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Sport: Besser als der Beste

17. August 1977: Stürmer Dieter Müller schießt sechs Tore in einem Spiel

Am 24. August 1963 ist die Fußball-Bundesliga in ihre erste Saison gestartet. 40 Jahre sind seitdem vergangen, und in dieser Zeit hat die Liga viele schöne Geschichten geschrieben. In loser Folge erinnern wir an Rekorde und Glanzleistungen in 40 Jahren Bundesliga-Geschichte, heute an den erfolgreichsten Torschützen in einem Spiel.

In diesem Frühjahr ist Dieter Müller noch einmal in den Strafraum zurückgekehrt. Für das ZDF-Morgenmagazin sollte der ehemalige Stürmer die Tore nachstellen, die er am 17. August 1977 im Müngersdorfer Stadion erzielt hatte. Allzu großen dokumentarischen Wert besitzen die Aufnahmen allerdings nicht. Müller trug bei den Filmarbeiten Polohemd und Pullover, gedreht wurde auch nicht am Originalschauplatz, sondern auf dem Bieberer Berg in Offenbach, wo Müller Präsident des Regionalligisten OFC Kickers ist. Und geregnet wie 1977 hat es auch nicht.

Dass Müller seine Tore überhaupt noch einmal neu schießen sollte, liegt daran, dass es keine Fernsehaufnahmen gibt von dem Spiel des 1. FC Köln gegen Werder Bremen. „Heute ist das unvorstellbar“, sagt Müller. Damals, in der ersten Sportschau-Ära, war das normal. Die Kölner standen vor diesem dritten Spieltag der Saison auf Platz 14, die Bremer auf zwölf, und nur 18 000 Zuschauer waren an diesem Mittwochabend ins Stadion gekommen. 7:2 siegten die Kölner, und sechs der sieben Tore erzielte der damals 23 Jahre alte Dieter Müller, das 1:0, 2:0 und 3:0 innerhalb von 20 Minuten vor der Pause, danach das 4:1 und 5:1 und schließlich fünf Minuten vor Schluss auch noch das 7:2.

Dieter Müller sagt, dass er immer ein besessener Torjäger gewesen sei. Zweimal – 1977 und ’78 – war er Torschützenkönig. In 303 Bundesligaspielen für Offenbach, Köln, den VfB Stuttgart und den 1. FC Saarbrücken hat er 177 Tore erzielt. Es hat in 40 Jahren Fußball-Bundesliga noch erfolgreichere Stürmer gegeben, aber sechs Tore in einem Spiel – das ist keinem anderen Spieler je gelungen. Nicht einmal Gerd Müller vom FC Bayern München, dem besten aller Stürmer.

Einmal geriet die Bestmarke in Gefahr: 1991 beim 6:2 des MSV Duisburg über den Karlsruher SC. „Michael Tönnies hat fünf Tore gemacht und ist in der 80. Minute ausgewechselt worden“, sagt Dieter Müller. „Vielleicht hätte er sonst auch noch das sechste geschossen.“

Beim 7:2 gegen Werder Bremen sollte Müller von Horst-Dieter Höttges bewacht werden. „Ein unangenehmer Gegner“, sagt Müller, „der hat auf alles getreten, was sich bewegt hat.“ Höttges hatte schon 1965 mit Bremen die deutsche Meisterschaft gewonnen, er gehörte viele Jahre zum Stamm der Nationalmannschaft, war 1972 Europameister, 1974 Weltmeister – aber 1977 „hatte er seinen Zenit schon überschritten“, sagt Müller. Für Höttges sollte es die letzte Bundesligasaison werden. „Ich hätte gern noch länger gespielt“, sagt Höttges. Aber Rudi Assauer, Werder Bremens Manager, wollte seinen Vertrag nicht mehr verlängern.

An das Spiel in Köln hat Horst-Dieter Höttges keine Erinnerung. „Wie ist das denn ausgegangen?“, fragt er. Zwei zu sieben. „Mmh, schönes Ergebnis. Da muss ich wohl ein schlechtes Spiel gemacht haben.“ Dieter Müller sagt, er hätte in diesem Bundesligaspiel auch sieben oder acht Tore schießen können. Zweimal traf er mit dem rechten Fuß, viermal mit dem Kopf. Und immer nach dem gleichen Prinzip. Heinz Flohe schlug einen Eckball oder einen Freistoß an den kurzen Pfosten – und dort stand Dieter Müller. „Von der Größe passte das wohl nicht“, sagt Horst-Dieter Höttges. Er ist nur 1,74 Meter, sein Gegenspieler war gut einen Kopf größer.

Dieter Müller sagt, er sei gegen Bremen besonders motiviert gewesen. Der Bremer Jürgen Glowacz, der vor und nach dieser Saison für Köln spielte, hatte seinen alten Kollegen geheime Informationen übermittelt. Laut Glowacz hatte Höttges vor dem Spiel gesagt: „Der Müller, der schießt gegen uns kein Tor.“

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