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Fronzek

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Bielefeld: Die beste aller Niederlagen

Trainer Frontzeck wahrt mit Bielefeld die Ruhe. Für ihn war das Spiel in Berlin trotz Niederlage sein bestes Spiel. Kann er mit seiner ruhigen Hand die Bielefelder vor dem Abstieg bewahren?

Verglichen mit seiner Zeit als Spieler (1982 bis 2000) blickt Michael Frontzeck, 43, auf eine noch sehr frische Karriere als Trainer zurück. Möglicherweise erklärt das, warum er sich bestens in die Gedankenwelt eines Spielers hineinversetzen kann. „Das ist die schlimmste Niederlage, die du als Spieler erleiden kannst“, sagte der Trainer von Arminia Bielefeld nach dem 0:1 seiner Mannschaft bei Hertha BSC.

Für den Trainer Frontzeck aber hätte es gar keine bessere Niederlage geben können als diese: besiegelt durch ein Tor 17 Sekunden nach Ablauf der angezeigten Nachspielzeit, mit der letzten Aktion des Spiels und ohne die Möglichkeit, das Verfahren noch einmal wiederaufzunehmen. „Bitterer geht’s nicht“, sagte der eingewechselte Oliver Kirch. Doch weil es sich für alle erkennbar um einen brutalen Schlag des Schicksals gehandelt hatte, wird niemand auf die Mannschaft eindreschen. Und vor allem auf den Trainer nicht.

Trainer Frontzeck hat alle vier Bundesligaspiele verloren

Michael Frontzeck war nicht unbedingt der Wunschkandidat des Bielefelder Publikums, als die Führung der Arminia nach einem Nachfolger für den abgewirtschafteten Bielefelder Jahrhunderttrainer Ernst Middendorp fahndete. Auf den ersten Blick hat Frontzeck als Trainer bisher wenig vorzuweisen: Sein erstes Engagement in der Fußball-Bundesliga, bei Alemannia Aachen, endete im Sommer mit dem Abstieg, entsprechend sensibel wird die bisherige Bilanz des neuen Trainers in Bielefeld registriert: Seit Frontzecks Amtsantritt hat die Mannschaft vier Spiele bestritten, drei in der Bundesliga, eins im Pokal gegen Carl Zeiss Jena, den derzeitigen Tabellenletzten der Zweiten Liga – alle vier hat sie verloren.

Am kommenden Samstag nun empfängt Bielefeld den Tabellenletzten Duisburg. „Die Anspannung wird eine besondere sein“, sagt Frontzeck. Die Chance, mit einem Erfolgserlebnis in Berlin, Schwung für diese Begegnung aufzunehmen, verspielte die Mannschaft in letzter Sekunde. Trotzdem hatte Frontzeck gegen Hertha „das beste Spiel unter meiner Regie“ gesehen. Mit seiner konzilianten Art ist der neue Trainer eine Art Anti-Middendorp. Frontzecks Vorgänger glaubte, nur in einem Klima der Angst könnten die Spieler Höchstleistungen abrufen. Für die Bielefelder Profis ist die neue Form der Menschenführung ein Kulturschock.

Auch die Konkurrenz erlitt Niederlagen

Selbst nach der Niederlage gegen Hertha lobte Frontzeck seine Spieler für ihr engagiertes Auftreten und ihre Defensivleistung. Die Mannschaft habe einen kleinen Schritt nach vorne gemacht. Im Kampf um die sportliche Existenz wird einem so etwas schnell als Schönfärberei ausgelegt. Zumindest in der Tabelle aber machte Arminia keinen Schritt zurück. Weil auch die Konkurrenz bisher vergeblich nach Konstanz sucht, hat sich die Situation der Bielefelder trotz ihrer Negativserie noch nicht zugespitzt. Zur Winterpause hatte sie drei Punkte Vorsprung auf Platz 16, jetzt sind es zwei.

Frontzeck ist nicht der Typ, der zur Hysterie neigt und eine bedrohliche Situation mit feurigen Sprüchen zusätzlich dramatisiert. In seinem Auftreten erinnert er ein wenig an seinen früheren Chef Hans Meyer. Auch Meyer hat sich eine gesunde Distanz zu den Überdrehtheiten des modernen Fußballs bewahrt. Und es ist offenkundig, dass die Bielefelder derzeit vor allem eines benötigen: Ruhe.

Ob er sich noch sicher fühle in Bielefeld, wurde Frontzeck am Samstag nach der Niederlage in Berlin gefragt. „Ich fühle mich gut“, antwortete er.

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