zum Hauptinhalt

Sport: Weg von der Straße

Von wegen Streetbasketball – die deutsche Meisterschaft fand diesmal in einer Fabrikhalle statt

Die vorgestreckten Handflächen sind schwarz wie bei einem Schornsteinfeger. „Und dabei habe ich mir die Hände schon gewaschen“, betont Lino. Der 21-Jährige gehört zum Streetbasketballteam „The Illest“, was wörtlich übersetzt zwar „die Kränksten“ heißt, aber im amerikanischen Slang „die Besten“ meint. Gemeinsam mit seinen Mitspielern Michael, Nico und Konstantin hat er am Wochenende in Berlin an der deutschen Meisterschaft im Streetbasketball teilgenommen, die vom Deutschen Basketball-Bund veranstaltet wird.

Der Wettbewerb wurde seinem Namen zum Trotz von der Straße in eine alte Fabrikhalle im Gewerbegebiet PankowPark verlegt. Für den beim Streetbasketball unerlässlichen Straßencharakter muss nun der unebene und völlig verstaubte Betonboden der Halle sorgen. Nicht nur die Hände der Spieler, sondern auch die Basketballschuhe sehen nach nur drei von fünf Vorrundenspielen reichlich mitgenommen aus. „Wenn wir gewinnen, ist es okay. Wenn wir verlieren, ist der Belag der Halle schuld“, sagt Lino. Die vier Berliner von „The Illest“ gehören in der Kategorie der über 18-Jährigen zu den Favoriten, nachdem sie in den vergangenen zwei Jahren die Deutsche Meisterschaft gewonnen hatten. Ihr Vorteil gegenüber den anderen Mannschaften wird von Michael trocken kommentiert: „Wir sind alle groß, und wir können alle werfen.“

Bei der deutschen Streetball-Meisterschaft werden Titel in zehn Kategorien vergeben, die jüngsten Spieler sind gerade mal zehn Jahre alt. Insgesamt haben sich 127 Mannschaften aus dem gesamten Bundesgebiet über ihre jeweiligen Landesbasketballverbände qualifiziert. Gespielt wird drei gegen drei, die Würfe erfolgen nur auf einen Korb, der abwechselnd verteidigt wird. Die gegnerischen Mannschaften gehen nicht gerade sanft miteinander um, es wird geschubst, und an den staubigen Gesichtern der Spieler sieht man, dass auch mal das eine oder andere nicht allzu freundliche Wort fällt. Streetbasketball ist härter als das übliche Spiel fünf gegen fünf. „Aber das ist ja gerade das Schöne daran“, sagt Nico von „The Illest“ und grinst. Es gibt keinen Schiedsrichter, nur ein Beobachter steht am Spielfeldrand, notiert die Punkte und schreitet bei allzu groben Fouls ein.

Durch die Fabrikhalle, in der auf elf Plätzen gleichzeitig gespielt wird, dröhnt laute Rap-Musik, die Schritte der Spieler und das Dribbeln der Bälle tragen ihren Teil dazu bei, dass man sein eigenes Wort kaum versteht. Zuschauer von außerhalb, also solche, die nicht selbst an dem Turnier teilnehmen, gibt es kaum. Trotzdem wirkt die Halle mit bis zu 500 Jugendlichen oder jungen Erwachsenen gut gefüllt. „Wenn wir Dirk Nowitzki hierher bekommen hätten, dann würde die Halle überquellen“, sagt Jörg Schrebert, der Organisator des Turniers.

Statt des deutschen Basketball-Stars Nowitzki wurde der russische Streetbasketballmeister eingeladen, der nur in der Vorrunde angetreten ist und einige Show-Spiele bestritten hat. Unter anderem auch gegen die Jungs von „The Illest“, die es am Sonntag bis ins Finale geschafft haben. Gewonnen haben dann allerdings die anderen, die Berliner vom Team „Biggi Smalls“. Dass es mit dem „legendären Dreier-Sieg“ nicht geklappt hat, lag dann vermutlich doch am Hallenbelag.

Sophie Goetze

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false