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Schlussläuferin Andrea Henkel konnte die Führung nicht halten.

© dpa

Biathlon-WM: Drei trauern, eine strahlt

Die nächste Enttäuschung bei der Biathlon-WM: Nach drei Läuferinnen liegt die deutsche Staffel der Frauen zwar noch in Führung, am Ende wird das deutsche Quartett aber nur Fünfter und bleibt erstmals seit 1993 ohne Medaille.

Zumindest eine der deutschen Biathletinnen strahlte nach dem Staffelrennen von Nove Mesto über das ganze Gesicht. Die 19-jährige Laura Dahlmeier, erst tags zuvor aus ihrer Rolle als beschäftigungsloser WM-Lehrling befreit und für die laufschwache Nadine Horchler ins Team genommen, hatte mal eben so die überzeugendste Leistung im DSV-Quartett hingelegt. Ganz unaufgeregt absolvierte sie an dritter Startposition ihre sechs Kilometer. Vor allem aber leistete sie sich am Schießstand als einzige im Team keinen Patzer.

An der Spitze liegend übergab die junge Frau aus Garmisch-Partenkirchen an Schlussläuferin Andrea Henkel und erklärte später strahlend: „Ich hätte vor der Saison nie gedacht, dass ich hier heute laufen würde. Mir hat das ganze Rennen Spaß gemacht.“ Was den Gemütszustand ihrer Teamkolleginnen anging, war sich Dahlmeier allerdings nicht ganz so sicher: „Ich weiß nicht, wie’s den anderen geht – aber mir geht’s super!"

Die anderen, das waren: Franziska Hildebrand, Miriam Gössner und – Andrea Henkel. Am Mittwoch noch strahlende Silbermedaillengewinnerin im Einzel, fiel die Biathletin mit der mit Abstand größten Erfahrung im DSV-Quartett auf ihrer Schleife vom ersten auf den fünften Platz zurück: hinter die Siegerinnen aus Norwegen, deren überragende Schlussläuferin Tora Berger bereits ihr viertes Gold in Nove Mesto abräumte, hinter die Biathletinnen aus der Ukraine, aus Italien und die viertplatzierten Russinnen.

Die vier Frauen in Schwarz-Rot-Gold mussten sich dagegen mit einem sehr ungewohnten Gefühl anfreunden: Erstmals seit 1993 – Dahlmeier war noch nicht geboren – blieb eine deutsche Frauenstaffel bei einer WM ohne Medaille. Und deshalb gab es auch viele lange Gesichter bei den entthronten Weltmeisterinnen. Von dem Quartett, das 2012 Gold geholt hatte, waren nur Henkel und Gössner noch dabei. Frisch im Team war, neben Dahlmeier, die Hallenserin Hildebrand, die zu der Umbesetzung eine bemerkenswerte Aussage gemachte hatte. „Keine Ahnung, was da jetzt passiert. Ich kenne sie nicht“, sagte die 25-Jährige, bevor Dahlmeier losschoss. Die deutsche Startläuferin selbst hatte reichlich Pech gehabt: Zwischen ihrem ersten und zweiten Schießen fuhr ihr eine Konkurrentin über den Ski, Hildebrand musste dreimal nachladen und stürzte, musste ihr Stehendschießen auf einer ungewohnt weit außen liegenden Bahn absolvieren und übergab auf Rang 13, mit 37 Sekunden Rückstand, an Gössner.

Auch die 22-Jährige leistete sich mit fünf Nachladern einige Extrapatronen zu viel, ehe sie die Kollegin Dahlmeier mit 39 Sekunden Rückstand und dem eindeutigen Kommentar auf die Strecke schickte: „Die Laura macht das schon.“ Und die Laura machte. „Toll, wie sie das hinbekommen hat. Sie strahlt Unbekümmertheit aus und hat uns zurück ins Rennen gebracht“, lobte Frauen-Coach Gerald Hönig, kurz bevor Team-Oldie Henkel die feine Ausgangsposition verspielte.

Als Trost nach der historischen Pleite blieb die Freude über einen neuen Hoffnungsschimmer im dünn besetzten deutschen Frauenbiathlon. Mit der Empfehlung von drei Gold- und einer Silbermedaille bei der Junioren-WM war Laura Dahlmeier nach Tschechien gekommen, Hönigs Trainerkollege Ricco Groß kündigte für die kommenden Weltcups an: „Wir werden sie auf jeden Fall noch auf dem internationalen Parkett sehen.“

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