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Die deutsche Verfolger-Staffel freut sich hier über Silber.

© Jessica GOW/AFP

Bilanz der Biathlon-WM: Zum Saisonhöhepunkt topfit

Die Biathlon-WM in Östersund verläuft zufriedenstellend für die Deutschen. Vor allem die Männer zeigten ein gutes Timing.

Erstmal die Beine lang machen. Denise Herrmann hat den Urlaub schon gebucht, im April geht’s für zwölf Tage auf die Malediven, „ich bin eher so der Strand-Sonne-Typ“. Zwei Wochen Schnee und Kälte hat sie nun ja auch hinter sich und wenn Herrmann dann so in ihrer Hängematte liegt, nach dem Saisonfinale in Oslo, dann kann sie noch einmal in Erinnerungen schwelgen: Wie sie mit 30 Jahren zur besten deutschen Biathletin bei der Weltmeisterschaft in Östersund geworden ist.

Gold in der Verfolgung, Silber mit der Mixed-Staffel, Bronze im Massenstart: Für Herrmann war diese WM die größte Belohnung für ihren Mut. Dafür, es mit 27 Jahren doch noch mit dem Biathlon versucht zu haben. „Ich freue mich extrem, dass mir so eine gute WM gelungen ist. Da bin ich richtig stolz drauf“, sagte sie. Herrmann hat sogar mehr Medaillen abgestaubt als Laura Dahlmeier, die sich allerdings krank durch die ersten Wettkämpfe geplagt hatte und trotzdem noch zwei Bronze-Medaillen gewann. Mit sieben Medaillen waren die deutschen Biathleten hinter den Norwegern (neun Medaillen) die erfolgreichste Nation in Mittelschweden. Und dass Herrmann als ehemalige Langläuferin so überzeugen konnte, steht für eine interessante Entwicklung.

Östersund ist ein Ort, mit dem sie die besten Erinnerungen verbindet, 2017 hatte sie hier ihre ersten Weltcup-Siege gefeiert. Die Loipe liegt ihr: anspruchsvoll, mit vielen Kurven und harten Anstiegen – niemandem kommt das so entgegen wie ihr. „Ich liebe die Runde einfach“, sagte Herrmann und zeigte dann auch, warum sie nicht trotz ihrer Langlauf-Vergangenheit so erfolgreich war, sondern gerade deswegen: In allen Einzelrennen, in denen sie bei der WM angetreten ist, hatte sie die beste Laufzeit.

In der Verfolgung war sie sogar fast 20 Sekunden schneller als die zweitbeste Läuferin: Norwegens Marte Olsbu  Røiseland, mit drei Goldmedaillen die beste Frau der Biathlon-WM. Dass Herrmann auch das Schießen besser in den Griff bekam als noch zum Anfang der Saison, brachte ihr schließlich die Medaillen ein. Wenige Fehler kann sie auf der Loipe wieder herauslaufen, zudem waren die Bedingungen in Östersund so schwierig, dass auch die Konkurrentinnen patzten.

„Wenn man schon zehn Jahre im Weltcup dabei ist und grad auch im Langlauf weiß wie hart es ist, da eine Medaille zu gewinnen, kann man es mit 30 vielleicht noch etwas besser einschätzen“, sagte Herrmann. Im Langlauf war sie eine Top-Ten-Läuferin, kam bei Olympia in Sotschi immerhin zur Bronze-Medaille mit der Staffel. Für eine WM-Medaille reichte es nie.

Die deutschen Männer waren zum Saisonhöhepunkt topfit

Laura Dahlmeier ist da ein ganz anderer Typ. Versierter im Umgang mit der Waffe, oft hat sie Medaillen deshalb gewonnen, weil sie im richtigen Moment Pausen einlegte, um auf die Windverhältnisse zu reagieren. Doch die 25-Jährige erlebte ein hartes Jahr nach ihren zwei Olympia-Siegen in Pyeongchang, hangelte sich von einer Verletzung zur anderen und musste nun auch in Östersund kämpfen: Ein „brutaler Husten“ hatte sie bei ihrer Ankunft in Östersund erwischt, Dahlmeier musste ihren Einsatz in der Mixed-Staffel absagen. Und zuschauen, wie an ihrer Stelle Herrmann mit Vanessa Hinz, Arnd Peiffer und Benedikt Doll zu Silber rannten. Nach dem Jahr der Entbehrungen fragte sie sich: „Was ist das jetzt schon wieder für eine Lektion, die ich lernen muss.“

Doch schon im Sprint gewann sie Bronze, dass sich „wie Gold“ anfühlte. Da war sie schon von sich selber beeindruckt, und wollte alles was noch kommt, „locker angehen lassen“. Das heißt dann bei einer Dahlmeier: Sie gewinnt noch Bronze in der Verfolgung, schafft Platz vier im Einzel und Rang sechs im Massenstart. „Ich habe zwei super Ergebnisse erzielt, obwohl ich läuferisch nicht ganz in Topverfassung war“, sagte Dahlmeier. Angesichts der letzten zwölf Monate war sie mehr als zufrieden. Noch vor zwei Jahren hatte sie mit fünf Gold-Medaillen und einer silbernen bei der WM in Hochfilzen ihre eigenen Dahlmeier-Festspiele gefeiert.

Hinter Dahlmeier und Herrmann glänzte es in Östersund weniger: Vanessa Hinz, Franziska Hildebrand und Franziska Preuß kamen in keinem Rennen über einen 16. Platz hinaus. Die einst so erfolgreiche Staffel leistete sich zu viele Fehler am Schießstand, Dahlmeier lief noch einen schmeichelhaften vierten Rang heraus. Ganz anders war die Lage bei den Männern, die erneut beweisen konnten, dass sie eine schlagkräftige Truppe sind: Erik Lesser, Debütant Roman Rees, Arnd Peiffer und Benedikt Doll sicherten sich Silber, nur die Norweger waren besser.

Was sich alle immer vornehmen, ist den deutschen Männern nun auch in Östersund gelungen: Zum Saisonhöhepunkt topfit zu sein. Arnd Peiffer zeigte mit Gold im Einzel, dass auch nach seinem Sprint-Gold in Pyeongchang mit ihm zu rechnen ist. Doch auch Lesser und Doll kamen zu starken Top-Ten-Ergebnissen, selbst die Neulinge Rees, Johannes Kühn und Philipp Nawrath waren „keine Ausfälle“, wie Bundestrainer Mark Kirchner sagte. „Das sorgt für eine positive Stimmung im Team, wenn man weiß: Es ist nicht nur einer der es leisten kann“, sagte Kirchner noch. Diese WM in Östersund hat dafür jedenfalls einige Fakten geliefert. 

Saskia Aleythe

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