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Sport: Beschädigte Autoritäten

Berliner Referees steht hartes Wochenende bevor

Berlin - Am Wochenende wird der Fall Robert Hoyzer sicher auch in der Kreisliga ankommen. Und gerade die Berliner Schiedsrichter müssen befürchten, dass Fußballer und Vereinsvertreter bei umstrittenen Entscheidungen auf einen Wetteinsatz anspielen, sei es ironisch oder ernst. Hoyzer ist schließlich ebenfalls Berliner. „Unsere Schiedsrichter brauchen in den nächsten Wochen ein dickes Fell“, sagt Dirk Brennecke, der Geschäftsführer des Berliner Fußball-Verbandes (BFV). Er hat selbst viele Jahre Spiele in der Oberliga geleitet.

In diesen Tagen stimmt der BFV seine Schiedsrichter auf das ein, was ihnen bevorstehen könnte. Gerhard Müller, der Vorsitzende des Verbands-Schiedsrichterausschusses, sagt: „Wir wollen sie aber nicht einzwängen“, und Brennecke ergänzt: „Sie werden auf Vorwürfe nicht härter reagieren als vorher.“ Es liege nach wie vor in ihrem Ermessensspielraum, ob sie eine Beleidigung bestrafen oder nicht. Hauptsache, sie setzten nicht ihre Autorität aufs Spiel.

1400 Schiedsrichter gibt es im Berliner Fußball. „Unter ihnen sind viele, die ihre Leistung für zwölf Euro bringen, aber nicht ganz nach oben streben“, sagt Brennecke. Ein wenig beruhigen konnte die Berliner immerhin Theo Zwanziger, der DFB-Präsident. Er sagte, dass kein Generalverdacht gegen die Berliner Schiedsrichter bestehe.

Nachdem die Berliner sich allmählich vom ersten Schock erholt haben, beginnt die Aufarbeitung. „Jetzt das System in Frage zu stellen, ist falsch. Aber wir können die Krise als Chance nutzen“, sagt Brennecke. Er fragt sich vor allem, ob die Schwerpunkte bei der Aus- und Weiterbildung richtig gesetzt werden. Ihm sind dabei Zweifel gekommen. Derzeit konzentriere sich das System auf Regelkunde und die Fitness der Schiedsrichter. „Hauptsache, einer kann rennen, und Regeln gehören doch zum Basiswissen. Die Persönlichkeit des Schiedsrichters muss mehr im Mittelpunkt stehen.“

Hoyzer galt mit seinen 25 Jahren als großes Talent. Falls er betrogen haben sollte, hätte wohl auch eine bessere Betreuung ihn nicht davon abhalten können, glauben die Berliner. Gleichwohl könnte das Risiko verringert werden. „Das System ist total erfolgsorientiert. Aber ein 22-Jähriger kann noch nicht konstante Leistungen bringen. Deshalb muss man auch in schlechten Zeiten für ihn da sein“, sagt Brennecke. Von manchen jungen Schiedsrichtern ist zu hören, dass die Ausschüsse sie nach wenigen schlechten Leistungen schnell fallen ließen.

Auf den Vorwurf der Abschottung wollen die Schiedsrichter jetzt mit Offenheit reagieren. „Aber den Ball kann man auch volley zurückspielen“, sagt Brennecke, „der Berliner Schiedsrichterausschuss hat schon viele Angebote gemacht, und man interessiert sich erst für die Schiedsrichter, wenn etwas passiert ist.“

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