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Sport: Berlusconi tritt sein Amt ab: an Berlusconi

Spielerisch blieb das Spektakel hinter den Erwartungen. Kein Wunder, stand doch beim 158.

Spielerisch blieb das Spektakel hinter den Erwartungen. Kein Wunder, stand doch beim 158. Mailänder Meisterschaftsderby eine Menge auf dem Spiel: Ein bislang enttäuschender AC Milan wollte durch einen Sieg in Tuchfühlung zu den Champions-League-Plätzen bleiben, die Inter-Profis hingegen wussten, dass sie durch einen Sieg die alleinige Tabellenspitze der Serie A zurückerobern würde. Als sich dann das Gros der 80 000 Zuschauer im Meazza-Stadion mit einem torlosen Remis abzufinden begann, erzielte Stürmer Christian Vieri schließlich den Siegtreffer für Inter Mailand.

Der Treffer - eher ein Zufallsprodukt. In der 77. Minute hatte der Nationalstürmer im Gewühl des Fünfmeterraumes den Ball mit dem Oberschenkel über die Torlinie befördert. "Ich habe noch nie so ein Tor geschossen", kommentierte Vieri den Treffer. Tatsächlich hat der 28-jährige Toskaner, der in Australien aufgewachsen ist und als notorischer Klubwechsler gilt, etliche spektakuläre Tore für Inter geschossen. Ohne ihn wären die Meisterschaftsambitionen von Inter Mailand sicher vermessen. Das weiß auch Inters argentinischer Trainer Hector Cuper. Er hat es verstanden, Vieri alle Abwanderungsgedanken auszutreiben. Schließlich ist der Stürmer das Objekt der Begierde vieler ambitionierter Klubpräsidenten, was Vieri schon seit langem regelmäßig dazu nutzt, höhere Gagen für sich herauszuschlagen.

Der magere Sieg über den AC Mailand schien am Ende weder Cuper zu stören ("Im italienischen Fußball kann sich niemand auf seinem Lorbeer ausruhen") noch seinen obersten Dienstherren. "Wir wollten nur die drei Punkte", kommentierte Inter-Präsident Massimo Moratti. Der reiche Mineralölhändler, der mit Millioneninvestitionen die Erfolge seines Vaters Angelo wiederholen möchte, aber es bislang nicht so recht schafft, setzt seine Mannen jetzt unter Erfolgsdruck: "Wir haben in diesem Jahr keine Wahl. Wir müssen Meister werden." Das Vorhaben könnte klappen - wären da nicht auch noch Juventus Turin und AS Rom, die Inter im Meisterschaftskampf Paroli bieten.

Durch die neuerliche Niederlage untermauerte der AC Mailand unterdessen seine tiefe Krise, auch zum großen Imageschaden seines Klubpräsidenten Silvio Berlusconi. Der Ministerpräsident mit den vielen Interessen wollte sich das Derby ebenfalls nicht entgehen lassen. Schließlich ist er seit 16 Jahren Milans Haupteigner. Gekonnt und beispiellos hat Berlusconi die strahlenden Erfolge des Traditionsklub unter seiner Ägide als Propagandamaschine für seine politischen Ambitionen eingesetzt. Doch nun ist die Rede davon, dass Berlusconi die Milan-Präsidentschaft abgeben will. Wie er der Mannschaft nach dem Spiel erklärte, sei er dazu durch ein Gesetz verpflichtet, das demnächst vom Parlament verabschiedet wird. Jenes Gesetz soll Interessenskonflikte zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Geschäftsmann und Unternehmer vermeiden. Trainer Carlo Ancelotti sagt zwar: "Kein Gesetz kann ihm die Leidenschaft für den AC Milan verbieten", aber Milans Präsidentschaft wird wohl demnächst Silvio Berlusconis jüngerer Bruder Paolo übernehmen. Sie bleibt also in der Familie. Kuriosität am Rande: Das Gesetz verbietet Politikern zwar den Besitz eines Fußballklubs, zulässig ist allerdings, dass der Ministerpräsident weiter Herr eines Medienimperiums bleibt, das aus den drei größten privaten Fernsehstationen, sowie Radiosendern und Printmedien besteht. Widersprüche, die wohl nur in Italien vorkommen.

Vincenzo Delle Donne

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