zum Hauptinhalt
Junge mit Perspektive. Javairo Dilrosun (vorne) wird Herthaner.

© imago/PRiME Media Images

Berlin statt Lissabon: Hertha BSC verpflichtet Javairo Dilrosun

Der Holländer ist das nächste vielversprechende Talent, das nach Berlin wechselt. „Wenn sich jemand mit diesem Potenzial für uns entscheidet, ist das was Positives", sagt ein Mitspieler.

Wenn es stimmt, was dieser Tage in portugiesischen Zeitungen berichtet wurde, darf Hertha BSC durchaus ein bisschen stolz sein. Javairo Dilrosun, Flügelstürmer aus der zweiten Mannschaft von Manchester City, soll ein konkretes Angebot von Benfica Lissabon vorgelegen haben und keineswegs abgeneigt gewesen sein. Kein Wunder. Benfica besitzt in der Branche einen guten Namen. Der Klub hat sich im europäischen Fußball den Ruf als Talenteveredler erworben. Trotzdem hat Dilrosun Benfica abgesagt – weil er bei Hertha BSC die bessere Perspektive für sich sieht. Der Fußball-Bundesligist konnte am Donnerstag den ersten Transfer für die neue Saison vermelden. Der holländische U-Nationalspieler, der im Juni 20 wird, kommt ablösefrei und erhält einen Vierjahresvertrag. „Wir sind sehr froh, dass wir uns gegen namhafte Konkurrenz durchgesetzt haben“, sagt Herthas Manager Michael Preetz.

"Er hat alles drauf, was man sich als Trainer wünscht"

Dilrosun hat die Jugendakademien von Ajax Amsterdam und Manchester City durchlaufen – sicher nicht die schlechtesten Adressen. Vor gut einem Jahr traf er mit der holländischen U 19 bei der EM auf Deutschland und bereitete beim 4:1-Sieg drei Tore vor. „Ein guter Spieler – beweglich, schnell –, der uns große Probleme bereitet hat“, erinnert sich Frank Kramer, der Trainer der Deutschen. „Wer sich auf diesem Niveau schon so behauptet, läuft immer Gefahr, dass er ganz oben landet.“ Auch Herthas Trainer Pal Dardai äußerte sich sehr wohlwollend über Dilrosun: „Sein Eins-gegen-eins, seine Standards, seine Schüsse sind sehr gut. Er hat alles drauf, was man sich als Trainer wünscht. Die Fans werden Spaß haben mit ihm, hundertprozentig.“

Neben diversen englischen Klubs sind auch Juventus Turin und Borussia Dortmund als Interessenten für Dilrosun genannt worden. „Dass er andere Möglichkeiten hatte, ist bekannt“, sagt Manager Preetz. Wie seriös solche Meldungen sind, weiß niemand genau. Aber dass Hertha das Rennen gemacht hat, zeigt, dass die Arbeit des Klubs und seines Trainers registriert wird, nicht nur in Deutschland. „Hier wächst was“, sagt Offensivspieler Valentino Lazaro. „Wenn sich ein junger Spieler mit diesem Potenzial für uns entscheidet, ist das was Positives.“

Lazaro, vor einem Jahr aus Salzburg gekommen, zählt selbst zu diesen jungen Spielern mit Potenzial, die – trotz anderer Angebote – bei Hertha gelandet sind. Wie Marvin Plattenhardt, der es in Berlin zum Nationalspieler gebracht hat, und Niklas Stark. Wie Davie Selke und Mitchell Weiser, dessen Vertrag die Bayern einst nicht mehr verlängern wollten. Weiser kam vor drei Jahren ablösefrei, spielte sich in Berlin zumindest in den Dunstkreis der Nationalmannschaft und wird dem Klub jetzt zwölf Millionen Euro Ablöse einbringen.

Hertha wird seine Nachwuchs-Strategie beibehalten

Auch wenn das, wie der Fall Sinan Kurt zeigt, nicht immer so eindrucksvoll funktioniert: Von dieser Strategie wird Hertha erst einmal nicht abrücken. „Wir haben ein ganz kleines Portemonnaie“, sagt Trainer Dardai, „deswegen müssen wir strukturiert arbeiten.“ Dazu zählt der spezielle Blick auf junge Spieler; die Fähigkeit, in ihnen etwas zu erkennen, was andere vielleicht noch nicht gesehen haben. Und sie schließlich behutsam und trotzdem entschlossen an die Bundesliga heranzuführen. Manager Preetz hat kein Problem damit, Hertha als Ausbildungsverein zu bezeichnen; Trainer Dardai füllt diese Vorgabe mit Leben.

Der Ungar hat klare Vorstellungen davon, wie er Talente auf den Profifußball vorbereitet: „Meine Philosophie ist nicht, junge Spieler nur für die Bank mitzunehmen, damit sie für ein, zwei Minuten eingewechselt werden.“ Besser sei es für sie, in der U 19 oder U 23 Spielpraxis zu sammeln. Selbst beim Toptalent Arne Maier war das so, ehe er in dieser Saison Stammspieler bei den Profis geworden ist. Jordan Torunarigha und Maximilian Mittelstädt sind mittlerweile nah dran an der ersten Elf, dazu hat Dardais Sohn Palko vorige Woche sein Bundesligadebüt gefeiert.

Im besten Fall potenziert sich das Ganze: Jeder Spieler, der es zu den Profis schafft, ist für andere Talente ein weiteres Argument dafür, zu Hertha zu wechseln. „ Hertha steht dafür, mit jungen Spielern zu arbeiten, ihnen eine entsprechende Bühne zu geben“, sagt U-19-Nationaltrainer Kramer. „Natürlich spricht sich so was rum.“ Dazu passt die Meldung, dass Lukas Klünter vom 1. FC Köln vor einem Wechsel nach Berlin steht. Klünter ist 21.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false