter oder ein drastisches Abspecken beim Etat für die kommende Saison. Insofern dürfte man über die Abwanderungspläne eines Großverdieners wie Andrej Mezin gar nicht so traurig sein.

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