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Vergeblich gestreckt. Björn Höhne (oben) und die Volleys recken sich gegen Zenit Kasan an die Leistungsgrenze, aber für einen Sieg gegen die Russen reicht es nicht.

© City-Press

Volleyball Champions League: Volleys schrammen knapp am Sieg vorbei

Die Berlin Volleys kämpfen im Achtelfinale gegen Favorit Zenit Kasan bis zuletzt um den Sieg, vergeben aber den entscheidenden Matchball und verlieren 2:3.

Für Igor Kolodinskiy, zweiter Zusteller beim Titelverteidiger Zenit Kasan, war das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwochabend gegen die Berlin Volleys das Wiedersehen mit seinem Geburtsland. Der 29-jährige Russe wurde als Sohn eines Offiziers 1983 in Magdeburg geboren. Mittlerweile ist er, wie nahezu alle im Team des fünfmaligen russischen Meisters und doppelten Champions-League-Gewinners (2008, 2012), absolute Weltklasse am Volleyball-Netz. Seine Rückkehr aber hatte er sich anders vorgestellt. Im dritten Satz wurde er für den Italiener Valerio Vermiglio eingewechselt, da war es schon fast zu spät. Aber eben nur fast.

Denn Außenseiter Berlin Volleys zeigte in der Partie, der am kommenden Dienstag das Rückspiel folgen wird, eine Vorstellung, die dem Team nur wenige zugetraut hatten und auf die man mit Recht stolz sein durfte. Nur 3:2 (25:27, 25:23, 25:17, 16:25, 18:16) gewannen die Russen nach insgesamt zwei Stunden vor 6821 Zuschauern in der Schmelinghalle. Die Volleys selbst hatten in der Pressemitteilung zuvor vom Duell „David gegen Goliath“ geschrieben. Aber der erste Satz verlief – wohl auch zur Verblüffung der Russen – lange unter umgekehrten Vorzeichen. Die Gastgeber, bei denen neben dem langzeitverletzten Scott Touzinsky im Abschlusstraining tags zuvor auch noch der Kroate Roko Sikiric ausgefallen war und Robert Kromm einen fiebrigen Infekt nur gerade so rechtzeitig überstanden hatte, dominierten, dass man sich die Augen rieb.

Variabel im Angriff, mal über Kromm, mal über Paul Carroll, stark im Block, Service und lange auch in der Annahme, führten die Berliner schnell mit 3:0, später lagen sie nach der zweiten technischen Auszeit 16:9 vorn.

Dann fanden die mit sechs Olympiasiegern besetzten Russen peu á peu ihren Rhythmus, Fehler der Volleys in der Abwehr begünstigten sie. Dennoch kämpften sich die Mannen von Trainer Mark Lebedew zum Setpoint (24:23), doch die individuell starken Zenit-Akteure wendeten ihren ersten Satzverlust in der Champions League nach zuvor sechs 3:0-Siegen mit 27:25 nochmal ab.

Auch im zweiten Durchgang zeigte Lebedews Team, das es sich nicht aufgab und die Trainer-Devise „Wir haben keine Angst und wollen die Außenseiter-Chance nutzen“ umzusetzen gedachte. Nach zwischenzeitlich klarem Rückstand glich man nach 15:20 zum 23:23 aus – und brachte diesmal den Satz mit 25:23 nach Hause. Das hinterließ Spuren im Kopf des Kontrahenten – das unglaubliche Geschehen setzte sich fort. Bei den Berliner klappte alles, bei Kasan nichts. Das 25:17 im dritten Satz war eine kleine Demütigung für das Starensemble von Vladimir Alekno, der als Nationalcoach Russland in London Olympia-Gold beschert hatte. Seine rustikale Körpersprache war eindeutig, der doppelte Weckruf wirkte. 25:16 gewann Zenit den vierten Durchgang, aber im Tiebreak des rasanten und begeisternden Spiels waren die Volleys um die beiden Top-Scorer Kromm und Carroll wieder voll da, hatten beim 15:14 sogar Matchball, um dann doch noch 16:18 zu verlieren. Trainer Mark Lebedew wusste danach nicht recht, ob er traurig sein oder sich über die tolle Leistung seiner Truppe freuen sollte. „Wir hatten Matchball und haben verloren. Aber ich bin stolz auf die Jungs. Sie haben mental Großartiges vollbracht. Und deshalb fahren wir auch in einer Woche nicht nach Kasan, um denen dort nur fürs Weiterkommen zu gratulieren.“

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