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Immer montags werfen wir hier einen Blick auf den Berliner Fußball.

© promo

Berliner Fußball: Spielabbrüche in der Kreisliga

Es war wieder mal viel los auf den Berliner Fußballplätzen, leider stand nicht immer der Sport im Vordergrund. Gleich neun Partien mussten frühzeitig abgebrochen werden, die Begründungen sind teilweise kurios, teilweise erschreckend.

„Der Schiedsrichter hat die Gesundheit der Spieler nicht geschützt, deshalb sind wir geschlossen vom Platz gegangen“. So liest sich die Begründung für den Abbruch der Partie Kickers 1900 gegen Fortuna Biesdorf II in der Fachzeitschrift Fußball-Woche. Gegenüber dem Tagesspiegel erklärt Biesdorf-Trainer Oliver Richter, der Schiedsrichter habe mehrere rüde Fouls gegen seine Mannschaft nicht geahndet, das „Getrete“ der Gastgeber nicht unterbunden. Den Kickers aber macht er keinen Vorwurf, die hätten als Außenseiter im Rahmen ihrer Möglichkeit halt eine rustikale Spielweise gewählt. „Aber als guter Sportler weiß man, wann man besser aufhören sollte“, so Richter. Auf Seiten der Schöneberger Gastgeber kann man die Entscheidung nicht wirklich nachvollziehen. „Aus meiner Sicht war es ein normales Spiel, der Schiedsrichter hat eher uns benachteiligt als die Biesdorfer“, so Kickers-Coach Riedel. Selbst einige Biesdorf-Spieler hätten wenig Verständnis für die vom eigenen Trainer veranlasste Aufgabe gezeigt, berichtet Riedel weiter. Zum Zeitpunkt des Abbruchs stand es 3:0 für die Kickers, durch die Aufgabe wird dieses Spiel wohl mit 6:0 gewertet werden.

Weitaus gewöhnlicher ist es, wenn der Schiedsrichter selbst die Partie abbricht. Nach Angaben des Berliner Fußballverbands (BFV) kommt es in Berlin durchschnittlich zu etwa 70 Spielabbrüchen pro Saison, rund zwei Drittel davon wegen Gewalt und Pöbeleien. In dieser Saison lag man laut BFV-Vizepräsident Gerd Liesegang bislang eher unter diesem Schnitt, das vergangene Wochenende markiert somit einen traurigen Rückfall. „Die Schiedsrichter sind oft überfordert, oft aber auch allein gelassen. Hier muss mehr Unterstützung von den Vereinen kommen“, so Liesegang.

Alleine in der ersten Staffel der Kreisliga C beendeten die Unparteiischen am vergangenen Wochenende gleich drei Spiele vorzeitig, in allen drei Fällen lag es an Gewalt oder Bedrohungen. Im Spitzenspiel zwischen dem SK Türkyurt und dem Wartenberger SV II kam es nach einem vermeintlichen Faustschlag eines Gästespielers zu Tumulten, bei denen auch Zuschauer aufs Spielfeld stürmten. Die Wartenberger Spieler mussten laut Fußball-Woche per Polizeischutz vom Gelände am Poststadion geführt werden. Bei der Partie SV Galatasaray II gegen Nord Wedding II prügelten sich zwei Spieler, auch hier musste die Polizei anrücken. Im Spiel Blau-Weiß Spandau II gegen SV Buchholz II geriet der Schiedsrichter selbst in den Fokus. Er fühlte sich von den Spandauern bedroht nachdem er zwei Platzverweise ausgesprochen hatte und brach die Partie deshalb ab.

Doch auch schwere Verletzungen lösen oft einen Schock bei Mitspielern und Gegnern aus, sodass danach nicht mehr an Fußballspielen zu denken ist. Eine solche Schrecksekunde gab es am Wochenende bei der zweiten Mannschaft des BSV Al-Dersimspor im Kreisliga B- Spiel gegen den BVB 49: Der Spieler Güven A. brach plötzlich zusammen, nachdem er kurz vorher noch gesagt haben soll, er sei müde und könne nicht mehr, wie der Al-Dersimspor-Vorsitzende Battal Akdag berichtet. Güven sei dann fast zehn Minuten lang ohnmächtig gewesen und habe seine Zunge kurzzeitig verschluckt. Die Betreuer des Kreuzberger Klubs leisteten erste Hilfe, erhielten dabei telefonische Anweisungen der Rettungssanitäter. Ersten Angaben zufolge seien Herzrhythmusstörungen für den Zusammenbruch verantwortlich gewesen, so Akdag. Inzwischen geht es dem Spieler einigermaßen gut, das Krankenhaus konnte er noch am Abend verlassen. Angesichts dieses Vorfalls war klar, dass das Spiel nicht fortgesetzt werden würde.

Ähnlich erging es den Beteiligten auf dem Platz an der Neustrelitzer Straße beim Kreisliga B-Spiel BSV Oranke gegen FC Nordost II. Hier verletzte sich ein Spieler der Gastgeber in einem normalen Zweikampf derart schwer am Knöchel, dass die Verantwortlichen beider Mannschaften und der Schiedsrichter sich kurz vor Schluss auf einen Abbruch einigten, obwohl die Partie beim Stand von 4:5 noch offen war. „Der Fuß stand ganz schräg ab, bei dem Anblick waren alle fix und fertig“, schildert Oranke-Trainer Frank-Michael Klemm.

Bei mehreren Spielen in der Kreisliga B führten personelle Probleme zum Abbruch. So war zum Beispiel die zweite Mannschaft von Mahlsdorf/Waldesruh nur zu neunt beim SSC Teutonia II angetreten. Als sich dann auch noch ein Spieler verletzte, baten die Gäste um Beendigung der Partie. Und bei der SG Nordring II stellte sich in der Halbzeitpause heraus, dass ein Akteur keinen gültigen Spielerpass und auch keinen Personalausweis dabei hatte. Laut BFV-Regularien ist auch dies ein vertretbarer Grund für einen Spielabbruch.

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