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Sport: Berührung mit Folgen

Montoya sieht sich als Opfer des Weltverbandes, nachdem er für einen harmlosen Rennunfall bestraft wurde

Suzuka. Den WM-Kampf in der Formel 1 kann Juan Pablo Montoya vergessen. Der BMW-Williams-Pilot hat keine Chance mehr auf den Titel. Diesen Kampf machen am Sonntag beim Saisonfinale in Suzuka (7 Uhr 30, live in RTL und Premiere) Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) und Michael Schumacher (Ferrari) unter sich aus. Aber deshalb muss Montoya sich nicht ganz aus dem Rampenlicht ziehen, jedenfalls denkt der Kolumbianer offenbar so. Montoya hat jetzt neue Gegner entdeckt: Funktionäre des Welt-Motorsportverbandes Fia. Der Kolumbianer ist stocksauer auf die Sportkommissare, die beim Grand Prix in Indianapolis amtierten. Denn die hätten ihm mit ihrer Strafe auf Grund seines Unfalls mit Rubens Barrichello (Ferrari) die Chance genommen, noch um den Titel zu fahren.

„Ich habe mir das Video mehrfach angeschaut“, sagt Montoya aufgebracht, „ich bleibe dabei: Die Strafe war absolut ungerechtfertigt, das war ein ganz normaler Rennunfall. Wenn die Strecke nicht feucht gewesen wäre, hätte sich Rubens nicht einmal gedreht. Es ist zudem ein Witz, dass bei jedem Rennen andere Sportkommissare im Einsatz sind. Leute, die vielleicht ein- oder zweimal im Jahr ein Rennen sehen und keine Ahnung haben, was eigentlich abgeht. Diese Leute können nicht bewerten, wie ein Pilot eine bestimmte Situation einschätzt.“

Benötigt die Formel 1 also Sportkommissare, die bei allen Rennen vor Ort sind? „Ja, entweder dies, oder man überlässt die Verantwortung für solche Entscheidungen dem Renndirektor Charlie Whiting. Der ist überall dabei, hat klare Ideen, sagt deutlich, was richtig und was falsch ist. Warum lässt man nicht ihn entscheiden?“, fragt Montoya.

Fest steht auf jeden Fall, dass es in dieser Saison wieder mal genügend Diskussionen gegeben hat. Selbst für Montoyas sensationelles Überholmanöver gegen Michael Schumacher am Nürburgring, von einer englischen Fachzeitschrift gerade zur „Überholaktion des Jahres“ gekürt, verlangten Angehörige anderer Teams eine Strafe für den Südamerikaner. In einem anderen Fall wurde die Strafe für Ralf Schumacher, der auf dem Hockenheimring einen Startunfall verursacht hatte, drastisch reduziert. „Ich verstehe das nicht“, sagt Montoya. Ralf Schumacher ist sein Teamkollege bei BMW-Williams. „Da beschweren sich die Leute ständig, dass zu wenig überholt wird. Dann ist mal was los, die Fans jubeln, und man wird dafür bestraft.“ Das Milliarden-Unternehmen Formel 1 werde durch dilettantische Entscheidungen zu einem Provinzrennen.

Montoya fordert nicht in erster Linie neue Regeln. Er sagt aber, die bestehenden Regeln müssten konsequent ausgelegt werden. „Es gab in dieser Saison schon Dinge, die wesentlich krasser waren als meine Berührung mit Barrichello, und nichts ist passiert“, sagt er. Aber manche Regel geht ihm völlig gegen den Strich. „Es gibt da auch Blödsinn. So musste ich in Indianapolis laut Regel in der Boxengasse erst meine Strafe absitzen und dann mit Trockenreifen noch eine ganze Runde fahren, obwohl es in Strömen goss. Erst dann konnte ich Regenreifen holen. So was ist doch schlichtweg gefährlich und damit verantwortungslos.“

Er rechnet allerdings nicht damit, dass sich die Situation ändert. „Das Problem ist, dass man an einen Punkt kommt, an dem man das Gefühl hat, Gegenwehr lohne sich nicht.“ Dafür seien die Fia-Strukturen zu zementiert. „Das geht nach dem Motto: Wer hier fahren will, muss alles akzeptieren – wer dazu nicht bereit ist, kann ja gehen.“

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