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Volle Pulle. Mittelblocker Felix Fischer hat sich wieder zu einem Leistungsträger des SCC entwickelt. In Paris dagegen war er nur ein Mitläufer, der sich im Verein nie wohlfühlte.

© dpa

SCC im Volleyball-Finale: Felix Fischer: Rückkehr in die Heimat

Der SC Charlottenburg vor dem zweiten Finalspiel gegen Friedrichshafen: Wie Mittelblocker Felix Fischer den Frust aus seiner Zeit in Paris verarbeitet..

Berlin - Wer weiß schon, ob Stelian Moculescu diese Idee nicht noch mal bitter bereut? Gestern morgen mussten seine Spieler noch mal die Videoaufzeichnung ihres ersten Finalspiels anschauen, da war der Trainer des VfB Friedrichshafen gnadenlos. Der VfB hatte das erste Finalspiel um die deutsche Volleyball-Meisterschaft gegen den SC Charlottenburg zwar 3:1 gewonnen, aber was heißt das schon. Zwei Satzergebnisse waren verdammt knapp. Und jetzt sahen die Spieler ihre ganzen Mängel und Fehler nochmal, das muss ja auf die Psyche gehen. Kein Wunder also, dass sie im gebeugten Gang nach Berlin kommen, die Schwaben, zum heutigen zweiten Finalspiel (19.30 Uhr, Schmeling-Halle).

Jedenfalls sieht Felix Fischer das so, der Mittelblocker des SCC. „Der VfB hat jetzt Angst und kommt mit keinem guten Gefühl. Wir wollen den VfB-Spielern sagen: Hey, ihr seid nicht die Besten.“ Naja, vielleicht sagt Fischer den Spielern am Ende ja auch: „Gratuliere zum Sieg“, man weiß das nicht. Aber dass der 26-Jährige verbale Spielchen treibt, ist ja auch schon eine Nachricht. Es zeigt, wie stark sich Fischer inzwischen wieder fühlt. Der Titel, das wäre die Krönung. Er hatte schon 2004 in der SCC-Mannschaft gespielt, die Deutscher Meister wurde. Er ist stabiler und stärker geworden, vorbei die Saisonphase, als „ich mit mir nicht zufrieden war“. Das hatte viel mit seinem früheren Verein zu tun. „Die Nachwirkungen von Paris habe ich noch gespürt.“

Paris Volley, Champions-League-Teilnehmer, Fischers Station bis Sommer 2010. Er wechselte 2009 nach Paris, weil er sich „im Ausland beweisen wollte“, auch weil er dachte: „Paris, hey, so ’ne Stadt, hört sich gut an.“

Jetzt hört sich Paris eher ziemlich mies an. Felix Fischer bei Volley, das war ein Fremdkörper in einem nüchtern-sterilen Verein. Das Kontrastprogramm zum SCC. Die ersten sechs Wochen liefen noch gut für ihn, er spielte, er hatte sogar einen Champions-League-Einsatz. Aber dann begann die emotionale Entfremdung von dem Klub. Der Trainer, ein Brasilianer, sprach kaum Englisch und meist nur Französisch. Fischer sprach kaum Französisch, also sagte er dem Klubmanager: „Vermittle mir bitte Sprachunterricht.“ Vermittelt wurde nichts, „da wurde ich ein wenig bockig“, gibt Fischer zu. Alleine lernen, das wollte er nun auch nicht. Also verstand er nur einen Teil der taktischen Anweisungen, dementsprechend kam er sportlich klar.

Und von Woche zu Woche wunderte er sich mehr. Paris spielte schlecht, verpasste zum ersten Mal seit 25 Jahren die Play-offs, und was passierte? Nichts passierte. Beim SCC hätte Manager Kaweh Niroomand getobt, bei Paris „kam nie einer und sagte: Gebt mal Vollgas“. Der Präsident hätte es sagen können, aber der tauchte nicht mal nach zehn Niederlagen in Serie und dem frühen Pokal-Aus bei dem Team auf. Nur Fischer sagte irgendwann: „Fragt da keiner, was hier abgeht?“ Nee, antworteten seine Mitspieler. „Die interessierte das wohl nicht.“

Vielleicht weil die Sponsorenfrage kein Problem ist. Den Großteil des Etats füllt die Stadt Paris, „da ist es nicht so wie in Berlin, dass sich Kaweh Niroomand rechtfertigen muss“, sagt Fischer. Die Zuschauer? Blieben ruhig. Mehr als 1000 kamen ohnehin kaum zu Ligaspielen, nur bei Champions-League-Duellen waren mal 2000 da. Es gibt bei Paris keine Fankultur, der Präsident gibt zugleich den Hallensprecher, so engagiert, als verlese er den Wetterbericht. Keine Jingles, keine Musik, keine Party-Time. Höchstens zwei, drei Fans fragten den Deutschen mal: „Wie geht’s?“ Immerhin, sie fragten mal nach. „Der Trainer wollte nie wissen, warum ich ins Ausland wollte.“

Gegen Ende der Saison hätte Fischer vermutlich gesagt: „Weil die französische Liga stark ist.“ Er hätte gerne noch ein Jahr in Frankreich gespielt, aber wohl nicht in Paris. Doch dann legte der SCC ein gutes Angebot vor, Fischer akzeptierte schnell. Berlin, das war wie Heimat. „Hier kenne ich alle Abläufe.“ Vor allem weiß er, wie Niroomand reagieren würde, wenn der SCC zehn Mal in Folge verliert.

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