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Unsinkbar? Hansa-Fans, Vereins- und Mannschaftsmitglieder demonstrierten am vergangenen Mittwoch vor Beginn der entscheidenden Bürgerschaftssitzung vor dem Rostocker Rathaus für den Erhalt des FC Hansa Rostock.

© dpa

Bernd Hofmann im Interview: "Hansa ist ein Fass mit Boden"

Der Vorstandsvorsitzende Bernd Hofmann spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über Rostocker Probleme - und neue Hoffnung in der dritten Liga.

Herr Hofmann, am Mittwoch stimmte die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock einem Hilfspaket von knapp zwei Millionen Euro für den hoch verschuldeten Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock zu und bewahrte dadurch den Verein vor der Zahlungsunfähigkeit. Wie haben Sie das als Vorstandsvorsitzender erlebt?

Ich war extrem angespannt, so wie alle Beteiligten. Nachdem der Finanzausschuss im Vorfeld mit 8:2-Stimmen gegen das Hilfspaket gestimmt hatte, war die Angst groß, dass sich die Bürgerschaft dem Votum des Ausschusses anschließen könnte. Als feststand, dass sie das nicht getan hatte, war ich sehr, sehr erleichtert und dankbar. Die Zustimmung zu dem Maßnahmenpaket war nicht selbstverständlich. Schließlich hatte die Bürgerschaft darüber zu befinden, ob eine große Summe von Steuergeldern dem FC Hansa zugute kommen soll.

Das Hilfspaket sieht für die 4,5 Millionen Euro Steuerschulden einen Teilerlass in Höhe von 680 000 Euro vor, den Ankauf eines Sportgeländes von Hansa Rostock für 530 000 Euro und einen Zuschuss an den Verein in Höhe von 750 000 Euro. Wie konnte Hansa Rostock in eine derartig kritische finanzielle Schieflage geraten?

Der Verein hat zurzeit Schulden in Höhe von 8,5 Millionen Euro. 4,5 Millionen Euro sind Steuerschulden aus den Jahren 1999 bis 2001. Im Steuerstreit mit dem Finanzamt Rostock hatte der Bundesfinanzhof im Dezember 2011 die Revision des Vereins zurückgewiesen und eine Entscheidung des Finanzgerichts Mecklenburg-Vorpommern bestätigt, wonach Steuernachzahlungen in dieser Höhe zu tätigen seien. Um diese leisten zu können und um die Liquidität des Vereins zu sichern, war es unbedingt notwendig, Zahlungsvereinbarungen zu treffen. Wir müssen unter anderem mit dem Stadion eine teure Infrastruktur unterhalten.

Viele Bürgerschaftsmitglieder sehen das Hilfspaket kritisch – weil sie fürchten, dass der Verein auch in Zukunft auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist. Wie stellen Sie sicher, dass das nicht passiert?

Das wird ein hartes Stück Arbeit. Wir müssen weitere Partner an Bord holen, zum Beispiel einen privaten Investor. Das Ziel ist es, mit einem oder mehreren Beteiligungspartnern, die in die vereinseigene Stadiongesellschaft einsteigen und uns so durch die Ablösung von Krediten für das Stadion helfen, die Ertragskraft des Vereins zu stärken. Dadurch wäre der Verein wettbewerbsfähiger. Allein die Mietzahlungen für das Stadion belaufen sich in der Dritten Liga auf etwa 1,8 Millionen Euro pro Saison, in der Zweiten Liga auf knapp 3 Millionen. Wir werden außerdem unseren Konsolidierungskurs der letzten zwei Jahre fortsetzen. Fakt ist aber auch, dass wir das operative Geschäft im Griff haben. Wir haben im letzten Geschäftsjahr ein leichtes Plus erwirtschaftet. Ich glaube, dass das ein Grund für die Bürgerschaft war. Der Verein ist ein Fass mit Boden.

Welche weiteren Gründe gibt es für die umfangreiche Unterstützung von der Stadt Rostock und auch durch das Land, das jetzt ebenfalls erklärt hat, auf einen Teil der Steuernachforderungen zu verzichten, falls alle Gläubiger mitziehen?

Das hat zum einen betriebswirtschaftliche Gründe. Mit dem Hilfspaket unterstützt die Stadt den Verein mit fast zwei Millionen Euro. Eine Insolvenz von Hansa Rostock hätte die Stadt – und die anderen Hauptgläubiger, zu denen das Land und zwei Banken zählen – viel mehr Geld gekostet. Es geht aber nicht nur ums Geld: Durch die Unterstützung sichert die Stadt das Fortbestehen des Vereins, der ein Aushängeschild für die Stadt, die Region und das ganze Land ist. Ich bin tief beeindruckt von der großen Solidarität, die der Verein in dieser kritischen Phase von vielen Menschen erfahren hat.

Welche sportlichen Ziele hat der Verein?

Unser Ziel ist der direkte Wiederaufstieg. Mit einem Etat von 10 Millionen Euro für die nächste Saison liegen wir zwar in der Spitzengruppe, mit dem Zwei-Millionen-Personaletat aber eher im Mittelfeld der Dritten Liga. Langfristig würde es schwierig werden, die entsprechenden finanziellen Voraussetzungen für den Spielbetrieb in der Dritten Liga zu schaffen.

Das Gespräch führte Kerstin Hebeler.

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