zum Hauptinhalt
Harald Ottke

© Ottke

Sixdays: Stark, aber nicht clever

Das Berliner Duo Robert Bengsch/ Marcel Kalz muss sich beim Sechstagerennen nur noch den Stars beugen.

An den Sonntag denkt Robert Bengsch nicht so gern zurück. "Da war ich doch ganz schön platt", sagt er. Gemeinsam mit Marcel Kalz bildet der 25-Jährige beim Berliner Sechstagerennen ein Team, das an den drei Tagen zuvor im Velodrom das Niveau mitbestimmte. Immer dann, wenn es bei den Jagden oder Sprints zur Sache ging, war einer von beiden dabei. Dass sie nach dem für sie extrem schweren vierten Tag zwei Runden Rückstand auf die Führenden hatten, macht Bengsch dennoch nicht traurig. „Es wäre doch vermessen, jetzt schon vom Sieg zu träumen“, sagt er. „Da sollte man die Bodenhaftung nicht verlieren.“

Die Favoriten weiter ein wenig ärgern wollen Bengsch/Kalz aber schon, obwohl Kalz nach seinem Sturz beim Münchner Sechstagerennen mit einem geschraubten Schlüsselbein fahren muss. „Jetzt greifen wir noch einmal voll an. Schließlich konnten wir uns diesmal so richtig ausschlafen“, sagte er, bevor es in die fünfte Nacht ging.  Die Nacht auf Sonntag hingegen war sehr kurz gewesen, weil die Fahrer am Familientag schon mittags wieder im Sattel sitzen mussten.

Für Dieter Stein, den Sportlichen Leiter der Sixdays und Trainer von Robert Bengsch und Marcel Kalz beim Berliner Ked-Bianchi-Team, kam der kleine Leistungseinbruch der beiden nicht überraschend. „So erfahrene Sechstage-Asse wie Bruno Risi oder Robert Bartko fahren natürlich cleverer“, sagt Stein. „Die lassen auch schon mal einen Wertungssprint aus, um sich etwas zu schonen.“ Aber Stein kann sich aus seiner aktiven Zeit noch daran erinnern, dass das eben nicht der Stil von jungen Fahrern ist. „Da willst du alles, glaubst an dich und deine schier unerschöpflichen Kraftreserven“, sagt Stein, der einst in der Ostberliner Seelenbinder-Halle als die „Schwarze Sieben“ gefeiert wurde. „Die Stars lassen solche Heißsporne sich auch ein wenig austoben, bevor es dann in die Entscheidung bei einem Sechstagerennen geht.“

Vor der Schlussnacht liegen Bengsch und Kalz auf dem sechsten Platz, mit drei Runden Rückstand auf die vier ersten Teams. Sie sind nicht mehr zu erreichen, die Fünftplatzierten Danny Stam und Peter Schep hingegen schon noch. Über den fünften oder sechsten Platz wäre Bengsch schon glücklich. Damit hätten er und Kalz, die Deutschen Meister der vergangenen zwei Jahre, den Durchbruch in der Sixdays-Szene endgültig geschafft. Am Freitag fliegen sie mit dem deutschen Bahnrad-Nationalteam ins Trainingslager nach Mallorca. Bis zur WM im März in Polen ist nicht mehr viel Zeit, beide Fahrer sind Kandidaten für den Vierer. „Für die WM-Vorbereitung sind Erfolgserlebnisse bei Sechstagerennen natürlich sehr motivierend“, sagt Bengsch. Und Dieter Stein denkt schon an die Zukunft des Sechstagerennens: „Wenn jetzt Fahrer wie Erik Zabel und in einem Jahr Bruno Risi aufhören, dann stehen mit Bengsch und Kalz die Nachfolger bereit.“ Die Fans im Velodrom feiern sie schon jetzt.

Zur Startseite