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Haile Gebrselassie

© dpa

Berlin-Marathon: Gebrselassie gewinnt mit Weltrekord

"Berlin ist meine Stadt", sagt Haile Gebrselassie. Der Äthiopier gewinn zum dritten Mal in Folge den Marathon - und wieder einmal in Weltrekordzeit. Als erster Läufer bleibt er unter zwei Stunden und vier Minuten.

Eigentlich sind die letzten Meter die anstrengendsten beim Marathon, 42 Kilometer liegen da schließlich hinter einem Läufer. Doch Haile Gebreselassie setzte 100 Meter vor dem Ziel ein Lächeln auf, das alle Strapazen aus seinem Gesicht verdrängte. Er wusste, dass er gleich etwas ganz Besonderes geschafft haben würde: einen neuen Weltrekord und den ersten Marathon unter zwei Stunden und vier Minuten. Er hätte dieses Ziel nicht genauer treffen können. In 2:03:59 Stunden gewann der Äthiopier die 35. Auflage des Berlin-Marathons. Es war sein dritter Start in Berlin und sein dritter Sieg war mehr als ein Trost dafür, dass er auf den olympischen Marathon in Peking verzichtet hatte. "Es war ein perfekter Tag", sagte Gebrselassie im Ziel, "Berlin ist meine Stadt, vor allem wegen der fantastischen Zuschauer. Ich habe den Eindruck, dass alle Einwohner heute an der Strecke standen."

Ihr Glück kaum fassen konnte auch Irina Mikitenko. Sie stellte ebenfalls einen bedeutenden Rekord auf: den deutschen Rekord. Sie nahm ihn Uta Pippig ab und kam nach 2:19:19 Stunden ins Ziel, das sind fast fünf Minuten weniger als Mikitenko in diesem Jahr bei ihrem Sieg in London erreicht hatte. Grund genug für die in Kasachstan geborene Mikitenko, im Ziel beide Hände vors Gesicht zu schlagen und überwältigt den Kopf zu schütteln. "Ich wollte immer einmal unter 2:20 Stunden laufen und heute habe ich mir diesen Traum erfüllt. Vielleicht kann ich auch im nächsten Jahr bei der Weltmeisterschaft so schnell laufen und mir ein Geschenk machen", sagte sie. Der Marathon findet bei der WM in Berlin am 23. August statt, an diesem Tag wird Mikitenko 37 Jahre alt.

Wowereit und Löw geben Startschuss

Als der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Fußball-Bundestrainer Joachim Löw den Startschuss gegeben hatten, stürmte der 35 Jahre alte Gebrselassie vorweg. 40.000 Läufer hatten sich angemeldet, um ihm bei diesem Marathon zu folgen. In der Spitzengruppe war er nicht zu übersehen: knallgelbes Hemd und knallgelbe Schuhe, so leuchtete er hervor.

Seine Vorgabe war leicht auszumachen: Sich selbst zu übertreffen, schneller zu sein als die eigene Weltrekordzeit, die er mit 2:04:26 Stunden im vergangenen Jahr in Berlin aufgestellt hatte. Dazu rannte der Äthiopier in einer Gruppe mit sechs anderen Läufern. Sie hatten sich um ihn postiert wie Bodyguards, doch schützen sollten sie ihn allenfalls davor, dass er zu schnell oder zu langsam rannte. Und zwei unter ihnen wollte noch etwas anderes: selbst gewinnen. Charles Kamathi und James Kwambai aus Kenia haben zwar eine Bestzeit, die einige Minuten langsamer ist als die von Gebrselassie, aber von der flachen und schnellen Strecke von Berlin wollten sie ebenfalls profitieren.

Ein einsames Rennen

Nach den ersten zehn Kilometern lag Gebrselassie voll auf Kurs: 29:13 Minuten - elf Sekunden weniger als im Vorjahr. Seine Halbmarathonzeit betrug 1:02:05 Stunden, seine Zeit bei 25 Kilometern 1:13:40 - 24 Sekunden schneller als 2007. Im vergangenen Jahr hatte sich Gebrselassie noch darüber, beklagt, dass er die letzten zwölf Kilometer alleine laufen musste, es war keiner mehr da, der ihn hätte ziehen und ihm ein bisschen Windschatten geben können. Diesmal lief Gebrselassie etwas länger in Begleitung: James Kwambai rannte neben ihm bis Kilometer 33. Von da an war es ein einsames Rennen.

Aber sein Ziel, unter 2:04 Stunden zu laufen, erreichte er trotzdem und bekam dafür von Klaus Wowereit einen Lorbeerkranz aufgesetzt und von Joachim Löw die Medaille des Berlin-Marathons umgehängt, auf die ein bekanntes Gesicht geprägt ist: Gebrselassie selbst. Bester Deutscher wurde übrigens Falk Cierpinski, Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers Waldemar Cierpinski. ER kam nach 2:13:30 Stunden als Neunter ins Ziel.

Mikitenko gewinnt bei den Frauen

Mit Gebrselassie hat zum ersten Mal ein Läufer dreimal hintereinander den Berlin-Marathon gewonnen. Überhaupt gibt es nur einen Läufer, der sonst dreimal diesen Wettbewerb gewinnen konnte. Der Berliner Ingo Sensburg gewann zweimal in den Siebzigern und dann noch einmal 1980. Das Rennen 1980 war der letzte Berlin-Marathon, der im Grunewald stattfand, ein Jahr später lief er erstmals durch die Stadt.

In der Geschichte des Berlin-Marathons ist Haile Gebrselassie nun mit drei Siegen bei drei Starts der herausragende Athlet. Doch auch die Bilanz von Irina Mikitenko ist überragend. In Berlin war sie im vergangenen Jahr bei ihrem Marathon-Debüt hinter der Äthiopierin Gete Wami Zweite geworden, den London-Marathon in diesem Jahr hatte sie gewonnen. Diesmal rannte sie erst einmal hinterher: Die Äthiopierin Askale Tafa hatte einen komfortablen Vorsprung, doch Mikitenko saugte sich immer weiter heran und schüttelte sie schließlich ab. Am Ende lief Mikitenko nur noch gegen sich und gegen die Uhr. Gegen beide hat sie gewonnen.

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