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Sport: Wenn der Lochball rollt

Wie BAT Tempelhof die Sportart Unihockey in Deutschland fördern will

Die Realität in der Unihockey-Bundesliga ist eine ganz einfache: Meister wird am Ende der Play-offs der UHC Weißenfels, Zweiter die Leipziger Unihockey-Löwen. Dies war in den zurückliegenden beiden Spielzeiten so und hat vorerst wohl Bestand, weil es die Entwicklung der in Deutschland gerade einmal 15 Jahre alten Sportart nicht anders will. Demnach war die 4:5-Niederlage im ersten Play-off-Spiel in der kurzen Historie des Berliner Unihockey-Bundesligisten BAT Tempelhof gegen Leipzig nicht verwunderlich. Die Gäste können nun mit einem Rückspielerfolg den zweiten Sieg zum Finaleinzug landen.

Trotzdem ist die Entwicklung des Unihockeys in Deutschland spannend. Schließlich werden dem Spiel Wachstumschancen prophezeit. In Skandinavien etwa hat das Spiel in Bezug auf Akzeptanz- und Aktivierungsgrad längst zu den großen Sportarten wie Handball, Eishockey oder Fußball aufgeschlossen. Eine Richtung, die auch in Deutschland möglich scheint, nicht zuletzt weil der IFF, der internationale Verband, Anfang 2004 ein einmaliges Strukturförderprogramm beschlossen hat. Dieses soll helfen, die Spielerzahl bis 2008 von bisher knapp 3000 auf 10 000 zu steigern.

Abhängig sind solche Zahlenspiele aber vor allem von der Tatsache, ob Unihockey bundesweit den Weg in die Schulsporthallen findet. In Sachsen und Sachsen-Anhalt, wo dies bereits Mitte der Neunzigerjahre geschehen ist, hat sich das deutsche Zentrum der Sportart entwickelt. Beide Bundesländer stellen zwei Drittel aller deutschen Spieler und fünf der neun Erstligisten. In Weißenfels wird das körperlose Spiel von je fünf Feldspielern und einem Torwart pro Team um den hohlen, 23 Gramm leichten Lochball professionell organisiert: 500 Zuschauer im Schnitt, Gastspieler aus den führenden Unihockey-Ländern und Großereignisse wie das Europapokal-Finale 2004 demonstrieren den Aufschwung. Dennoch fehlt es dem Sport, dessen Name sich von „universelles Hockey“ ableitet, in Deutschland an Öffentlichkeit und gewachsenen Strukturen.

Bestes Beispiel: Der BAT Tempelhof Berlin. Nur das entscheidende Ligaspiel, in dem die Berliner gegen Bremen den Einzug in die Play-offs sicherten, spielten sie in einer Halle mit Zuschauertribüne. „Wir wollen aber dauerhaft in die Sporthalle Pallasstraße wechseln. Dieser Schritt wäre wichtig, weil wir so unseren Sport besser zeigen können," erklärt BAT-Spieler Adrian Mühle. Der 23-Jährige meint damit die Ausgestaltung der Spieltage, wie er es aus Weißenfels und Wernigerode kennt. Dort wird während der Unterbrechungen Musik eingespielt, ein Hallensprecher moderiert. Mühle sagt: „Wir hoffen, in der kommenden Saison im Schnitt 80 Zuschauer anlocken zu können. Wir haben dann ein besseres Team, Sponsoren und das Ziel, Unihockey in Berlin groß zu machen.“ Damit sich irgendwann etwas ändert an den Machtverhältnissen im deutschen Unihockey.

Mathias Liebing

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