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Entschiedene Einstellung, entscheidender Punkt. Irene Ivancan, frühere EM-Zweite im Einzel, holte für Eastside nach dramatischem Spiel den Sieg.

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TTC Berlin-Eastside: Stärker als ein Fußballklub

Die Tischtennisspielerinnen des TTC Berlin-Eastside gewinnen mit einem 3:0 im Rückspiel bei Fenerbahce Istanbul zum zweiten Mal die Champions League.

An der Umrandung vor der Tischtennisplatte bildete sich eine kleine Festgesellschaft. Spielerinnen, Trainer, Präsidiumsmitglieder und die treuesten Fans versammelten sich, drückten sich gegenseitig oder klatschten sich ab. Im Mittelpunkt stand Irene Ivancan, sie hatte gerade den entscheidenden Punkt gewonnen. Und sie hatte die Nerven ihrer Mannschaft bei ihrem 3:2-Erfolg gehörig strapaziert. Mit ihrem Sieg sicherte sie jedoch dem TTC Berlin-Eastside die Champions League. Nach einem 3:2 gegen Fenerbahce Istanbul im Hinspiel in Berlin bezwangen die Berlinerinnen vor 800 Zuschauern den türkischen Klub in Istanbul am Sonntag glatt mit 3:0.

In dieser Deutlichkeit hatte das wohl niemand erwartet. Denn Fenerbahce Istanbul gilt eigentlich als die aufstrebende Kraft im Frauentischtennis. Die mehrfache Einzel-Europameisterin Viktoria Pawlowitsch aus Weißrussland spielt für Istanbul. Und sportartenübergreifend weiß man spätestens seit dem Aufstieg von Bayern München im Basketball, wie sehr eine Mannschaft vom Geld, Image und der Infrastruktur seiner Fußball-Abteilung profitieren kann.

Das Gruppenspiel in Istanbul hatten die Berlinerinnen auch 1:3 verloren und waren daher als Außenseiter in die Finals gegangen. Nach dem knappen Sieg im Hinspiel hatten sie den Druck jedoch an Fenerbahce Istanbul weitergegeben. Das war von Beginn an zu spüren. Bei den knappen Spielständen wirkten die Berlinerinnen sicherer. Die 800, zu großen Teilen mit Fanschal und Fantrikot gekleideten Zuschauer in Istanbul, schienen den Gästen mehr Motivation zu schenken als Furcht einzuflößen.

Der Champions-League-Gewinn ist für Eastside der zweite Titel der Saison

Die Ungarin Georgina Pota brachte den TTC Eastside gleich 3:1 in Führung. Anschließend traf die Deutsche Meisterin Shan Xiaona auf Abwehrspielerin Viktoria Pawlowitsch. Shan Xiaona gilt als Expertin gegen defensive Spielkonzepte. Bei ihrem Sieg bei den German Open im März in Magdeburg bezwang sie gleich drei Abwehrspielerinnen. Auch gegen Pawlowitsch setzte sie sich am Sonntag durch und zeigte bei ihrem 3:1 noch einmal, wie variabel sie gegen passives Spiel auftreten kann.

Den Berlinerinnen fehlte nun nur noch ein Sieg. Den sollte Irene Ivancan erarbeiten, bekannt für ihre besonders kämpferische Einstellung. Das Spiel gegen Cheng I-Ching aus Taiwan ging hin und her und steigerte sich dramatisch im fünften Satz. 9:7 lag Ivancan vorne, zwei Punkte brauchte sie noch, doch ihre Gegnerin machte drei Punkte in Serie. Drei Matchbälle wehrte Ivancan anschließend ab, ließ selbst drei ungenutzt, eher sie den vierten verwandelte und ihrer Trainerin Irina Palina in die Arme fiel. „3:0 – das liest sich so einfach, aber es war ein unglaublich schweres Stück Arbeit“, sagte Vereinspräsident Alexander Teichmann. „Die Stimmung in der Halle war toll und trotz der Bedeutung des Spiels unglaublich fair.“ Die Champions League ist nach dem Pokal Eastsides zweiter Titel in dieser Saison. Den dritten, die Meisterschaft, hätten die Berlinerinnen sicher, wenn sie am Ostersonntag in Bingen gewinnen.

Der Erfolg in Istanbul war schon der zweite in der Champions League. Den ersten hatte Eastside 2012 in Schwechat bei Wien gewonnen. Und wenn es überhaupt noch etwas zu verschönern gibt, dann dies: beim nächsten Mal die Champions League in eigener Halle zu gewinnen. (Tsp)

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