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Sport: Berlin Thunder: Mach nur einen Plan

Eigentlich sahen die Pläne von Peter Vaas anders aus. Eigentlich wollte Vaas mit den Footballern von Berlin Thunder, die er trainiert, am Samstagabend eine rauschende Saisonpremiere im eigenen Stadion feiern.

Eigentlich sahen die Pläne von Peter Vaas anders aus. Eigentlich wollte Vaas mit den Footballern von Berlin Thunder, die er trainiert, am Samstagabend eine rauschende Saisonpremiere im eigenen Stadion feiern. Stattdessen marschierten sowohl die Spieler als auch 8000 Zuschauer nach der 14:21 (7:14)-Niederlage gegen die Barcelona Dragons missmutig aus dem Jahnstadion. Und weil der Cheftrainer der Berliner einen schlechten Tag hatte und sich deswegen für diese Niederlage verantwortlich fühlte, gab er nach dem Spiel eine für ihn ungewohnte Erklärung für die miserable Leistung. "Ich habe einige Fehler bei meinen Entscheidungen gemacht", sagte der 47-Jährige. Seine Offenheit verblüffte, schließlich hatte er sich in der vergangenen Saison mit grenzenlos optimistischen Kommentaren von einer Partie zur nächsten argumentiert.

Der Coach konnte nicht bloß kleine Fehler gemeint haben, es ging um strategische Patzer. Verwunderlich war ja schon, dass Vaas der einzige der gesamten Crew von Thunder war, der helle Zivilkleidung trug. Alle anderen Mitarbeiter liefen im dunklen Thunder-Grün am Spielfeldrand herum. Was es den Beobachtern von Vaas allerdings einfacher machte, seine Wege nachzuvollziehen. Nur seine Entscheidungen, die ließen sich nicht so leicht nachvollziehen. Quarterback Jonathan Quinn zum Beispiel quälte sich mit fast aussichtslosen Spielzügen, die Vaas vorgegeben hatte. Der Spielmacher hatte kurz vor dem Ende noch die Möglichkeit, mit nur wenigen Yards die Endzone der Dragons zum Touchdown zu erreichen. Der gesamte Angriff sah bis dahin auch sehr gut aus. Doch dann konnte er insgesamt sieben Versuche nicht nutzten, um das Lederei über die Linie zu tragen.

Quinn gab sich die Schuld und sagte später im Kabinengang, dass ihm für eine solche Situation schlicht noch die Erfahrung fehle. Irgendwann mal fiel dem 1,99 Meter großen Quarterback dann doch noch jener Spielzug ein, mit dem er die Abwehr hätte überwinden können. Doch nicht nur dieser Versuch allein dokumentierte, dass der Quarterback an diesem Tag eine schwache Leistung bot. Mit nur 15 erfolgreichen Würfen bei 38 Versuchen vermittelte er nicht den Eindruck, dass er in den nächsten Spielen in der NFL Europe ein zuverlässiger Leistungsträger sein wird. Es hilft ihm nicht viel, dass er über einen starken Wurfarm verfügt, wenn die meisten seiner Pässe das Ziel weit verfehlen.

Doch auch die vor dem Spiel von Vaas so stark gepriesenen Abwehrreihen enttäuschten. Sie waren eher löchrig als dicht. Auch jene Spieler, denen die Pässe gelten, hatte Vaas vor dem ersten Spiel gelobt. Sie zählte er auf, als er von den Vorteilen der Mannschaft sprach. Diese Spieler seien schneller als die Akteure der vergangenen Saison - allerdings nicht so fangsicher. Korrekt, fangsicher waren sie wirklich nicht. Nur halt auch nicht besonders schnell, und das erschwerte die ganze Sache.

Aber Vaas wird bis zum nächsten Spiel, kommende Woche bei der Frankfurt Galaxy, wohl schon noch Punkte finden, ihm Zuversicht geben. Bis dahin hilft er sich mit Worthülsen. "Das nächste Spiel", sagte er gestern, zum Schluss seines Statements, "ist immer das Wichtigste."

Ingo Wolff

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