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German Bowl: Die Rückkehr der Adler

Nach 13 Jahren ist das Berliner Football-Team wieder Meister – und sieht sich am Beginn einer neuen Ära

Sonntagmorgen, neun Uhr. Während die ersten Passanten mit den eben gekauften Frühstücksbrötchen auf dem Weg nach Hause sind, verlassen die letzten Gäste die Diskothek Tollhaus in Lichtenberg. Erst um halb drei waren die jungen Männer dort angekommen, ein Bus hatte sie direkt vom Stadion in Braunschweig bis vor die Tür des Nachtclubs gebracht. Dort wollten sie ihren Sieg feiern. Den überraschenden 10:7-Sieg der Berlin Adler über die Braunschweig Lions im Finale der German Bowl, der Deutschen Meisterschaft im American Football.

Vor 17200 Zuschauern konnten die Berliner im letzten Abschnitt zunächst einen 0:7-Rückstand durch einen Touchdown von Estrus Crayton ausgleichen. Benjamin Scharweit erzielte dann kurz vor Abpfiff mit einem 33-Meter-Field-Goal die Führung für die Berlin Adler. Für die Braunschweig Lions, die als Favoriten in das Endspiel gegangen waren, war es die fünfte Finalniederlage in Folge.

„Wir hatten absolut nichts zu verlieren“, beschreibt Gitta Friedrich, die Vizepräsidentin der Berlin Adler, die Situation vor dem Spiel. Und auch die Mannschaft war sich ihrer Außenseiterrolle bewusst. „Aber die Trainer haben uns immer wieder gesagt, dass wir besser sein können als die anderen, und irgendwann haben wir das auch geglaubt“, erzählt Scharweit. Der 20-Jährige, der American Football bei einem Schüleraustausch in den USA kennen lernte, spielt erst seit zwei Jahren. Das aber mit Erfolg, denn Scharweits Field-Goal war der spielentscheidende Moment.

Für den Sieg war allerdings nicht nur diese eine Szene, sondern vor allem die Mannschaftsleistung ausschlaggebend. Während der ganzen Saison hatte mal die Defense, mal die Offense besonders überzeugt. Jetzt sollten beide Mannschaftsteile gleichermaßen Leistung bringen. Das Team war optimal eingestellt und bereits am Freitag nach Braunschweig gereist. „So wächst auch der Teamgeist“, findet Scharweit. Zur Vorbereitung fanden noch in Braunschweig Einzelgespräche statt, Videoaufzeichnungen von Spielen der gegnerischen Lions wurden analysiert. All das trug nun zum Erfolg bei, auf den die Berliner, die zwischenzeitlich sogar in die zweite Liga abgestiegen waren, 13 Jahre warten mussten. In diesem Jahr trifft der Titelgewinn nun auch noch mit dem 25-jährigen Vereinsjubiläum zusammen, ein Umstand, der die Vizepräsidentin Gitta Friedrich „besonders glücklich“ macht.

Der Verein, der schon zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga gehörte und seine große Zeit Anfang der Neunzigerjahre hatte, spielt jetzt wieder ganz oben mit in der German Football League. So verwundert es auch nicht, dass Friedrich hoffnungsfrohe Prognosen für das nächste Jahr abgibt: „Saisonziel kann nur die Titelverteidigung sein.“

Sophie Goetze

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