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Nicht zu halten. Mike Bult (l. ) war mit sieben Toren in der zweiten Halbzeit für den Erfolg der Füchse mitverantwortlich. Foto: Harald Ottke

© Harald Ottke

Nach dem Sieg gegen Magdeburg: Jetzt haben die Füchse auch noch Glück

Die Handballer der Füchse Berlin verblüffen alle und denken nun sogar an die Champions League. Jetzt geht es darum, die Mannschaft weiter zu verstärken.

Berlin - Glück oder Geniestreich? Wie Bartlomiej Jaszka den Ball an der groß gewachsenen Abwehr vorbei ins rechte obere Toreck gezirkelt hatte, konnte er selbst nicht erklären. Für ihn und die Füchse war nach dem Spiel gegen den SC Magdeburg nur wichtig, dass der Ball unmittelbar vor dem Abpfiff drin war. Es war der emotionale Höhepunkt eines Kampfes über 60 Minuten vor 9000 Fans in der ausverkauften Schmeling-Halle. 27:26 gewannen die Berliner ihr letztes Bundesligaspiel der Hinrunde, ein Spiel, das eigentlich verloren zu sein schien. Damit bleiben die Füchse, zur großen Verblüffung der Konkurrenz, mit nur fünf Minuspunkten nach 17 Spielen erster Verfolger des Tabellenführers HSV Hamburg.

Damit hat sich das Team von Trainer Dagur Sigurdsson viel Respekt verschafft und Lob bekommen. „Ich kann den Füchsen nur zu ihrer bisher tollen Saison gratulieren“, sagte Magdeburgs Trainer Frank Carstens. Zuvor hatte er zugegeben, stinksauer über die Niederlage zu sein.

Wie es den Füchsen gelungen ist, aus einem mehrmaligen Rückstand mit sechs Toren noch einen Sieg zu machen, war so einfach wie genial. Dagur Sigurdsson hatte ihnen in der Kabine beim Halbzeitstand von 10:15 ruhig erklärt, dass sie nach dem Verlauf der ersten Hälfte keinen Druck mehr haben würden. „So werden wir das Spiel nicht mehr gewinnen“, hatte der Isländer gesagt und hinzugefügt. „Versucht jetzt den Einbruch zu vermeiden. Den Druck, gewinnen zu müssen, haben jetzt die Magdeburger, mal sehen, wie sie damit fertig werden.“ Damit hatte der Füchse-Trainer seiner Mannschaft, in der ein Leistungsträger wie Alexander Petersson sichtbar am Ende seiner Kräfte war, die Angst vor der Niederlage genommen. „Genau dieses Mittel zeigte Wirkung“, erklärte Geschäftsführer Bob Hanning, der seit langer Zeit mal wieder in einer Halbzeit in der Kabine war.

Später, als sich der Jubel etwas gelegt hatte, griff Sigurdsson noch einmal zu einem ungewöhnlichen Mittel, beging fast schon einen Tabubruch. Im Gegensatz zum ansonsten obligatorischen Lob für die Leistung der gesamten Mannschaft, hob er diesmal den Namen eines Spielers besonders heraus: Mark Bult. Mit sieben Tore in der zweiten Hälfte, darunter drei Siebenmeter, hatte der Holländer die Füchse erst wieder in Siegnähe gebracht. „Es freut mich für ihn, dass er für sein langes Warten belohnt wurde“, sagte Sigurdsson über jenen Spieler auf Halbrechts, der eigentlich als zweiter Mann hinter Petersson seinen Platz eher auf der Wechselbank hat. Bult, aber auch Michal Kubisztal (3 Tore) und Konrad Wilczynski (3/1) bestätigten gegen Magdeburg Bob Hannings Prognose, dass letztlich die Stärke der zweiten Reihe über das Endergebnis der Saison entscheiden wird.

Dass die Füchse durchaus höhere Ziele anstreben können als nur einen Europacupplatz wird immer deutlicher. Geschäftsführer Bob Hanning ist gut beraten, sich mit der Qualifikationsrunde zur Champions League zu befassen. In den zurückliegenden fünf Spielzeiten war es vier Mal dem Halbzeitzweiten (Kiel, zweimal der HSV und Flensburg-Handewitt) gelungen, direkt in diesen Wettbewerb zu gelangen.

Lediglich der TBV Lemgo rutschte 2008/09 noch auf Rang sieben ab. „Viel wird auch davon abhängen, ob wir die Spiele gegen Hannover am zweiten Weihnachtsfeiertag und in Lübbecke zwei Tage vor Silvester gewinnen“, sagt Hanning. Die Leistung der Füchse treibt ihn offenbar zu diesen Überlegungen. Erneut fragte er: „Champions League – wie soll das bei uns jetzt schon gehen?“

Die Mannschaft weiter zu verstärken, wird Hannings vordringlichste Aufgabe sein. Falls die Champions League aktuell bleibt, dürfte bereits in der Rückrunde ein internationaler Topspieler verpflichtet werden. Immerhin auf eines kann sich der umtriebige Manager der Füchse verlassen: Dass Trainer Dagur Sigurdsson ein erfolgreiches Team formen kann. Manchmal ist es schon sein richtiger Ton zum richtigen Zeitpunkt, der zum Erfolg führt. Und nun hat er offenbar auch noch das Glück auf seiner Seite. Wie Bartlomiej Jaszkas Wurf drei Sekunden vor dem Ende gezeigt hat.

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