zum Hauptinhalt

Sport: Berlin wieder im Gespräch für ein American-Bowl-Spiel

Man kann nicht behaupten, dass die Herren aus der National Football League (NFL) Kosten und Mühen scheuen würden. Seit Anfang der Woche tourt eine Delegation hoher NFL-Funktionäre durch Europa, an ihrer Spitze der Commissioner Paul Tagliabue, der höchste Repräsentant der Liga.

Man kann nicht behaupten, dass die Herren aus der National Football League (NFL) Kosten und Mühen scheuen würden. Seit Anfang der Woche tourt eine Delegation hoher NFL-Funktionäre durch Europa, an ihrer Spitze der Commissioner Paul Tagliabue, der höchste Repräsentant der Liga. Sie sprachen in Paris vor, danach in Amsterdam, nun in Berlin. Die Vertreter der NFL wollen, dass Football noch fester Fuß fasst auf dem Fußball-Kontinent. Deshalb besprachen sie in Europa die nächsten Termine größerer Veranstaltungen. Paris ist Kandidat für ein American-Bowl-Spiel, eine Begegnung zweier NFL-Teams kurz vor Beginn der regulären Saison. In Amsterdam soll 2001 der World Bowl stattfinden, das Endspiel des NFL-Ablegers NFL Europe (NFLE). Und in Berlin? "Wir sind noch in der Findungsphase", sagt Paul Tagliabue. World Bowl? "Vielleicht 2002", antwortet er. Und American Bowl gar, wie zwischen 1990 und 1994? "Vielleicht 2001 erstmal in Hamburg, in Berlin dann etwas später."

Die Football-Repräsentanten lassen nicht locker bei ihren Versuchen, Raum zu gewinnen auf dem alten Kontinent. Mit weiteren American Bowls soll die Entwicklung voran getrieben werden. "Wo wir hinkommen, spüren wir Optimismus", erzählt Tagliabue. Es habe sich herumgesprochen, dass die Qualität der NFLE gestiegen sei. Auch im Mutterland USA: Einige der Besitzer der NFL-Teams fordern schon, die NFLE solle schnellstens von sechs auf acht Teams expandieren. Sie wollen mehr Mannschaften haben, in denen sie ihre Spieler weiterentwickeln können. Kandidatenstädte gibt es viele: Dublin, Paris, Warschau, London und Hamburg sind zum Beispiel Interessenten. "Aber das sind nur einige", sagt Tagliabue.

Bis die Expansionspläne allerdings konkret werden, sind noch weitere Gespräche zu führen. Zunächst will die Liga mit ihren sechs Stammteams weitere Fortschritte machen. Auch mit Berlin Thunder, das 1999 nicht gerade einen Traumstart hinlegte. Sportlich sprang nur Rang sechs heraus, in der Zuschauergunst belegten die Berliner mit durchschnittlich 9500 Besuchern bei ihren Heimspielen keinen Spitzenplatz. "Ich würde gern alles festigen", gibt Thunder-Manager Michael Lang als Zielsetzung aus. Um im nächsten Jahr ebenfalls in die Offensive zu gehen. In den ersten beiden Jahren des Bestehens sei das Olympiastadion sicher eine Nummer zu groß, sagt Lang. "Aber langfristig ist das unser Ziel."

Vor dem Auftaktspiel am Sonnabend (Beginn 19 Uhr, Jahnstadion) gegen den Titelverteidiger Frankfurt Galaxy sind die Berliner froh, keine verletzten Spieler zu haben. "Wenn nur ein bisschen von dem als Glück zurückkommt, was wir letztes Jahr an Pech hatten, wäre das schon gut", wünscht sich Lang. Das Unglück hatte 1999 bei der knappen Auftaktniederlage in Frankfurt begonnen. Der schlossen sich drei weitere Niederlagen an. Da kann auch die NFL nicht helfen. "Es fängt mit dem Spiel an und hört mit dem Spiel auf", sagt Tagliabue, "gewinnen ist ein großer Faktor." Deshalb hat er den Berliner Spielern gestern beim Training erzählt, er wolle sie am 25. Juni beim World Bowl in Frankfurt wiedersehen. Da haben alle gelacht, aber Tagliabue hat etwas hinzugefügt: "Im vergangenen Sommer habe ich das auch einer Mannschaft gesagt: Ich will euch am 30. Januar in Atlanta beim Super Bowl wiedersehen." Das war im Trainingscamp der St. Louis Rams. Was daraus geworden ist, wissen die Football-Fans: Die Rams gewannen das Finale gegen Tennessee mit 23:16.

Dietmar Wenck

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false