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Bernd Schuster

© AFP

Bernd Schuster: Abschied ohne Kirsche

Trainer Bernd Schuster verliert das Pokalfinale mit Getafe und wechselt wohl zu Real.

Bernd Schuster wollte keine Minute länger als nötig im Santiago-Bernabeu-Stadion zu Madrid bleiben. Auf den Rängen feierten die Fans des FC Sevilla noch den gerade gewonnenen Pokal, da war die Pressekonferenz des Trainers des FC Getafe auch schon zu Ende und er auf dem Weg zum Mannschaftsbus. Frederic Kanouté hatte in der elften Minute nach einem Verteidigungsfehler von Getafe das 1:0 für die Andalusier erzielt und dem Verein des Deutschen gelang es nicht mehr, diesen Rückstand aufzuholen.

Als Trainer blieb Bernd Schuster der Pokal, den er als Spieler sechs Mal gewonnen hat, verwehrt. „Sevilla hat durch Kanouté getroffen, Getafe bei Güizas Chance das Tor verfehlt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, sagte Schuster – und teilte dann aus: „Zumindest weiß ich jetzt, was Sevillas Präsident mit seinem ,Wir gewinnen so oder so‘ meinte.“ Damit bezog er sich auf einen nicht gewährten Elfmeter kurz vor der Pause.

Allerdings hatte sich auch Getafe nicht gerade durch Fairplay ausgezeichnet. Sieben Gelbe Karten kassierten die Herausforderer aus dem Madrider Vorort. Dass Schuster seine Jungs nicht nur gegen den Ball treten lässt, wenn es hart auf hart kommt, bewies die Mannschaft schon häufiger, zuletzt beim Ligarückspiel gegen FC Barcelona. Aber auch Sevilla zierte sich nicht. Torschütze Kanouté trat nach einem Foul von Celestini nach und musste noch in der 88. Minute vom Platz. Es war ein Pokalfinale der Rüpel – und für die Andalusier trotzdem, wie Trainer Juande Ramos jubelte, „die Kirsche auf der Torte“, der krönende Abschluss einer erfolgreichen Saison. Mit dem Gewinn des Königspokals, des Uefa-Cups und des europäischen Supercups gelang dem FC Sevilla das Triple. Erfolgreicher war der Verein noch nie in seiner 102-jährigen Geschichte; auch Präsident José María del Nido ward nie glücklicher gesehen. Der 49-jährige Anwalt will seinen Klub schon lange zum „größten Verein Spaniens und Europas“ machen. Kaum war der rot-weiße Konfetti-Regen über dem Santiago-Bernabeu-Stadion niedergegangen, verkündete er: „Ich verspreche für die nächste Saison eine traumhafte Mannschaft, denn ab jetzt treten wir gegen die Kolosse des spanischen Fußballs an.“

Del Nido nimmt den Mund gerne etwas voll; aber tatsächlich gilt sein Modell als eines der vielversprechendsten Spaniens. Der noch vor fünf Jahren hoch verschuldete Klub hat Starspieler teuer verkauft und sich dank seines weit verzweigten Scouting-Netzes günstig und klug Ersatz beschafft. Den Rechtsverteidiger Daniel Alves etwa, der den früheren Stuttgarter Andreas Hinkel beharrlich aus der Startelf verdrängt, holte der Verein für 600 000 US-Dollar aus der brasilianischen Provinz. Der FC Liverpool soll jüngst 17 Millionen Euro für ihn geboten haben. Trainer Juande Ramos machte das Team mit seiner variablen Taktik zu einem der stärksten in Spanien. Das Tempo des FC Sevilla ist atemberaubend. Und es zehrt an den Kräften. 63 Spiele haben die Andalusier in dieser Saison absolviert. „Das einzige, was ich möchte, ist Urlaub,“ seufzte Kapitän Javi Navarro nach dem Abpfiff. In zwei Wochen allerdings beginnt schon die Vorbereitung auf die Champions League.

Bernd Schusters Mannschaft kann sich immerhin mit der Teilnahme am Uefa-Cup über die Finalniederlage hinwegtrösten. Der Deutsche selbst hat sogar noch Chancen auf die Champions League: Vermutlich am Montag verkündet Real Madrid den Namen des Trainers für die kommende Saison. Schuster gilt als aussichtsreicher Kandidat.

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