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Sport: Berlin Capitals: Schwedische Ordnung statt Berliner Chaos

Schon vor dem letzten Play-off-Spiel zwischen den Berlin Capitals und den Mannheimer Adlern hatte Lorenz Funk seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. "Wenn das hier vorbei ist", seufzte der Sportdirektor der Capitals, "kann ich ein Buch schreiben.

Schon vor dem letzten Play-off-Spiel zwischen den Berlin Capitals und den Mannheimer Adlern hatte Lorenz Funk seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. "Wenn das hier vorbei ist", seufzte der Sportdirektor der Capitals, "kann ich ein Buch schreiben." Das letzte Kapitel brachte mit der 0:3-Niederlage im entscheidenden Viertelfinalspiel gegen die Mannheimer Adler zwar nicht den erhofften Erfolg, aber immerhin einen versöhnlichen Abschluss. Fünf Spiele lang hatten die Berliner den Favoriten Mannheim gequält.

Doch diese Genugtuung allein genügt dem Schriftsteller Funk nicht zu einer Erfolgsstory. Spieler und Funktionäre hatten mehr gewollt, zumindest den Einzug ins Halbfinale. Dafür aber hätte es eines Mindestmaßes an Ruhe bedurft, doch damit war es bei den Capitals schon vor dem ersten Spiel vorbei. Im Trainingslager witterte Trainer Michael Komma eine Revolte gegen sich, weil ihm Verteidiger Greg Johnston als Kotrainer aufgedrückt werden sollte. Das Management revidierte die Entscheidung zwar, aber die Autorität des erfolgreichen Trainers war beschädigt. Als Komma dann im November ein fehlendes Vertragsangebot für die folgende Saison monierte, war seine Zeit abgelaufen.

Seinen Nachfolger Chris Valentine bezeichnete der im Hintergrund die Fäden ziehende Ex-Manager Roger Wittmann als "unseren Wunschkandidaten", aber das war er nur vier Monate lang. Dann musste auch Valentine gehen, offiziell wegen ausbleibender Erfolge. Dabei hatte der Kanadier nur ausgeplaudert, dass die Spieler seit zwei Monaten kein Geld gesehen hatten. "Die Stimmung in der Kabine ist mies", sagte Valentine. Und wurde noch mieser, als herauskam, dass die Capitals fast sechs Millionen Mark Schulden beim Finanzamt hatten.

In Zeiten finanzieller und sportlicher Not wurden der verletzte Stürmer Pavel Gross und Kotrainer Karel Slanina hinter die Bande gestellt. Das Duo arbeitete ordentlich, genau betrachtet brachten aber alle Trainerwechsel keinen Aufschwung: Als Komma ging, waren die Capitals Sechster, als Valentine dran war, Siebter, unter Gross und Slanina beendeten sie die Hauptrunde als Achter.

Der wirtschaftliche Kollaps ist inzwischen durch das Eingreifen von Hauptgesellschafter Egon Banghard verhindert worden, die Capitals haben ihr Stammkapital erhöht. Noch ist unklar, ob der finnische Unternehmer Harry Harkimo als Gesellschafter einsteigt. Kommende Woche soll die Entscheidung fallen. Auf sportlicher Ebene ist hingegen schon vieles klar. Zwei Schweden sollen Ordnung in das Berliner Chaos bringen. Mit Gunnar Leidborg wurde ein neuer Trainer verpflichtet, der vielleicht von Olle Öst unterstützt wird. Der ist noch Trainer bei den Hannover Scorpions, hat von den Berlinern aber ein Angebot für die Position des Managers erhalten. Bei der Mannschaft ist schon ein Gerüst erkennbar: Mezin, Ulrich, Pöttinger, Norgren, Huusko, Ehlers, Sjögren, Derraugh, Zerwesz, Guillet, Gross und Röthke haben Verträge. Liimatainen, Corriveau, Lanier und Brännström sollen gehalten werden.

Mannschaft und Fans der Capitals sollen es kommende Saison komfortabler haben. Ihre Heimspiele werden die Berliner in der Deutschlandhalle austragen. Die Eissporthalle an der Jafféstraße fällt nach 27 Jahren einem Eingang für das Messegelände zum Opfer. Ein langes Kapitel Berliner Eishockey-Geschichte geht zu Ende, auch für Lorenz Funk, der als Spieler, Trainer und Manager etliche Seiten mitgeschrieben hat.

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