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50-jähriges Vereinsjubiläum: TSC Berlin: Stolz wehen noch die Fahnen

Zu DDR-Zeiten wurden beim Berliner TSC Leistungssportler gedrillt. Zum 50. Geburtstag des Vereins steht der Breitensport im Vordergrund.

Günter Polauke hat lange die Geschicke des Berliner Turn- und Sportclubs geleitet. Von 1998 bis 2011 war er Präsident des Vereins. Als Klaus-Jürgen Weidling von ihm als neunter Vorsitzender das Amt übernahm, gab Polauke, von 1986 bis 1989 SED-Bezirksbürgermeister von Treptow, einen „vereinsrechtlich, sportlich und wirtschaftlich stabilen Verein“ in seine Hände – erzählt er. Einen Verein, der nun seinen 50. Geburtstag feiert.

Seit dem 9. Juli 1991 heißt der TSC Berlin offiziell Berliner TSC e.V., weil im Westen der Stadt bereits ein 1893 gegründeter Verein gleichen Namens existierte. Polauke, heute Ehrenpräsident, legt Wert auf die Bezeichnung Verein statt Klub, weil dies seiner Meinung nach augenscheinlich den Wandel des TSC nach der Wende aufzeige. Aus einem „Zuchtbetrieb“ spitzensportlicher Höchstleistungen sei ein offener Verein für jedermann geworden. Mit 3092 Sportlerinnen und Sportlern in 18 Abteilungen und 22 Sportarten vermeldet der TSC einen aktuellen Mitgliederrekord.

Über die Gründung am 18. Februar 1963 im Festsaal des Hauses Unter den Linden 38 schreibt Wolfgang Helfritsch, lange Direktor der an den TSC angebundenen Kinder- und Jugendsportschule Ernst Grube: „Es war ein unwirklicher Februartag, wie viele davor und danach. Und doch war er für diejenigen, die mit dem Berliner Sport zu tun hatten, ein Einschnitt, ein Ereignis, das Weichen für die Sportentwicklung der damaligen Hauptstadt der DDR stellte.“ Der TSC war ein Zusammenschluss der neben dem SC Dynamo (Polizei) und ASK Vorwärts (Armee) bestehenden zivilen Klubs SC Rotation, SC Einheit und TSC Oberschöneweide.

Zu DDR-Zeiten gewannen TSC-Sportler drei Mal olympisches Gold durch die Ruderer Jörg Lucke/Hans-Jürgen Bothe (1968), Bahnradsportler Klaus Grünke (1976) und Kugelstoßer Ulf Timmermann (1988). Nach der Wende folgten die Eisschnellläuferinnen Jacqueline Börner (heute Schubert/1992) und Lucille Opitz (2006). Und es gab weitere bekannte Athleten mit Titeln, wie zum Beispiel die Radprofis Erik Zabel und Jens Voigt. Heutige Vorzeigedisziplin des Vereins ist das Wasserspringen, in dem der TSC in London drei Olympiateilnehmer stellte.

Als der TSC gegründet wurde, formulierte Gerd Michael, erster Klubpräsident, das Ziel des Vereins darin, „den Leistungssport so zu entwickeln, dass er sich dem Sport im Kapitalismus allseitig überlegen zeigt“. Allerdings gab es in der Gründerzeit ideologische Defizite: „West-Kinobesuche“ wurden bei vielen Klubangehörigen registriert, „Westverwandschaften“ der damals 230 Sportler wurden ebenso erfasst. Akribisch aufgeführt wurde auch, wie viele TSCler an den Demonstrationen zum 1. Mai und zum DDR-Nationalfeiertag am 7. Oktober teilnahmen.

Manche Ausgangsformulierung aus der Gründungszeit des TSC wirkt heute anachronistisch. Heute ist der TSC ein Sportverein unter vielen und zugleich eine Ausnahme. Es gibt nur wenige Leistungssportvereine aus DDR-Zeiten, die es geschafft haben, so zu überleben und sich zu öffnen wie der TSC. Es hat Opfer gekostet. In einige Sportarten, die zu früheren Zeiten im Verein dominant waren, wie die Leichtathletik, zählt der TSC national nicht mehr zur ersten Reihe.

Aber etwas hat die Wende unbeschadet überlebt, die alte Klubhymne wird nach wie vor im Verein gesungen. Textprobe: „TSC, wir alle schenken dir Vertrauen; TSC, ja ganz Berlin wird auf Dich schauen; TSC, die stolze Fahne weht; sie weht im Winde von der Panke bis zur Spree, es lebe unser TSC!"

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