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Eisbären: Ein Fall nach dem Hoch

Vor dem zweiten Eisbären-Finalspiel wird bekannt: Ein Profi des Team verweigerte eine Dopingprobe. Erst Stunden später war er bereit, sich testen zu lassen.

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Berlin - Als ob die Eisbären nicht schon genug Sorgen hätten. Heute treten die Berliner zum zweiten Finalspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft in der Kölnarena an. Dort erwartet sie eine schwere Aufgabe. Nach ihrem 3:2-Sieg am Sonntag wollen sie das zweite Spiel der Play-off-Serie gewinnen – trotz Heimvorteils der Kölner. Der Heimvorteil ist ein Problem der Eisbären. Ein anderes ist gestern dazu gekommen: Einer ihrer Profis hat sich am 6. März einer Dopingprobe verweigert. Angeblich soll es sich um Stürmer Florian Busch handeln. Eisbären-Manager Peter John Lee wollte dies allerdings nicht bestätigen.

Ausgerechnet zwischen zwei Finalspielen der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) meldete der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) gestern, dass ein Nationalspieler der Eisbären bei einer unangemeldeten Kontrolle einen Test abgelehnt habe, weil er einen Termin habe wahrnehmen müssen. Wenige Stunden später erklärte sich der Spieler jedoch bereit, die Probe abzugeben. Sie fiel negativ aus. Neben etwa 100 Wettbewerbskontrollen in einer DEL-Saison werden Nationalspieler auch außerhalb des regulären Spielbetriebs getestet. „Es gibt etwa fünf bis sechs Dopingtests im Jahr“, sagt der Berliner Nationalspieler Sven Felski. Bei so einer unangemeldeten Kontrolle soll sich Busch danebenbenommen haben.

Das kann nun Konsequenzen haben: Laut der Nationalen Antidoping-Agentur Nada zählt ein verweigerter, so genannter Missed Test, wie ein positiver. Auf dieser Grundlage könnte der Eisbären-Profi für zwei Jahre gesperrt werden. Der DEB allerdings fordert ein geringeres Strafmaß, weil es sich „nicht um eine verweigerte Dopingkontrolle, sondern um eine Dummheit des Spielers“ gehandelt habe. Deshalb reiche es aus, wenn der Spieler mit einer Verwarnung und einer Geldstrafe bestraft würde. Anders sieht es die Nada. Deren Sprecherin Ulrike Spitz erklärte, dass der Fall eines verweigerten Dopingtests erfüllt sei. „Einer Geldstrafe oder einer öffentlichen Verwarnung könnten wir nicht zustimmen“, sagte Spitz. Die Unstimmigkeiten über die Sanktionen zwischen DEB und Nada sollen nun am Mittwoch vom unabhängigen „DEB Missed Test Policy Gremium“ beigelegt werden.

In einer dem DEB vorliegenden Stellungnahme des Spielers, die er offenbar ohne Absprache mit den Eisbären verfasst hat, spricht der Profi von einer „Kurzschlussreaktion“ und entschuldigt sich für den Vorfall. Bei den ungemeldeten Kontrollen hat es bei den Eisbären zuvor schon Unannehmlichkeiten gegeben. Ein Familienvater hätte beinahe wegen einer Kontrolle seine wartende Tochter von der Schule nicht abholen können, erzählt Manager Lee. Ein anderer Profi musste direkt vom OP-Saal zu einer Urinprobe. Lee glaubt, dass der erste Doping-Fall in der Geschichte der DEL eigentlich gar keiner ist. „Es geht hier doch nicht ernsthaft um Doping, sondern um die Einhaltung der Regeln.“ Gedanken macht sich Peter John Lee aber auch über einen anderen Punkt: „Es ist schon komisch, dass der Fall ausgerechnet jetzt an die Öffentlichkeit kommt.“

Die Eisbären Walker und Pederson spielen trotz Verletzungen im Finale:

www.tagesspiegel.de/sport

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