zum Hauptinhalt

Sport: Internationale Klasse

Deutsch-holländischer Sieg beim Traberderby

Berlin - Erst wurde Arnold Mollema nach seinem Derbytriumph mit Unforgettable am Sonntag auf der Trabrennbahn Mariendorf geehrt. Im Anschluss daran erläuterte er erst dem Bahnsprecher und dann nacheinander drei Sendern die Taktik, die zum Erfolg geführt hatte. Die 25 000 Zuschauer mussten schon genau hinschauen, um zu erkennen, dass der Trabrenn-Profi Mollema aus den Niederlanden stammt. Denn Mollema fährt häufig Rennen in Berlin und nur auf dem Schriftzug seines Fahrerdresses und aufgrund des ganz leichten Akzentes bei seinen Siegerinterviews war zu erkennen, dass er kein Deutscher ist.

Dass Unforgettable gewann, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis exzellenter Zucht. Unforgettable stammt von dem Ausnahmetraber Diamond Way ab, der als Deckhengst auf dem Gestüt von Alwin Schockemöhle eingesetzt ist und für den zweimaligen Olympiasieger der Springreiter im Jahr 1985 selber das Derby gewann. Der edle Traber, der mittlerweile schon stolze 23 Jahre alt ist, führt seit über einer Dekade die Liste der erfolgreichsten heimischen Beschäler an. Seine Nachkommen gewannen bisher 195 Gruppe-Rennen und 40 Millionen Euro Prämie.

Das 110. Traber-Derby hat zwar ein niederländischer Fahrer gewonnen, aber es war zugleich ein Erfolg der deutschen Zucht, die international immer größeren Einfluss gewinnt. Eine fast schon aberwitzige Entwicklung. Denn während die deutschen Pferde in den vergangenen zwanzig Jahren immer besser und schneller wurden, ging der Stellenwert des Trabrennsports zusammen mit den Umsätzen an den Wettkassen durch die Passivität der Funktionäre und ihren Unwillen, die Veranstaltungen modern und zeitgemäß zu präsentieren, stetig zurück. In Berlin konnte die Abwärtsspirale in dieser Saison gestoppt werden: Sowohl zu der Breeders Crown im Juni als auch zur Derbywoche kamen mehr Zuschauer, als im Vorjahr. Es gab keine Einbußen im Umsatz – doch die Vereinsleitung rund um den Präsidenten Ulrich Mommert muss zukünftig beweisen, dass diese Entwicklung weiter geht. Mommert will die Rennen verstärkt über eine Kooperation mit Sendern wie Premiere, der täglich von der Derbywoche berichtet hat, vermarkten und er will die Mariendorfer Bahn wieder attraktiver für das eigene Publikum gestalten.

Und wenn es dann noch so interessant wird wie am Sonntag... Vom günstigen Startplatz drei aus hatte Mollema seinen Hengst sofort an die Spitze dirigiert. Eine Position, die in solch einem Klassiker den stetigen Druck der angreifenden Gegner garantiert, die zugleich aber auch eine gewisse Sicherheit bietet. „An der Spitze läuft man kaum Gefahr, durch mögliche Stürze im Rennen behindert zu werden“, sagte Mollema später, „und wenn man in diese Position gelangen kann, dann hat man sowieso keine Wahl und muss sie einfach nehmen.“ Unforgettable streckte sich willig, und neben Mollemas Pferd ging der Mitfavorit Ufo Kievitshof mit dem Fahrer Hugo Langeweg, ebenfalls aus den Niederlanden, in die äußere Angriffsspur. Dahinter lag der Hengst Gustav Diamant mit seinem Münchner Trainer Gerhard Biendl auf der Lauer.

Über einen Kilometer lang blieb die Situation relativ ruhig, doch in der letzten Kurve machte Langeweg im Sulky von Ufo Kievitshof sehr entschlossen Druck. Fast schien es, als würde er an Mollemas Hengst vorbeiziehen können, doch mit dem Einbiegen auf die Zielgerade konnte sich Unforgettable wieder für einen Moment lösen. Aber auch der Angreifer bäumte sich noch einmal auf. Doch Unforgettable, der Favorit, gab die halbe Länge Vorsprung, die er sich mittlerweile wieder erkämpft hatte, einfach nicht mehr her. In der Kilometerzeit von 1:14,4 Minuten blieb Unforgettable letztlich sicher vor Langeweg im Sulky von Ufo Kievitshof. Dahinter kam Gustav Diamant auf den dritten Platz.

Die internationale Klasse der zehn Finalisten, die zu dem mit insgesamt 430 581 Euro dotierten Klassiker antraten, hatte lange Schlangen an den Wettschaltern ausgelöst. Genau die Hälfte der Sulkygespanne kämpfte für niederländische Farben, und neben Weltmeister Heinz Wewering, der mit der Stute Playgirl November Vierter wurde und zusammen mit dem zweiten Platz aus dem Vorlauf rund 30 000 Euro Preisgeld einstrich, waren die besten Gestüte des Republik vertreten.

Heiko Lingk

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false