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An dieser Stelle werfen wir jede Woche einen Blick auf den Berliner Fußball.

© promo

Berliner Pilsner Pokal: Türkiyemspor lebt noch, Berlin-Ligisten hoffen

Immer montags werfen wir einen Blick auf den Berliner Fußball, heute auf das Achtelfinale im Berliner Pokalwettbewerb. Viele Mit-Favoriten sind schon raus, Berlin-Ligisten machen sich Hoffnung und die brisanteste Partie steigt am Mittwoch im Jahn-Sportpark.

Türkiyemspor lebt noch. Das ist wohl die wichtigste Erkenntnis, die man aus den bisherigen Achtelfinal-Spielen des Berliner Pilsner Pokals ziehen kann. Als Regionalligavertreter und Nummer drei in Berlin hinter Hertha und Union sollte man eigentlich auch mit den Kreuzbergern rechnen, das deutliche 6:0 gegen den Oberligisten Lichterfelder FC (LFC) kommt dennoch überraschend. Denn beim in der Liga hoffnungslos abgeschlagenen Klub weiß man in diesem Jahr gar nicht so recht, woran man ist. Eine Fast-Insolvenz, drei verschiedene Vorstände und ein sicher bevorstehender Abstieg lautet die Bilanz bis jetzt. Doch das alles täuscht auch ein wenig darüber hinweg, dass die Liga-Spiele meist nur knapp verloren gehen und man Türkiyemspor trotz der mageren Ausbeute von fünf Punkten aus 25 Spielen nicht unbedingt als Schießbude der Regionalliga bezeichnen kann. Jetzt also der Kantersieg gegen den LFC. Man ahnt, dass man die für viele schon abgeschriebenen Kreuzberger zumindest im Berliner Pokalwettbewerb weiter auf der Rechnung haben muss. Für Türkiyemspor ist dies die letzte Chance, vielleicht noch einen versöhnlichen Schlusspunkt unter diese katastrophale Saison zu setzen.

Allein finanziell könnte der angeschlagene Klub über den Pokalwettbewerb einiges an Schaden reparieren. Denn die Landespokale sind die einmalige Chance für sämtliche Klubs bis hinunter in die Kreisliga, sich über den Titelgewinn für die erste Runde des DFB-Pokals zu qualifizieren. Dadurch winkt dem Berliner Pokalsieger eine garantierte Teilnahmeprämie von knapp 100.000 Euro, für die meisten unterklassigen Berliner Vereine mehr als der gesamte Jahresetat. Hinzu kommt mit ein wenig Losglück ein Duell mit einem großen Namen aus der Bundesliga, was TV-Präsenz und Zuschauereinnahmen in ungeahnter Größenordnung bringen kann. Erinnert sei hier zum Beispiel an den Baden-Württembergischen Oberligisten TSV Germania Windeck, der sich in den vergangenen beiden Jahren durch den Gewinn des Landespokals für die DFB-Endrunde qualifiziert hatte und dort 2009 gegen Schalke 04, und ein Jahr später gegen den FC Bayern München antreten durfte. Der Berliner Pokalsieger 2010, Berlin Ankaraspor, bekam in der ersten Runde des laufenden DFB-Pokals immerhin Mainz 05 zugelost, die Partie fand vor über 1200 Zuschauern im Moabiter Poststadion statt und wurde live auf Sky übertragen.

Berlin-Ligist wirft Tennis Borussia raus

Ein Coup im Pokal könnte also für unterklassige Klubs aus Berlin das ganz große Los sein, gerade Mannschaften aus der Berlin- oder Landesliga hoffen auf die Sensation. Und in diesem Jahr stehen die Chancen gar nicht so schlecht, im Viertelfinale stehen nur noch zwei überregional spielende Mannschaften (neben Türkiyemspor noch der Sieger der Partie Berlin Ankaraspor gegen den BFC Dynamo, die am Mittwochabend steigt). Daneben tummeln sich Landesliga-Vertreter SC Staaken und eine Reihe Berlin-Ligisten, von denen die größte Überraschung dem Berliner SC (kurz BSC) gelang, der den ruhmreichen Oberliga-Vertreter Tennis Borussia am vergangenen Mittwoch aus dem Wettbewerb warf.

„Als Sensation würde ich das nicht unbedingt bezeichnen. Der Unterschied zwischen Ober- und Berlin-Liga ist nicht mehr so groß und TeBe ist auch nicht mehr so stark wie früher“ sagt BSC-Coach Mario Reichel. Im Hinblick auf die nächsten Runden gibt er sich jedoch angriffslustig: „Es sind keine Übermannschaften im Wettbewerb, an einem guten Tag kann man Jeden schlagen“. Den nächsten Achtungserfolg setzte der SC Staaken mit einem souveränen 5:1- Heimsieg gegen den eine Klasse höher spielenden Köpenicker SC. Ein Blick auf die Tabellen ließ einen aber schon im Vorfeld durchaus mit einem solchen Ergebnis rechnen, schließlich sind die Spandauer aktueller Tabellenführer der 2. Abteilung in der Landesliga, während Köpenick in der Berlin-Liga auf einem Abstiegsplatz steht.

Neben Türkiyemspor, dem BSC und dem SC Staaken haben sich noch die Berlin-Liga-Klubs Hertha 03 Zehlendorf, Stern 1900 und der Frohnauer SC für das Viertelfinale qualifiziert. Die Zehlendorfer siegten im Liga-internen Duell bei Lichtenberg 47 mit 3:1, Stern 1900 schaltete den Landesligisten TuS Makkabi ebenfalls mit 3:1 aus, und der Frohnauer SC behauptete sich im Ortsteil-Derby gegen den Bezirksliga-Vertreter FCK Frohnau mit 3:0. Der letzte verbliebene Bezirksligist, der FV Wannsee, spielt erst am Dienstag bei der VSG Altglienicke. Die sind momentan Tabellenzweiter in der Berlin-Liga und damit der haushohe Favorit.

Neuauflage des Endspiels 2010

Und dann ist da noch das mit Abstand brisanteste Duell dieses Achtelfinals: Am Mittwoch kommt es im Jahn-Sportpark (19:00) zur Neuauflage des letztjährigen Finals, Titelverteidiger Berlin Ankaraspor (BAK 07) gegen den BFC Dynamo. Dieses Duell der beiden Oberligisten wurde seinerzeit überschattet von Ausschreitungen nach dem Spiel, als Anhänger des DDR-Rekordmeisters während der Siegerzeremonie den Platz stürmten.  

Sportlich sind die Vorzeichen in diesem Jahr klar: Der BAK ist Titelverteidiger und aktueller Tabellenführer in der NOFV Oberliga Nord, hat dort in 21 Spielen erst sechs Gegentore kassiert und will langfristig in die dritte Bundesliga. Dynamo dagegen spielt eine Saison jenseits von Gut und Böse und steckt im unteren Mittelfeld. Am Wochenende gab es ein dürftiges 1:1 beim Vorletzten Reinickendorfer Füchse.

Die anderen Klubs jedenfalls dürften sich freuen, sollte den Hohenschönhausenern die Sensation gelingen. Denn der BAK ist aktuell sicherlich der dickste Brocken im Berliner Fußball, von den beiden Profivereinen Hertha BSC und 1. FC Union mal abgesehen. Doch so oder so darf man sich auf spannende Duelle im Viertelfinale freuen, die Auslosung folgt am Freitag den 1.April.

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