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Mit Gewehr! Miriam Gössner schoss in der Verfolgung zehnmal daneben.

© AFP

Biathlon: Deutsche enttäuschen zum Abschluss des Weltcups in Oberhof

Einen Tag nach ihrem Sieg im Sprint schießt Miriam Gössner in der Verfolgung zehnmal daneben und bringt sich so um alle Chancen. Und auch bei den Männern läuft es nicht besser.

Bei ihrer Musikauswahl offenbarten die Veranstalter des Oberhofer Biathlon-Weltcups am Sonntagnachmittag ein schlechtes Timing. Gerade hatte Miriam Gössner ihr enttäuschendes Verfolgungsrennen beendet, aus den Wolken regnete es in Strömen auf die 22-Jährige hernieder, und beinahe wäre Gössner im Zielraum auch noch das Gewehr in den nassen Kunstschnee gefallen. Doch aus den Lautsprechern am Rennsteig dudelte davon unbeeindruckt der Faschingsschlager: „Nee, was ist das schön.“

Die musikalische Untermalung der Szenerie war so vogelwild wie die erste von Gössners vier Schießeinlagen. Als Siegerin im Sprint tags zuvor ging sie mit zwei Sekunden Vorsprung auf die Norwegerin Tora Berger ins Verfolgungsrennen. Aber dann rutschte die von 56 Konkurrentinnen gejagte Frau aus dem Werdenfelser Land erstmals in den Schießstand und setzte eine Patrone nach der anderen neben das Ziel. Fünf Schuss, fünf Fahrkarten, fünf Strafrunden – und als Gössner ihre 750 Extrameter abgespult hatte, lag sie auf Rang zwölf. Zwei Minuten hinter der führenden Berger.

Ihren Rückstand auf die Siegerin Olga Saizewa aus Russland halbierte die Oberbayerin bis zum Schluss als Zehnte zwar noch auf eine gute Minute, ihr miserables Schießergebnis mit insgesamt zehn Fehlern verhagelte Gössner aber gehörig die Laune. „Beim ersten Schießen war der Wind stärker als beim Einschießen, und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte“, sagte Gössner, die einen Tag nach ihrem zweiten Weltcupsieg mit den herrschenden Bedingungen überfordert war.

Viel Schlimmeres wäre beim Männer-Sprint am Samstag um ein Haar Gössners Mannschaftskollegen Florian Graf widerfahren, der einen störenden Wassertropfen mit einem Pusten in den Lauf seiner geladenen Waffe vertreiben wollte. Graf wurde für diese lebensgefährliche Aktion disqualifiziert und fiel so für die Verfolgung aus. Eine weitere Schwächung für die Männer – nachdem der grippekranke Andreas Birnbacher die Weltcupstation im Thüringer Wald komplett ausgelassen hatte.

In der Verfolgung mussten die Deutschen dann weitere Rückschläge einstecken. So tat es Arnd Peiffer bei seinem dritten Schießen Miriam Gössner gleich, traf kein einziges Mal und lief abgeschlagen auf Rang 29 ins Ziel. Dabei schien der Wahl-Oberhofer, Zwölfter im Sprint, eigentlich schon gut erholt von seinen schwachen Leistungen und seinem gesundheitlichen Tief im Dezember.

Bester aus dem Team der Gastgeber war am Ende Erik Lesser auf Platz 13 – speziell die russischen Männer präsentierten sich am Grenzadler dagegen in bestechender Form: Nach ihrem Staffelerfolg am Freitag sorgten Dmitri Malyschko und Jewgeni Garanitschew im Sprint wie in der Verfolgung für einen Doppelsieg für Russlands Biathleten.

Ein ungewohnt langes Gesicht zog dazu Männer-Bundestrainer Mark Kirchner – dem einen Monat vor der Weltmeisterschaft speziell die Schießleistungen in seinem Team Sorgen bereiten.

Gleiches gilt für Kirchners Kollegen Gerald Hönig: Selbst bei der ansonsten sicheren Schützin Andrea Henkel, die am Samstag fast aus dem Krankenbett auf Platz drei gelaufen war, stimmt tags darauf nur die Laufleistung. In der Verfolgung blieben bei der 35-Jährigen vier der 20 Scheiben stehen – und so fasste Frauen-Bundestrainer Hönig die Tage von Oberhof mit gemischten Gefühlen zusammen: „Wir waren ohne Henkel Dritte in der Staffel, haben hier drei Podiumsplätze geholt und können insgesamt zufrieden sein. Aber die Bäume wachsen bei uns nicht in den Himmel – weil die guten Leistungen nur auf zwei Schultern ruhen.“

Und zwar auf denen von Andrea Henkel. Und von Miriam Gössner – die vor dieser Belastung aber zumindest beim Abschied vom verregneten Rennsteig kapitulierte.

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