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Sport: Weihnachten in Übersee

Fünf Spieler der Eisbären Juniors fahren zur U-20-Weltmeisterschaft – und werden doppelt vermisst

Eigentlich hätten noch viel mehr Spieler der Eisbären Juniors nominiert werden müssen – zumindest nach Ansicht des Trainers Jeff Tomlinson. „Aber ich bin natürlich froh, dass das nicht passiert ist. Wer hätte denn sonst bei uns auflaufen sollen?“ Fünf Eishockeyspieler aus Tomlinsons Team wurden für die U-20-Weltmeisterschaft, die vom 25. Dezember bis zum 4. Januar in den USA stattfindet, in die Nationalmannschaft berufen: Torwart Youri Ziffzer, Jens Baxmann, Tobias Draxinger, Florian Busch und André Rankel. Zwei weitere stehen auf Abruf. Damit stellen die Eisbären Juniors das größte und gleichzeitig erfahrenste Kontingent der deutschen Junioren-Nationalmannschaft.

„Das spricht natürlich für unser Projekt“, sagt Tomlinson. Damit meint er das so genannte Farm-Team-Modell, mit dem die Eisbären auf Initiative des Profi-Trainers Pierre Pagé und des Managers der Eisbären, Peter John Lee, seit dieser Saison arbeiten. Als Farm-Team wird eine Mannschaft bezeichnet, die in Verbindung zu einem Team aus einer oberen Liga steht und in der junge Eishockeyspieler gesichtet, gefördert und ausgebildet werden sollen. Eine solche Zusammenarbeit besteht zwischen der Erstligamannschaft der Eisbären, die in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielt, und dem Oberligateam der Eisbären Juniors. Fast alle Spieler der Juniors sind mit einer Förderlizenz ausgestattet und können deshalb sowohl in der Oberliga als auch in der ersten Liga mitspielen. „Die Entwicklung der Spieler soll so beschleunigt werden“, sagt Profi-Trainer Pierre Pagé. „Und jetzt sind gleich fünf Förderlizenzspieler für die U-20-Nationalmannschaft berufen worden. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind mit dem Farm-Team-Modell.“

Das Konzept hat allerdings auch einen Nachteil: Die U-20-Nationalspieler fehlen jetzt nicht nur dem Team der Eisbären Juniors, sondern auch der DEL-Mannschaft. Alle vier nominierten Feldspieler sind in den vergangenen anderthalb Jahren regelmäßig in der ersten Liga zum Einsatz gekommen. „Das sind die zwei Seiten der Medaille: Die Berufung ist einerseits eine große Auszeichnung. Andererseits läuft der Spielbetrieb in der Liga aber ganz normal weiter“, sagt Pagé. „Wir müssen auf ein paar wichtige Spieler verzichten.“ Noch schwerer trifft es allerdings die Mannschaft der Eisbären Juniors, die zusätzlich die Lücken im DEL-Aufgebot mit den anderen Förderlizenzspielern schließen muss. Während Baxmann, Draxinger, Rankel, Busch und Ziffzer am Sonntag im Flugzeug saßen, spielten die Juniors in der Oberliga gegen Bayreuth – mit stark ausgedünntem Kader, sagt Tomlinson.

Um dieses Problem zu vermeiden, hatte sich der Trainer bemüht, die Oberligaspiele, die für den Zeitraum der U-20-Weltmeisterschaft angesetzt sind, zu verlegen. Die anderen Mannschaften waren allerdings wenig entgegenkommend. Auch der Lokalkonkurrent Berliner Schlittschuh-Club Preussen beharrte auf dem Spielplan. Das einzige Team, das sich mit einem neuen Termin einverstanden erklärte, waren die Schweinfurt Mad Dogs. „Den anderen Mannschaften kam es anscheinend ganz gelegen, dass wir Personalprobleme haben“, sagt Tomlinson. „Die haben wohl Angst vor unserer Bestbesetzung.“ Kein Wunder – bei fünf U-20-Nationalspielern.

Bei der Weltmeisterschaft in den USA trifft die deutsche U-20-Nationalmannschaft in der Vorrunde auf Kanada, Finnland, Slowakei und Schweden – allesamt große Eishockey-Nationen. Da wäre es den deutschen Junioren fast zu wünschen, vielleicht selbst dem einen oder anderen ausgedünnten Kader gegenüberzustehen.

Sophie Goetze

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