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Auf den Straßen Berlins. Bei der WM 2009 wurde Sabrina Mockenhaupt Siebzehnte im Marathonrennen. Foto: dpa

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Berlin-Marathon: Sabrina Mockenhaupt will den Familienrekord

Bei der Leichtathletik WM 2009 erreichte Sabrina Mockenhaupt den 17. Platz. Am Sonntagt tritt sie zum ersten Mal in Berlin an - und will dort die Bestzeit ihres Vaters knacken.

Um seine beste Zeit zu finden, muss Alfred Mockenhaupt erst auf den Speicher gehen. Einen Zeitungsartikel hat er sich von seinem schnellsten Rennen aufgehoben, der muss ihm jetzt beim Erinnern helfen: In welchem Jahr ist er eigentlich seine Bestzeit im Marathon gelaufen, und waren es nun 2:24:58 Stunden oder 2:24:59? Nach etwas Rascheln hat Mockenhaupt den Artikel gefunden, er stammt aus einer Boulevardzeitung, und weil das Rennen in Hamburg stattfand, kommt zwar die Reeperbahn vor, aber nicht seine Zeit, und das Datum lässt sich auch nicht mehr entziffern. „Es muss so vor etwa 22 Jahren gewesen sein“, sagt Mockenhaupt, der heute 57 ist.

Seine schnellste Zeit wird am Sonntag noch einmal zurückkommen, denn seine Tochter Sabrina will sie unterbieten. Gemeinsam mit Irina Mikitenko ist sie Deutschlands beste Langstreckenläuferin, und für ihren ersten Berlin-Marathon hat sie sich nicht irgendein Ziel gesetzt, sondern eines aus ihrer marathonbegeisterten Familie: „Papas Bestzeit“. Noch hat niemand, der Mockenhaupt heißt, für einen Marathon weniger gebraucht als 2:24:59 Stunden und erst recht nicht als 2:24:58. Sabrina Mockenhaupts Mutter Hildegard lief in Bremen 2:40:42, auch das vor etwa 22 Jahren. Sabrinas Zwillingsbruder Markus hat erst später angefangen und läuft ebenfalls um die 2:40.

Auf dem Fahrrad wird Alfred Mockenhaupt am Sonntag neben seiner Tochter herfahren. „Schon um meine eigenen Nerven zu beruhigen“, sagt er. Vor dem Fernseher könne er sich das Rennen nicht anschauen. Und noch eine Aufgabe hat er sich zugeteilt für seine 42,195 Kilometer lange Fahrradtour durch Berlin: „Am Anfang will ich Sabrina bremsen, am Ende will ich ihr zusprechen.“ Ihr Trainer Heinz Weber sage schließlich immer, dass ein Marathonrennen hintenheraus gewonnen wird.

Ums Siegen geht es für Sabrina Mockenhaupt noch nicht, es sind einige Läuferinnen mit weit besseren Vorleistungen am Start. Berlin ist auch erst ihr fünfter Marathon; die 29-Jährige ist noch nicht lange dabei auf dieser Strecke, 2:26:22 Stunden ist ihre Bestzeit. „Früher konnte ich meine Eltern nicht verstehen, wenn sie bei Wind und Wetter rausgegangen sind“, sagt Sabrina Mockenhaupt, „inzwischen hat mich auch die Sucht gepackt. Marathon ist eben eine ganz große Bewegung.“

In Deutschland gehört sie nun zur Spitze der Bewegung, sie löst sich allmählich von der Bahn im Stadion, wo sie reihenweise deutsche Meistertitel über 5000 und 10 000 Meter gesammelt hat, und lässt sich auf die Straße ziehen. „Irina Mikitenko hat mir schon gesagt, dass sie meine Zukunft eher ganz auf der Straße sieht“, erzählt Mockenhaupt. Auf der Bahn haben sich beide zum Teil sehr giftige Duelle geliefert, auf der Straße kommen sie nun offenbar besser miteinander aus.

Mikitenko ist Mockenhaupt noch einige Schritte voraus, sie hatte 2008 in Berlin mit 2:19:19 Stunden den deutschen Rekord verbessert, mit ihren 38 Jahren befindet sie sich allerdings schon im Spätherbst ihrer Marathonkarriere. Mockenhaupt hat ihre beste Zeit noch vor sich.

Sich für den Berlin-Marathon anzumelden, hat sie Überwindung gekostet. „Sobald man in Berlin läuft, wird von einem erwartet, dass man schnell läuft, weil der Kurs so schnell ist.“ Haile Gebrselassie hat seinen Weltrekord in Berlin aufgestellt und noch einmal verbessert. Sabrina Mockenhaupts Eltern sind auch einige Male in Berlin gestartet, unter anderem beim Vereinigungsmarathon 1990.

Wie Sabrina Mockenhaupt ihr Rennen angeht, das wurde im Rat der Familie diskutiert. Da bestehen durchaus unterschiedliche Ansichten. „Mein Vater versucht immer, schneller als die vorgegebenen Kilometerzeiten zu laufen, meine Mutter versucht, sie auf die Sekunde einzuhalten. Aber ich komme da eher nach meinem Vater.“ Mit diesem Ehrgeiz will sie ihn am Sonntag überholen.

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