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THW_Kiel

© dpa

Bestechungsvorwürfe: Auf Wiedervorlage

Die Handball-Bundesliga ahnt, dass die Affäre um den THW Kiel nur vorerst beendet sein könnte.

Noch immer ist bei Frank Bohmann nicht der Alltag eingekehrt. „Seit heute früh klingelt wieder durchgängig das Telefon“, sagt der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL). Zu viele Fragen scheinen offen in diesem angeblichen Bestechungsskandal rund um den THW Kiel. Dabei hatte das HBL-Präsidium am Mittwoch nach einer vierstündigen Sitzung den Fall, der sich hauptsächlich um das Champions-League-Finale des Jahres 2007 dreht, für beendet erklärt. „Stand jetzt: Der THW Kiel hat keine Bestechung vorgenommen. Der Fall ist erledigt“, erklärte Bohmann.

„Stand jetzt“, das ist eine Formulierung, die HBL-Geschäftsführer Bohmann bewusst wählt. Denn ihm selbst schwant, dass einige Akteure nicht gewillt sind, Ruhe einkehren zu lassen. Zwar hatte Jesper Nielsen, der dänische Hauptgesellschafter der Rhein-Neckar Löwen, einerseits erklärt, sich zunächst ruhig zu verhalten. Andererseits wiederholte er in einem Gespräch mit Bohmann, das erst nach der Präsidiumssitzung zustande gekommen war, seine Aussagen, wonach er wisse, dass durch den THW Kiel manipuliert worden sei. Vor allem kündigte er an, in der nächsten Woche die Umstände dieses offenbar rätselhaften Falles aufzudecken. „Wir werden bis nächste Woche mit einer offiziellen Erklärung kommen, in der alles vollständig aufgeklärt wird“, wird Nielsen im „Mannheimer Morgen“ zitiert. Das schließe ein, der Öffentlichkeit über die wirklichen Umstände der vorzeitigen Vertragsauflösung von Noka Serdarusic bei den Rhein-Neckar Löwen zu berichten. Serdarusic, der Kiel von 1993 bis 2008 trainierte und in dieser Zeit elfmal Meister wurde, sollte die Löwen im Juli 2009 für drei Jahre coachen, hatte aber wegen gesundheitlicher Gründe, so die offizielle Version, um Aufhebung seines Vertrages gebeten.

Nun rätselt die Handballwelt darüber, ob der dänische Unternehmer Nielsen („Pandora“) tatsächlich über Beweise verfügt. Ein anderes Rätsel scheint aufgeklärt. Wie vermutet worden war, wurde dem HBL-Präsidium nach Informationen des Tagesspiegels der Kieler Ex-Trainer Serdarusic als Stichwortgeber präsentiert. „Der Stichwortgeber hat eine Erklärung abgegeben“, sagt Bohmann. Serdarusic wurde in der HBL-Erklärung zitiert: „Ich habe weder selbst an einer Spielmanipulation teilgenommen noch beschuldige ich irgendjemanden vom THW Kiel, so etwas getan zu haben. Ich habe auch keine Selbstanzeige gemacht.“ Er weist also weiterhin alles von sich.

Bohmann räumt ein, dass die Möglichkeiten des Ligaverbandes, die Sache bis ins Detail aufzuklären, begrenzt sind. „Das können andere besser, alles, was vorliegt, haben wir überprüft, dadurch lässt sich keine Schuld ableiten“, sagt er. Erstaunlich bleibt, dass auch die Europäische Handball-Föderation (EHF) den Fall für erledigt erklärt. Alle Beteiligten seien befragt, auffällige Dinge seien nicht berichtet worden. Innerhalb von 48 Stunden wollen die EHF-Funktionäre alle Details dieser Affäre aufgeklärt haben. „Ich wünsche mir, dass diese Sache jetzt ein Ende hat“, sagt auch HBL-Aufsichtsratschef Manfred Werner. „Aber wer weiß, vielleicht kocht da irgendwann doch noch etwas hoch.“

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