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Tennis Borussia spielt aktuell in der sechstklassigen Berlin-Liga

© promo

Berliner Fußball: Tennis Borussia - Ende des Abschwungs?

Ende des Insolvenzverfahrens und Schuldenfreiheit. Beim Berliner Traditionsklub Tennis Borussia sind die gröbsten Schwierigkeiten überwunden - nur auf die sportliche Trendwende wartet der Sechstligist weiter.

Ein Buffet war angerichtet, auf den Stehtischen im umfunktionierten Kraftraum in den Katakomben des Mommsenstadions wurden Sektgläser platziert, Servicedamen teilten Getränke und Salzstangen aus. Und vorne am Rednerpult hielt Andreas Voigt, Präsident des traditionsreichen Berliner Fußballklubs Tennis Borussia, ein Schreiben in die Luft, dass den anwesenden Mitgliedern und Fans die Feierlichkeiten zum 110-jährigen Vereinsjubiläum noch weiter versüßen sollte. Zuvor waren die knapp 400 Zuschauer an diesem Ostermontag bereits mit einem packenden 4:4 zwischen TeBe und dem SV Empor verwöhnt worden, jetzt präsentierte Voigt den Bescheid vom Finanzamt, auf den die Anhängerschaft lange gewartet hatte: Das endgültige Ende des knapp zwei Jahre andauernden Insolvenzverfahrens. Tennis Borussia ist schuldenfrei.

Im Juni 2010, als das Verfahren eingeleitet wurde, drückten den Klub laut Voigt Verbindlichkeiten von rund 300.000 Euro, die Mannschaft war gerade per Zwangsabstieg aus der Regional- zurück in die Oberliga degradiert worden. Vorstand und Aufsichtsrat wurden fast komplett ausgetauscht und die neue Vereinsspitze verschrieb sich ganz der finanziellen Konsolidierung und einem nachhaltigen Neuaufbau.

Der damit einhergehende Sparzwang erlaubte im Folgejahr keinerlei Risiken und so ging es weiter abwärts. Der nächste Abstieg in die Berlin-Liga markierte aus sportlicher Sicht den Tiefpunkt der Vereinshistorie. Noch nie in den 109 Jahren zuvor spielte die erste Mannschaft von Tennis Borussia in der sechsten Liga. Die Art und Weise des Abstiegs ärgert Voigt noch heute. Denn der Gegner aus den entscheidenden Relegationsspielen, SG Borea Dresden, zog nur wenige Wochen nach dem Start der neuen Saison seine Mannschaft wieder zurück – wegen finanzieller Probleme, die schon zum Zeitpunkt der Relegationsspiele bekannt gewesen sein dürften.

Hau-Ruck-Aktionen soll es künftig nicht mehr geben

„Durch die Leidenszeit sind Verein und Fans noch näher zusammengerückt, die Basis ist stärker geworden“, erzählt TeBes Vize-Vorsitzender Roland Weißbarth. So haben sich die Charlottenburger inzwischen gut eingerichtet in der höchsten Berliner Spielklasse. Dort werden Sie auch noch mindestens ein weiteres Jahr verbringen, denn die aktuelle Spielzeit wird für die „Lila-Weißen“, die aktuell in schwarzen Trikots auflaufen, irgendwo im unteren Mittelfeld enden. Und die Verantwortlichen geben sich alle Mühe, endlich den Eindruck eines realistisch und seriös wirtschaftenden Vereins abzugeben.

Dass der Klub aus dem Eichkamp aber eigentlich nichts in der Berlin-Liga zu suchen hat und es gerne auch schnell wieder in die Oberliga gehen darf, sieht auch Roland Weißbarth. Hau-Ruck-Aktionen und finanzielle Risiken stellt er trotzdem nicht in Aussicht. „Wir werden auch in der nächsten Saison hauptsächlich auf Junge, im Verein ausgebildete Spieler setzen“, sagt er. Dabei hofft er vor allem auf einige hochtalentierte A-Junioren, die derzeit um den Aufstieg in die Bundesliga spielen.

Die Rückkehr in die Oberliga könnte also auch ein längerfristiger Prozess werden, denn die aktuelle Mannschaft hat wohl kaum das Zeug für eine Spitzenposition. „Bislang hat uns das Insolvenzverfahren gebremst, jetzt sollte man uns mal eine Weile gewähren lassen“ fordert  Weißbarth, der in den Neunziger Jahren als Marketing-Manager schon ganz andere Zeiten bei Tennis Borussia miterlebt hat.

Auch beim letzten Jubiläum war er dabei, dem großen hundertsten Geburtstag im Jahr 2002. Auch damals befand sich der Klub im Umbruch, die Ära des Hauptsponsors Göttinger Gruppe, der den Verein mit größenwahnsinnigen Ambitionen weitgehend ruiniert hatte, war gerade erst beendet. Es herrschte große Verunsicherung im Verein, wie Weißbarth erzählt. 

Der harmonische Osternachmittag zehn Jahre später stand dazu im deutlichen Kontrast. Und so hatten die Vereinsbosse am Rednerpult noch eine weitere umjubelte Neuigkeit für die versammelte Anhängerschaft. Wenn schon nicht die sportliche Talfahrt, so ist demnächst zumindest die Zeit der schwarzen Spielhemden vorbei: Dank einem neuen Ausrüstervertrag sind lila-weiße Trikots auf dem Weg nach Berlin.

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