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Die sechs großen Berliner Vereine arbeiten jetzt zusammen.

© Tsp

Berliner Sportklubs: Sechs and the City

Die großen Berliner Sportklubs schließen sich zu einer ungewöhnlichen Lobby-Allianz zusammen. Die Initiative will vor allem den Senat bearbeiten, um dem Sport eine stärkere Stimme im Stadtmarketing zu geben.

Der Termin mit der Wirtschaftssenatorin sei sehr gut gelaufen, schwärmen die sechs Männer. Ihr Problem ist nur: Die Berliner Wirtschaftssenatorin ist seit ein paar Tagen gar nicht mehr im Amt. Dabei hatte Sybille von Obernitz angeblich „genau verstanden, was wir wollen“, verrät Kaweh Niroomand, einer der sechs Herren. Er ist eigentlich Chef des Volleyball-Bundesligisten Berlin Volleys, hat sich aber jetzt eine weitere Funktion zugelegt: als Sprecher der „Initiative Berliner Profiklubs“ – einer neuen Lobbyvereinigung der wichtigsten Berliner Sportvereine. Über alle Konkurrenz hinweg trat diese im deutschen Sport bisher einmalige Allianz am Dienstag in die Öffentlichkeit. Mit dabei sind die Fußball-Zweitligisten Hertha BSC und 1. FC Union sowie die Eisbären, die Füchse-Handballer, die Basketballer von Alba und eben die Volleys. Vertreten werden sie jeweils durch ihre Geschäftsführer. „Wir duzen uns schon“, sagt Herthas Finanzchef Ingo Schiller.

Die Initiative will vor allem den Senat bearbeiten, um dem Sport eine stärkere Stimme im Stadtmarketing zu geben. Jährlich besuchen insgesamt 2,4 Millionen Menschen die Heimspiele der Vereine, in ihren Ligen spielen die Ballsportler meist um die Meisterschaft mit – nur die Fußballer suchen ihren Stadtmeister gerade in der Zweitklassigkeit. „Berlin wird offensiv vermarktet, aber der Sport findet dabei nicht statt“, bemängelt Albas Geschäftsführer Marco Baldi. Künftig wird nun auf internationalen Messen auch Berlins Profisport als Ausflugsziel angeboten – so soll es zumindest die abgetretene Senatorin Obernitz versprochen haben. Ihr Nachfolger, wer auch immer das sein wird, sollte dieses Versprechen halten, wenn er oder sie es nicht gleich zum Amtsantritt mit der Allianz der sechs Herren zu tun bekommen möchte.

Auch bundespolitisch haben die Berliner Klubs ähnliche Interessen – zumindest stellen sich ihnen ähnliche Probleme. Die Frage, ob Politiker und Wirtschaftsbosse mit Vip-Karten beschenkt werden dürfen, ist weiterhin rechtlich unklar geregelt. „Wer darf wen einladen – das weiß keiner“, beschwert sich Füchse-Boss Bob Hanning. Ähnlich unsicher ist die Werbung mit Glückspielanbietern. Hier wurde eine bundesweit einheitliche Regelung verabredet, die aber derzeit noch von der EU überprüft wird. Daher muss es etwa Hertha hinnehmen, dass wegen der Werbung eines Wettbüros im Olympiastadion Ordnungsgelder von den Berliner Behörden verhängt werden, während das in anderen Bundesländern kein Problem darstellen würde.

In Sachen Sponsorensuche sind die Interessen der Klubs ansonsten gegenläufig. In der wirtschaftlich weiterhin schwächelnden Stadt rangeln alle Vereine um die wenigen Geldgeber des Sports und zum Teil auch um die gleichen Zuschauer. Immerhin gemeinsame Shoppingtouren können sich die Klubchefs gut vorstellen. „Wir brauchen für unsere Sportler insgesamt 18 Kilometer Tapeverband“, berichtet Baldi. „Wenn wir die zusammen einkaufen, wird es billiger.“

Abgesehen von diesen zumeist wirtschaftlich gelagerten Interessen fällt es den Profivereinen noch schwer, gemeinsame Leitlinien für eine Sportstadt Berlin zu entwerfen. Auf die Frage, ob die Klubs eine neue Olympiabewerbung unterstützen würden, verfallen die sechs Herren zunächst in ein kurzes Schweigen. Hanning rettet die Situation dann aber mit dem Spruch: „Wenn irgendwann der Flughafen stehen sollte, wäre das sicherlich keine schlechte Sache.“ Da lachen alle – gemeinsam.

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