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Biathlon: Beginn einer neuen Zeitrechnung

Biathleten starten erstmals ohne Groß und Fischer

Berlin - Wenn Michael Greis heute in Kontiolahti (Finnland) über 20 Kilometer in das erste Biathlon-Rennen der Saison geht, wird er von einem langjährigen Weggefährten kritisch beäugt werden: Sven Fischer heißt der neue Biathlon-Experte des ZDF (13 Uhr, live). Und wenn die ARD die Rennen überträgt, steht künftig Ricco Groß am Mikrofon. Mit beiden gemeinsam gewann Michael Greis im Februar bei der Weltmeisterschaft in Antholz die Bronzemedaille, zum Saisonende traten die langjährigen Führungsfiguren, die zusammen 54 internationale Medaillen gesammelt haben, zurück.

„Das ist eine neue, schwierige Situation“, sagt Bundestrainer Frank Ullrich, „das wird ein Jahr der Findung. Allerdings wollen wir unsere Ziele nicht massiv zurückschrauben, sondern durchaus mitmischen und punktuell Akzente setzen.“ Dafür wird in erster Linie Michael Greis verantwortlich sein, der bereits bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin (drei Goldmedaillen) und bei der WM in Antholz (je einmal Gold, Silber und Bronze) der erfolgreichste der deutschen Männer war. Der Sportler des Jahres 2006 sicherte sich in der Vorsaison zudem den Gesamtweltcup. Allerdings richtete sich der Fokus bislang nicht ausschließlich auf ihn, sondern auch auf Fischer und Groß, die durch ihre Persönlichkeiten und ihre Leistungen den Biathlonsport geprägt haben wie kaum jemand zuvor.

„Bisher hatten wir mehrere Athleten, die sich die Podiumsplätze geteilt haben. Wenn bei einem ein Schuss mal um Millimeter daneben ging, konnten andere einspringen“, sagt Ullrich. „Jetzt muss vor allem Greis mehr Verantwortung übernehmen. Der Druck ist spürbar größer.“

Der 31 Jahre alte Greis, erstmals der Älteste im Team, sieht nach den Testrennen in Muonio noch Defizite. „Beim Schießen fehlt noch die Sicherheit. Ich meine trotzdem, dass ich auf einem guten Weg bin“, sagt er. Dagegen gewann Alexander Wolf bei komplizierten Windbedingungen in Muonio Sprint und Verfolgungsrennen. Michael Rösch war am zweiten Tag der schnellste Mann in der Loipe.

Die weiteren deutschen Starter im Weltcup sind Andreas Birnbacher, der in Kontiolahti wegen einer beim Treppensteigen erlittenen Bänderverletzung ausfällt, Carsten Pump, Christoph Stephan und Christoph Knie. Stephan ist mit 21 Jahren der Jüngste im Team, der dreifache Juniorenweltmeister Knie ist 23. „Für sie geht es darum, erste Weltcuppunkte zu holen“, sagt Ullrich. Punkte, keine Siege. Dass zwei Routiniers künftig fehlen, dürfte sich auch in den Staffelrennen bemerkbar machen: Aus dem legendären Quartett Sendel/Luck/Groß/Fischer haben sich nun die letzten beiden Athleten verabschiedet. Eine neue Zeitrechnung hat begonnen. (mit dpa)

Helen Ruwald

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