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Biathlon: Weltmeisterin als Schwachstelle

Die Biathlonstaffel gewinnt Rennen um Rennen. Doch ausgerechnet bei der größten Hoffnung läuft es derzeit nicht: Magdalena Neuner muss um ihren Platz zittern.

Martina Glagow und Andrea Henkel waren ziemlich gut gelaunt, sie lachten und scherzten, was natürlich auch an der gemütlichen und äußerst entspannten Atmosphäre liegen kann, in der die Biathleten in Ruhpolding ihre Interviews geben. Sie sitzen in einem kleinen Raum, der ein bisschen aussieht wie das Arbeitszimmer einer Almhütte, neben einem Holztisch stehen ein paar Stühle, dazu eine alte Couch, an der Wand hängt ein Poster einer strahlenden Kellnerin im Dirndl mit zwei Maß Bier in der Hand. Glagow und Henkel also saßen da an dem Tisch, zwei Dutzend Reporter standen vor ihnen, und dann erzählten sie von ihrer Freundschaft, wer bei Wettkämpfen im gemeinsamen Zimmer die Vorhänge aufmacht und wer den Wasserkocher bedient. „Wir sind Freunde, weil wir die Chance hatten, uns kennenzulernen“, sagte Glagow fast schon pathetisch.

Bei der WM in Östersund werden sie wohl wieder ein Zimmer teilen, und das kann nur gut sein: Harmonie fördert schließlich den Erfolg. Die WM beginnt am 8. Februar, und die deutschen Frauen haben dort vor allem ein Ziel: die Verteidigung des Weltmeistertitels im Staffelrennen. Die Chancen dafür stehen gut, schließlich gewannen sie in bislang vier Wettkämpfen dieser Saison vier Mal – und traten dabei vier Mal in unterschiedlicher Besetzung auf. In Ruhpolding änderten selbst drei Strafrunden nichts an der Überlegenheit der Frauen. Und doch gibt es vor der WM noch Diskussionsbedarf: Um die Frage, wer nun antreten wird. Und ob Magdalena Neuner, die amtierende Dreifach-Weltmeisterin, starten darf oder nicht.

In Ruhpolding hatte Bundestrainer Uwe Müssiggang zunächst gesagt, er wolle noch keine Namen nennen, sprach aber dann doch von Martina Glagow, Andrea Henkel und Kati Wilhelm, nur die vierte Position ließ er offen. Neuner hatte in Ruhpolding nach einer Pause wieder starten dürfen, trat aber etwas zu hastig auf, weshalb ihr im zweiten Schießen einige Fehler unterliefen. Beim Sprint über 7,5 Kilometer wurde sie gestern Zwölfte. Die Finnin Kaisa Varis siegte, Kati Wilhelm war als Vierte beste Deutsche.

Dass Glagow und Henkel wie Wilhelm gesetzt sind, das will Martina Glagow selbst nicht so Recht glauben. „Wenn wir ein Formtief haben, dann laufen wir auch nicht“, sagt sie. Ein Formtief aber ist im Moment schwer vorstellbar. Glagow führt den Gesamtweltcup vor Kati Wilhelm, der Französin Sandrine Bailly und Magdalene Neuner an. Andrea Henkel ist Sechste.

Sabrina Buchholz, die in Ruhpolding diese Woche als dritte Läuferin auf die Strecke ging, belegt Rang 12, und Kathrin Hitzer, die Startläuferin von Ruhpolding, Platz 23. Platz 12 und 23, das klingt nicht gerade verheißungsvoll, doch Buchholz und Hitzer haben spätestens in Ruhpolding bewiesen, dass sie dennoch absolut konkurrenzfähig in der Staffel auftreten können. Für Trainer Uwe Müssiggang macht das die Entscheidung für oder gegen Magdalena Neuner natürlich nicht einfacher.

Michael Neudecker[Ruhpolding]

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